Tod im Sommerhaus
Jedenfalls könnte jemand das geglaubt haben …«
»In Rönnåsen haben sie außerdem etwas zurückgelassen«, fiel ihm der andere ins Wort. »Etwas, womit wir mit gewisser Wahrscheinlichkeit Rückschlüsse auf den Täter ziehen können.«
Magnusson warf ihm einen schrägen Blick zu.
»Tja, irgendwann passiert das eben auch, nicht wahr?«
»Dann geht es also nur noch darum, Lindberg in diesem Szenario unterzubringen?«
Magnusson überlegte.
»Wir sollten jedenfalls untersuchen, wie seine Brieftasche dorthin geraten ist. Wir sollten auch herausfinden, was er in diesen Tagen getrieben hat. Meiner Meinung nach ist er immer noch interessant für uns.«
Peter Larsson schüttelte leicht den Kopf.
»Dann müssen wir uns aber beeilen. Wenn wir etwas entdecken wollen, das ausreicht, um die Untersuchungshaft zu verlängern. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
Er sah Magnusson an.
»Außerdem müssen wir damit rechnen, dass die Presse wieder neue Zeitungsartikel veröffentlicht. Die Tochter hatte Besuch von einem Journalisten.«
»Nun«, seufzte Magnusson. »Wen wundert’s. Von welcher Zeitung?«
Peter Larsson schüttelte den Kopf.
»Keine Ahnung. Das wussten sie nicht. Stattdessen haben sie mich gefragt, ob ich was gehört hätte.«
Magnusson kratzte sich am Ohr.
»Woher hatte er ihren Namen? Und ihre Adresse? Glaubst du, diese Informationen stammen von uns?«
Peter Larsson zuckte mit den Achseln.
»Wer weiß. Das wäre nicht das erste Mal.«
Die Klingel schien nicht zu funktionieren, also hämmerte Nielsen an die Tür. Der Mann, der ihm kurz darauf öffnete, war um die siebzig. Er war groß und kräftig. Er hatte ein kantiges Kinn und einen forschenden Blick. Jemand, der es gewohnt ist, das Sagen zu haben, dachte Nielsen. Was hatte er wohl für einen Beruf gehabt? Polier? Vorarbeiter? Sein Haus lag am Rande von Skutskär, die Fabrikschornsteine waren von hier aus deutlich zu erkennen.
Dann schüttelte er schwach den Kopf. Er konnte jeden beliebigen Beruf ausgeübt haben. So etwas ließ sich nicht erraten oder nur in Ausnahmefällen. Was hätte man bei ihm selbst vermutet? Vertreter vielleicht für eine Ware, die beim besten Willen niemand kaufen wollte. Wahrscheinlich war das auch der erste Gedanke des Mannes an der Tür gewesen, überlegte er, als er den misstrauischen Blick des anderen bemerkte.
»Ich bin John Nielsen«, stellte er sich vor.
Der Mann starrte ihn an, dann nickte er.
»Nielsen? Richtig, Sie hatten angerufen. Kommen Sie rein.«
Nils Lindberg. Der Onkel. Offenbar der einzige nähere Verwandte von Bo Lindberg, der noch am Leben war. Nielsen hatte ihn am Vortag mit dem Vorsatz angerufen, so weit wie möglich mit offenen Karten zu spielen. Der Mann hatte ihn erst schweigend angehört und dann gequält geseufzt. »Bo Erik? In was ist er denn jetzt schon wieder verwickelt?« Nielsen hatte nachgedacht. »Es gibt noch keine eindeutigen Beweise«, hatte er schließlich geantwortet. »Es könnte sich auch um einen Irrtum handeln. Um einen unglücklichen Zufall.« Der andere hatte geschwiegen. »Ich habe ohnehin nichts zu erzählen. Ich habe ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen.« Nielsen hatte gewartet und überlegt, wie er fortfahren sollte. »Wenn es zum Prozess kommt, wird wahrscheinlich mehr über diese Sache in den Zeitungen erscheinen. Und über ihn. Dann wäre es vielleicht von Vorteil, wenn es jemanden gäbe, der ein differenzierteres Bild vermitteln könnte, finden Sie nicht auch?« Nach einer längeren Denkpause hatte der andere geantwortet: »In Ordnung.
Kommen Sie vorbei, dann sehen wir weiter.«
Jetzt folgte ihm Nielsen in das kleine, eingeschossige Haus.
Der Mann deutete mit dem Kopf auf eine Couchgarnitur im Wohnzimmer, und er nahm gehorsam Platz. Er ließ seinen Blick schweifen. Verblichene Lithographien hingen an den Wänden.
An einer Wand stand ein Großbildfernseher, in Fächern darunter eine Vielzahl von Videokassetten. Auch das Bücherregal war überwiegend mit Videos gefüllt. Bei den Büchern schien es sich hauptsächlich um Reiseberichte zu handeln.
»Als es gerade passiert war, habe ich viel von der Sache gehört«, sagte Nils Lindberg. »Die Nachrichten haben recht viel darüber gebracht. Aber ich hätte mir nie träumen lassen, dass es sich bei dem Festgenommenen um Bo Erik handelt! Und bei mir hat sich noch niemand gemeldet. Hätten sie das nicht tun müssen?«
Er sah Nielsen erwartungsvoll an und beantwortete seine Frage dann selbst.
»Nein, vermutlich
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