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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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nicht. Schließlich ist es Jahre her, dass ich ihn zuletzt gesehen habe.«
    »Aber Sie wussten, dass er wieder hierher gezogen war?«, fragte Nielsen.
    Der Mann warf ihm einen raschen Blick zu.
    »Ja, davon hatte ich gehört«, erwiderte er ausweichend.
    »Wissen Sie, weshalb?«, fragte Nielsen.
    Der Mann hob ratlos die Hände.
    »Wie soll ich das wissen? Aber aus irgendeinem Grund wollte er wohl wieder zurück. Schließlich ist er hier aufgewachsen, hier in der Stadt. Hier hat er als Kind gewohnt. Sie kamen von Söderhamn hierher, als er etwa fünf Jahre alt war. Dann ist Erik gestorben. Mein Bruder. Schlaganfall, er war erst 36 Jahre alt.
    Bo war da noch nicht mal zehn. Und dann begann der Zirkus.
    Sie hat ihn durch halb Schweden geschleift, also Lisbet, seine Mutter.«
    Nils Lindberg verstummte und schüttelte den Kopf.
    »Sie hat ihn kaputtgemacht. Damals fing alles an. Es musste ja so kommen.«
    Mit gerunzelter Stirn sah Nielsen ihn an.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte er.
    Der andere schaute ihn verärgert an.
    »Es ging doch alles schief. Kein Wunder bei dem chaotischen, unsteten Lebenswandel. Dauernd hatte sie andere Männer. Und dann ist sie die ganze Zeit umgezogen. Als wäre das Leben ein verdammter Orientierungslauf. Gleichzeitig hat sie den Jungen wahnsinnig verwöhnt. Sie ließ ihm alles durchgehen. Das konnte ja nur so enden. In seinem ganzen Leben hat er keine einzige ordentliche Arbeit gehabt. Und jetzt das …«
    John Nielsen betrachtete den Mann, der ihm gegenüber am Couchtisch saß.
    »Sie glauben, dass er es gewesen ist? Dass er dazu fähig wäre?«
    Nils Lindberg starrte ihn mit ausdrucksloser Miene an.
    »Aber nicht doch! Das habe ich nie behauptet!«
    Er ließ sich zurück in den Sessel sinken.
    »Nein«, fuhr er mit leiserer Stimme fort. »Nein, Bo nicht. Das könnte er nicht. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen…«
    »Aber es ist doch schon so lange her, seit Sie ihn zuletzt gesehen haben?«, erwiderte Nielsen.
    »Vermutlich ein paar Jahre, und da auch nur ganz kurz. Er hat mich hier besucht.«
    Nils Lindberg strich sich nervös ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    »Aber als er kleiner war, habe ich mich oft um ihn gekümmert.
    Zeitweise hat er auch bei mir gewohnt. Es gab kaum Probleme.
    Solange man ihm gesagt hat, wo’s langgeht, ging alles gut.
    Einige Sommer war er auch bei seinem Großvater in der Gegend von Ljusne, als der noch lebte. Da war es genauso. Zucht und Ordnung. Da lernte man gehorchen, daran erinnere ich mich auch noch recht deutlich. Daran ist noch niemand gestorben.«
    »Wieso hat er bei Ihnen gewohnt?«, fragte Nielsen.
    Lindberg hustete verächtlich.
    »Ein neuer Mann war aufgetaucht. Bei Lisbet. Und da musste sie den Jungen irgendwo abladen. Ich konnte nicht nein sagen, schließlich war er Eriks Sohn. Aber irgendwann hat es mir dann gereicht, und ich habe mich geweigert. Sie sollte sich gefälligst selbst um ihr Kind kümmern. Ja, aber das konnte sie eigentlich nicht, wie sich später herausstellte.«
    Nachdenklich rieb sich Nielsen das Kinn.
    »Sie meinen also, dass aus Bo nichts Ordentliches wurde?«
    »Nein, man muss sich doch nur mal ansehen, was er geleistet beziehungsweise nicht geleistet hat!«
    Nils Lindberg setzte sich aufrecht hin.
    »Hat er eine Ausbildung gemacht? Hatte er jemals eine richtige Arbeit? Nein, nichts, nicht einmal annäherungsweise. Er hat rumgegammelt, das hat er! Hat sich mit Abschaum abgegeben! Habe ich Recht?«
    Er sah Nielsen auffordernd an.
    »Aber er hat doch selbst nichts verbrochen, wenn ich das richtig verstanden habe«, meinte Nielsen. »Einmal abgesehen von diesen Ausrutschern, als er Anfang zwanzig war?«
    Lindberg zuckte mit den Achseln und verzog das Gesicht.
    »Ich weiß nicht, womit er sich beschäftigt hat. Oder wovon er gelebt hat. Gearbeitet hat er jedenfalls kaum.«
    Er atmete tief ein.
    »Ich finde nur, dass das eine verdammte Vergeudung war. Er war begabt. Hatte was im Kopf. Genau wie Erik, mein Bruder.
    Der war auch begabt, konnte alles Mögliche ausrechnen. Im Kopf. Ehe sich jemand die Zahlen aufschreiben konnte. Bo Erik war genauso. Kaum warf er einen Blick auf die Hausaufgaben, konnte er schon alles. Er hätte es weit bringen können. Wenn er nur etwas Disziplin gehabt hätte. Aber er besaß schließlich auch Gene von der anderen Hälfte, wie gesagt …«
    Er verstummte.
    »Und er hat Sie weiterhin besucht?«, fragte Nielsen nach einer Weile.
    Lindberg schien zu zögern. Er warf Nielsen einen

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