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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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raschen Blick zu.
    »Ja. Schließlich brauchte er Geld. So war das jedes Mal, wenn er hier auftauchte, er wollte Geld leihen.«
    Nielsen schien überrascht.
    »Viel?«
    »Ein paar Hundert Kronen. Mal tausend. So viel wie er kriegen konnte.«
    »Und Sie haben ihm das Geld geliehen?«
    »Tja, wenn es ging. Ich hatte wohl immer noch ein Verantwortungsgefühl. Bis letzten Winter. Da habe ich zu ihm gesagt, dass Schluss ist.«
    Nielsen schwieg eine Weile.
    »Ich dachte, Sie hätten ihn in den letzten Jahren kaum getroffen?«
    Der andere zuckte zusammen.
    »Getroffen ist vielleicht das falsche Wort«, meinte er verärgert. »Ab und zu war er halt hier. Ich kann mich schließlich nicht an jeden Scheißdreck erinnern!«
    Er starrte Nielsen an. Dann sah er zu Boden.
    »Auf alle Fälle weiß ich nichts über ihn. Jedenfalls nicht mehr, als ich gesagt habe. Aber das hatte ich Ihnen ja bereits erklärt.
    Dass es keinen Sinn hat, mit mir zu reden.«
    Nielsen nickte und erhob sich.
    »Ich finde trotzdem, dass ich etwas klüger geworden bin«, meinte er. »Und es war furchtbar nett, dass Sie etwas dazu beigetragen haben.«
    Lindberg sah ihn erstaunt an.
    »Schließlich geht es um die Familie«, meinte er dann.
    »Man will gerne was tun …«
    Nielsen war Richtung Diele gegangen und blieb vor dem Bücherregal stehen. Er schaute sich die Titel an.
    »Sie interessieren sich für fremde Länder?«
    Nils Lindberg war ebenfalls aufgestanden und hatte sich neben ihn gestellt.
    »Verreisen Sie oft?«, fuhr Nielsen fort.
    Der andere sah ihn ausdruckslos an.
    »Es kommt vor«, erwiderte er knapp und schob Nielsen zur Tür.

    Er bog auf die alte Landstraße und ließ den Wagen langsam weiterrollen. Dann fuhr er an den Straßenrand und hielt an.
    Reglos blieb er sitzen.
    Zum ersten Mal hatte er das Gefühl gehabt, sich ein Bild von Lindberg machen zu können. Bo Erik Lindberg. Ein sekundenschnelles Bild mit scharfen Konturen. Etwas an diesem Bild ängstigte und beschämte ihn. Als hätte er jemanden in einem unbeobachteten Augenblick überrascht. Hätte etwas zu Gesicht bekommen, was nie für die Augen eines anderen bestimmt gewesen war.
    Aber das Ganze führt zu nichts, dachte er. Sagte nichts darüber aus, ob er schuldig oder unschuldig war. Ob er in die Sache verwickelt oder nur zufällig zum Opfer geworden war. Das Gespräch mit der Freundin würde vermutlich zu einem ähnlich mageren Ergebnis führen.
    Trotzdem fuhr er wieder auf die Fahrbahn und bog nach Gävle ab. Er zog sein Notizbuch aus der Jackentasche und schlug die Seite mit Anneli Holms Adresse auf.

    Drogenabhängig bereits mit dreizehn, Fixerin schon lange bevor sie zwanzig gewesen war. Hatte wiederholte Male an Entziehungskuren teilgenommen, war aber abgehauen und rückfällig geworden: Dann hatte sie Methadon bekommen, war wieder rückfällig geworden. Zwei Abtreibungen. Vor drei Jahren war sie wieder schwanger geworden, hatte das Kind aber verloren, nachdem sie von ihrem damaligen Freund schwer misshandelt worden war. Seither war sie laut der ihm vorliegenden Angaben, für die nicht viel sprach, clean gewesen.
    Nielsen ging in Gedanken noch einmal Lasse Hennings kurz gefassten Bericht durch, während er die Frau betrachtete, die mit einer Hand am Türrahmen, der anderen auf der Klinke, vor ihm stand. Ihr Gesicht war weicher, als er es sich vorgestellt hatte, fast kindlich, aber aus ihrem Blick sprach Lebenserfahrung.
    Härte. Sie wirkte sowohl wachsam, als auch eine Spur aufreizend. Ihre wiederholten Kaubewegungen und die Narben an ihrem Unterarm, den ein hochgerutschter Ärmel entblößte, verrieten, was für ein Leben sie geführt hatte. Sie bemerkte seinen Blick und zog den Ärmel herunter. Mit leeren Augen sah sie ihn an.

Eigentlich hatte er gar nicht damit gerechnet, dass sie ihn reinlassen würde, und noch weniger, dass sie in lautes Gelächter ausbrechen würde, nachdem sie ihm einen Augenblick zugehört hatte.
    »Es soll also Bosse nützen, wenn Sie sich mit mir unterhalten dürfen?«, sagte sie mit heiserer Stimme und einem leichten Lispeln. »Und das soll ich Ihnen abnehmen? Für wie dumm halten Sie mich eigentlich?«
    Sie schüttelte den Kopf und lachte wieder.
    »Aber Sie können ja vielleicht mir helfen?«, fuhr sie fort und betrachtete ihn. »Haben Sie eine Zigarette?«
    Nielsen nickte.
    »Klar.«
    »Gut«, erwiderte die Frau.
    Sie drehte sich um und ging in die Wohnung. Nielsen folgte ihr, zog eine Zigarettenschachtel aus der Tasche und reichte sie

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