Tod im Sommerhaus
sagte er.
»Wenn sie nicht genug Beweise haben, um Anklage zu erheben.«
Anneli Holm unterbrach ihn.
»Das glaube ich erst, wenn ich es sehe! Wer weiß schon, was die sich alles ausdenken? Vielleicht lassen sie ihn einfach versauern.«
Sie verstummte und sah ihn an, als sei ihr plötzlich etwas eingefallen.
»Ihre Adresse«, sagte sie. »Telefonnummer.«
Nielsen sah sie nachdenklich an und schnaubte kurz.
»Ich will doch nur Ihre verdammte Adresse! Damit ich Sie erreichen kann. Kapieren Sie das denn nicht?«
Nielsen holte tief Luft, suchte in seinen Taschen und zog sein Notizbuch und einen Stift hervor.
»Hier«, sagte er, nachdem er etwas aufgeschrieben und eine Seite herausgerissen hatte. »Aber behalten Sie die für sich, okay?«
Anneli Holm nahm den Zettel und lächelte.
»Meine Güte, wie übervorsichtig! Glauben Sie, dass Sie so wahnsinnig interessant sind?«
Sie betrachtete den Zettel, dann sah sie ihn wieder an.
»Ich werde schon noch rauskriegen, wer dahintersteckt.
Welches Schwein ihm diese Sache anhängen will und ihn verpfiffen hat.«
Nielsen schüttelte den Kopf.
»Stellen Sie jetzt bloß nichts an. Machen Sie keine Dummheiten. Damit wäre Lindberg nicht gedient.«
Sie starrte ihn ausdruckslos an.
»Rufen Sie mich an, wenn was sein sollte«, sagte er nach kurzem Schweigen, »oder auch nur, wenn Sie sich unterhalten wollen.«
Sie seufzte.
»Meine Güte, sind Sie jetzt aber eifrig. Sie erwarten wohl noch etwas anderes für Ihren Fünfhunderter?«
Nielsen zuckte mit den Achseln, drehte sich um und ging auf die Tür zu. Hinter sich hörte er ihre Stimme. Sie überschlug sich fast vor Wut und Verzweiflung.
»Mir darf es doch auch mal gut gehen! Habe ich nicht auch ein Anrecht auf ein kleines bisschen Glück! Ein einziges, verdammtes Mal!«
Peter Larsson wartete bereits im Amtsgericht. Magnusson blieb draußen stehen und zündete sich eine Zigarette an, bereits die dritte an diesem Tag, und inhalierte tief und gierig. Nach ein paar Zügen ging er zum Blumenkübel links neben dem Portal und drückte die Zigarette im Sand aus.
Er blieb stehen und warf einen Blick über die Bahngleise auf das Polizeipräsidium. Das Auto würde gleich eintreffen. Die Strecke war kurz, es konnte kaum länger als ein paar Minuten dauern. Missmutig starrte er auf einen einfahrenden Zug und rieb sich die Augen. Müdigkeit steckte ihm in den Knochen.
Wahrscheinlich hatte Peter Larsson Recht. Er hatte sich verrannt. Er war zu weit gegangen, und es fiel ihm schwer, den Fall unvoreingenommen aus neuen Blickwinkeln zu betrachten.
Er holte tief Luft, ging die Treppe hoch, und betrat das Gebäude. Larsson stand vor dem Gerichtssaal. Magnusson sah sich suchend um.
»Ist Reyes noch nicht da?«
Peter Larsson schüttelte den Kopf.
»Nein. Aber hätte er noch was rausgekriegt, wüssten wir davon.«
Magnusson nickte.
»Stimmt.«
Larsson musterte ihn prüfend.
»Also hängt alles an einem Haar?«
Magnusson lachte.
»Haar? Hätten wir ein Haar vorgefunden, gäbe es jetzt kein Problem, oder?«
Er hob ratlos die Hände.
»Aber wir haben doch einiges. Für die Haftprüfung müsste das reichen.«
»Hjerpe wirkte skeptisch«, erwiderte Peter Larsson.
Magnusson spitzte die Lippen.
»Tja, abwarten. Schließlich geht die Welt nicht unter, wenn sie ihn rauslassen.«
Peter Larsson runzelte die Stirn.
»Findest du das wirklich?«
Magnusson vergrub die Hände in den Hosentaschen, ging ein paar Schritte den Korridor entlang, drehte um und kam zurück.
»Ich würde es natürlich vorziehen, wenn er in Haft bliebe.
Aber wenn das nicht geht, dann geht’s eben nicht. Dann müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen.«
Er schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, ob er wirklich dieser Ansicht war, aber er hatte keine Lust, sich noch länger über Lindberg und Rönnåsen den Kopf zu zerbrechen. Er hatte das Gefühl, dass ihm der Fall immer weiter entglitt. Er hatte sich nun schon zu lange damit abgemüht. Er musste ihn loslassen, zumindest für ein paar Tage …
Ein plötzlicher Schrei ließ ihn zusammenzucken. Es folgten aufgeregte Rufe. Er stürzte mit Peter Larsson auf den Fersen zum Ausgang und stieß die Tür auf. Der Transporter stand mit offenen Türen in einer Parklücke. Ein Polizist, den er vom Sehen kannte, lag auf dem Asphalt und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das Knie.
»Das Schwein hat mich zu Boden getreten!«
Magnusson starrte ihn an.
»Wo ist er?«
Der Mann machte eine
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