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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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Fingernägeln. Was wollten die hier? Wieso saßen die da unten und observierten sie? Wollten sie sie einschüchtern? Sie schikanieren? Sie wusste nicht, was sie im Schilde führten, hatte aber keinesfalls die Absicht, noch einmal mit ihnen zu sprechen. Beim letzten Mal, als sie sie über den Einbruch ausgefragt und ihr die Worte im Mund umgedreht hatten, bis sie selbst nicht mehr gewusst hatte, was sie gesagt hatte, hatte sie sich entschieden. Denen würde sie nichts mehr sagen! Sie wusste genau, was sie über sie dachten, das war ihnen anzusehen gewesen. Diese Fixerhuren logen alle, sobald sie den Mund aufmachten! Man kam ihnen lieber nicht zu nahe, schließlich konnte man sich anstecken …
    Sie stand auf und ging zum Telefon. Sie musste Mama erreichen. Sonst fiel ihr niemand ein. Dann besann sie sich eines Besseren. Vielleicht hörten die ihr Telefon ab? Einen Augenblick lang blieb sie unentschlossen stehen, dann zuckte sie mit den Schultern. Was spielte das noch für eine Rolle? Was immer sie auch sagte, es konnte ohnehin nicht schlimmer werden. Sie wählte, aber es hob niemand ab. Wo war sie bloß?
    Gestern hatte sie wieder vor ihrer Wohnung gestanden. Sie hatte eine halbe Ewigkeit geklingelt, aber niemand hatte geöffnet. Dann hatte sie versucht, durch den Briefkastenschlitz zu schauen, jedoch nur die Post sehen können. Reklame.
    Außerdem Mamas abgelatschte Joggingschuhe. Sie standen mitten in der Diele. Aus der Wohnung war kein Laut gedrungen, und es hatte sehr muffig gerochen. Ob sie wohl da drinlag? Ob ihr etwas zugestoßen war?
    Rasch hatte sie den Kopf zurückgezogen, nur weg hier. In dieser Hinsicht hatte sie schon genug gesehen. Alte Freunde, die tage- und wochenlang dagelegen hatten. Mit heruntergeklappter Kinnlade, stumpfen, toten Augen. Und dann die Gesichtsfarbe.
    Diese furchtbare Farbe! Diese Flecken …
    Sie legte den Hörer zurück und starrte ins Leere. Dann schüttelte sie den Kopf. Nein. Mama nicht. Das konnte nicht sein. Aber wo steckte sie dann? Warum hätte sie ausgerechnet jetzt wegfahren sollen?
    Sie dachte an Bella, dem sie im Einkaufszentrum begegnet war. »Mama? Die hat Urlaub genommen«, hatte er grinsend gesagt. »Sie fand, sie bräuchte eine Luftveränderung.« Sie hatte ihn angestarrt. »Seit wann seid ihr so verdammt intim?« Bella hatte nur mit den Schultern gezuckt und dann gefragt: »Hast du was von Bosse gehört? Weißt du, ob er bald rauskommt? Oder wollen die ihn weiter festhalten?« Wütend hatte sie erwidert:
    »Wieso sollten die ihn festhalten, verdammt nochmal? Er hat nichts verbrochen!«
    Bella hatte genickt. »Ja, ja, ist schon gut«, hatte er besänftigend erwidert. »Das versteht sich. Man kann nur hoffen, dass das auch reicht …« Dann war er einen Schritt näher gekommen. »Du weißt schon, falls du was brauchst …«
    Aber sie war rasch zurückgewichen. »Was sollte ich von dir schon brauchen?«, hatte sie geantwortet und ihn fixiert, bis er ihrem Blick ausgewichen war.
    Sie schüttelte sich. Es war ihr immer unangenehm, an ihn zu denken, obwohl er ihr nie etwas getan hatte. Sie konnte sich das auch nicht recht erklären. Sie konnte ihn eben einfach nicht ausstehen. Schon allein seine verdammten Fischaugen …
    Sie zuckte zusammen, als es an der Tür klopfte. Ihr wurde eiskalt, und sie stand wie versteinert da. Dann spürte sie, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, ihr Herz begann zu rasen, und sie lief in die Diele.

Rätsel
     
    Nielsen lag der Länge nach auf seinem Bett und betrachtete die Wolken, die unendlich langsam über den Himmel zogen.
    Schließlich zwang er sich, den Blick abzuwenden und sah auf die Uhr. Schon nach neun, aber immer noch ein wenig hell. Im Sommer verlor man jegliches Gefühl für die Zeit, fand er, und die Länge der Tage nahm geradezu nordschwedische Ausmaße an.
    Er setzte sich auf. Ein Tag war bereits verstrichen, seit er von den Gesprächen mit Lindbergs Onkel und seiner Freundin zurückgekehrt war. Er hätte sich bei Lasse Henning melden müssen. Aber aus unerfindlichem Grund zögerte er, irgendetwas hielt ihn zurück. Eine Art betäubende Müdigkeit, die ihn befiel, wenn er nur an Lindberg und die ganze Geschichte dachte.
    Vielleicht sein Unterbewusstsein, das ihm riet, sich aus dieser Sache rauszuhalten. Außerdem brachte das Ganze wahrscheinlich sowieso nichts.
    Möglicherweise befürchtete er auch einfach, dieser Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Diese Geschichte weder aufspüren, noch niederschreiben zu können.
    Er trat ans

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