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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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Fenster und starrte hinaus. Seine Wohnung lag im fünften Stock. Auf der anderen Seite der Ausfallstraße konnte er Märsta Centrum ausmachen. Er wohnte jetzt schon ein gutes Jahr hier und begann sich langsam einzugewöhnen. Eigentlich gefiel es ihm, so weit oben zu wohnen und den Horizont sehen zu können. Zu viel Wald fand er bedrohlich. Er wollte weit sehen können.
    Er dachte darüber nach, ob sie in seinen Genen steckte. Die Erinnerung an flaches Land und Meer. An Horizonte. Seine Eltern stammten aus der Ebene von Nordjütland. Bauern, die auch fischten. Wahrscheinlich würde er dort heute noch Verwandte finden. Er wusste, dass Janne und Birthe Anfang der fünfziger Jahre mit seinem Großvater mütterlicherseits eine Rundreise durch Nordjütland gemacht hatten. Sie hatten bei Cousins und Cousinen zweiten Grades gewohnt oder anderen entfernten Verwandten … Birthe hatte offenbar jede Sekunde ihrer Reise verabscheut …
    Zerstreut schüttelte er den Kopf. Wer hatte ihm davon erzählt?
    Wahrscheinlich Janne. Birthe selbst war es wohl kaum gewesen.
    Er konnte sich nicht erinnern, dass sie überhaupt je miteinander gesprochen hatten. Wenn er an sie dachte, stellte sich spontan Schweigen ein. Und eine Art Leere. Natürlich irrte er sich, natürlich mussten sie miteinander gesprochen haben. Aber seine Erinnerung beharrte darauf und zeigte ihm immer nur ein schweigendes Gesicht und einen Blick, der ihn nie wahrzunehmen schien, als könne sie ihn nicht sehen oder als existiere er gar nicht.
    Sie war erst sechzehn gewesen, als sie ihn geboren hatte, und sie hatte sich nie um ihn gekümmert. Er war bei ihrem fast zehn Jahre älteren Bruder und seiner Frau aufgewachsen, bei Janne und Kerstin. Obwohl sie ihn nie adoptiert hatten, waren sie seine eigentlichen Eltern geworden. Birthe war ihm immer fremd geblieben. Er hatte sie nie kennen gelernt. Auch jetzt würde sich ihm keine Gelegenheit mehr bieten. Als er zehn Jahre alt gewesen war, war sie von einer Fähre nach Finnland verschwunden. Alles deutete darauf hin, dass sie über Bord gefallen und ertrunken war. Ihre Leiche war nie gefunden worden.
    Er begann, ruhelos in der Wohnung auf und ab zu gehen.
    Warum dachte er daran? Warum war Birthes Gesicht gerade jetzt vor seinem inneren Auge aufgetaucht? Scheinbar grundlos.
    Er verzog das Gesicht. Natürlich gab es einen Grund. Jedes Mal, wenn er sich einem Rätsel, einem Geheimnis näherte - in diesem Fall dem wenig greifbaren Bild von Bo Erik Lindberg -, brachte sie sich in Erinnerung. Das große Rätsel. Für das es keine Lösung gab. Das Rätsel Lindberg war bedeutend einfacher. Entweder war er schuldig oder unschuldig. Das würde sich bald herausstellen und zwar ganz sicher ohne sein Zutun …
    Das Telefon klingelte. Er unterbrach seine Überlegungen, warf einen Blick auf das Display und hob seufzend ab.
    »Ich weiß«, begann er. »Ich hätte dich anrufen sollen …«
    »Lindberg ist abgehauen«, fiel im Lasse Henning ins Wort.
    Nielsen verschlug es die Sprache.
    »Wann?«, fragte er dann.
    »Beim Haftprüfungstermin, genauer gesagt, kurz davor. Heute Morgen. Er hat einen Beamten niedergeschlagen und ist getürmt.«
    »War irgendwas vorgefallen?«
    »Meines Wissens nicht. Und es stand auch gar nicht fest, dass sie die U-Haft verlängern würden. Er hat damit nicht viel gewonnen.«
    Lasse Henning machte eine kurze Pause.
    »Aber das ist nicht alles. Lindbergs Freundin ist auch verschwunden, hat sich in Luft aufgelöst, und die Frau, die gesehen haben will, wie er in der Mordnacht nach Hause gekommen ist, ebenfalls.«
    Nielsen erstarrte.
    »Und Lindberg könnte was damit zu tun haben?«
    »Was würdest du glauben?«, entgegnete Lasse Henning.
    »Wäre doch seltsam, wenn da kein Zusammenhang bestände, oder?«
    Nielsen war immer noch wie versteinert und starrte vor sich hin.
    »Ich habe sie vorgestern getroffen«, sagte er. »Die Freundin.
    Anneli Holm.«
    »Hab ich mir schon gedacht«, sagte Lasse Henning, »dass du versuchen würdest, mit ihr zu sprechen. Hast du etwas in Erfahrung gebracht?«
    »Dass Lindberg ein Heiliger war«, antwortete Nielsen. »Und dass sie ihn bis zum letzten Blutstropfen verteidigt hätte.«
    Er hing seinen Gedanken nach und konnte die Konturen ihres Gesichts vor sich sehen, ihre unerhörte Entschlossenheit, wenn sie die Zähne zusammenbiss. Ja, sie würde ihn verteidigen, dachte er. Gegen alles und jeden. In jeder Situation. Egal, ob er es wert war oder nicht.
    Er zupfte an seinem

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