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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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trat auf den Gang und zog die Tür zu.

     
    Die Straße verschwand wie ein schwarzes, endloses Band unter seinem Auto. Der wolkenlose Himmel über ihm war glatt und klar und entbehrte jeglicher Tiefe, fand er, wie alles andere hier draußen. Alles kam ihm unwirklich vor, bestand gewissermaßen nur aus Oberfläche.
    Es ging ihm nicht gut. Ein leichtes Gefühl der Übelkeit stieg in ihm auf. Aber das war ihm jetzt egal. Müde. Nicht so, dass er Angst haben musste, am Steuer einzuschlafen. Eher matt.
    Kraftlos mit weit geöffneten Augen. Er hatte das Gefühl, sie nicht schließen zu können, auch wenn er gewollt hätte. Er sah sich genötigt, weiterhin geradeaus zu starren. Alles lief durch ihn hindurch. Die Straße, der Himmel, der Wald. Alles war gleichermaßen unwirklich. Eine Scheinwelt. Eine Art Legoland im Maßstab eins zu eins …
    Er wischte sich über die Stirn. Er schwitzte. Vielleicht wurde er doch krank. Vielleicht sollte er anhalten. Aber er war unschlüssig, hatte nicht mal dazu die Kraft. Weiterfahren war das Einfachste. Nicht nachdenken, einfach weitermachen, weiterfahren.
    Vor Uppsala wurde der Verkehr dichter und stand plötzlich still. Es fehlten nicht viele Millimeter, und er hätte das Auto vor sich gerammt. Kerzengerade saß er in seinen Sitz gepresst. Der Fahrer in dem Wagen neben ihm drehte sich zu ihm um. Er bewegte die Lippen und zeigte ihm mehrmals einen Vogel. Da erst bemerkte er, dass seine Hand auf der Hupe lag.
    Gleichzeitig bekam er keine Luft mehr. So sehr er sich auch bemühte, er konnte nicht atmen. Er hob die Hände vom Lenkrad und starrte auf das Gesicht in dem anderen Auto, bis es sich wie in einem Zerrspiegel verformte.
    Dann lag er am Boden. Er wusste nicht, was passiert war.
    Weder, wie er aus seinem Auto gekommen war, noch, wo er sich befand. Alles war auf einmal dunkel, obwohl er die Bäume sehen konnte, die ihn umgaben, das Grün, den Himmel über sich. Aber alles war von einer Dunkelheit durchdrungen, die aus dem Grün sickerte. In dem Graben unterhalb von ihm floss träge dunkles Wasser vorbei. Es stieg langsam an und kam immer näher. Plötzlich hatte er den Geruch von Blut in der Nase, denselben Geruch wie unten im Keller. Er schlug ihm süßlich und schwer entgegen. Drohte ihn zu ersticken.
    Heftig warf er sich nach hinten und spürte plötzlich, wie die Luft in seine Lungen strömte, als käme er nach längerer Zeit unter Wasser wieder an die Oberfläche. Er hatte Schmerzen in der Brust und schrie beim Atmen. Er rang nach Luft, als könne er nicht genug davon bekommen.
    Nach einer Weile wurde er sich der Menschen um ihn herum bewusst und hörte ihre Stimmen, ihre Fragen. Wie es ihm gehe.
    Ob man einen Krankenwagen rufen solle. Er hatte nicht die Kraft zu antworten, nicht einmal, sie anzuhören. Schwankend stand er auf und ging zum Auto. Er stieß jemanden beiseite, der versuchte, ihn aufzuhalten. Er setzte sich ans Steuer, ließ den Motor an und fuhr weiter.
    Das Licht war zurückgekehrt. Die Sonne. Der Himmel war blassblau, diesig. Aber immer noch konnte er den dunklen, ansteigenden Strom sehen, einen dunklen Fluss, der alles durchfloss.
    Verzweiflung, dachte er. Die einem das Herz abdrückt, bis es nur noch so groß ist wie eine Erbse. Verzweiflung, die einem eine Schlinge um den Hals legt. Das war ihm schon früher passiert, und es würde sicher wieder vorkommen. Er atmete tief ein und wartete darauf, dass der lähmende Schrecken wie üblich einem Gefühl der Erleichterung Platz machen würde.
    Aber dieses Mal war es anders. Keine Erleichterung stellte sich ein, sondern unerbittliche Klarheit darüber, wie bedeutungslos alle Menschen waren und was sie einander anzutun vermochten, ohne dass es dafür eine Erklärung gab.
     
    Der weiße Volvo fuhr langsam am Haus vorbei, beschrieb vor der Auffahrt eine Kurve, als hätte der Fahrer einen Augenblick nicht aufgepasst und zu lange auf die Absperrung gestarrt. Es war etwa acht Uhr abends, und Peter Larsson hatte seit dem frühen Nachmittag gewartet. Jetzt schaute er noch einmal auf das Nummernschild, ließ den Motor an, überholte den Volvo und gab dem Mann am Steuer ein Zeichen anzuhalten. Dieser warf ihm jedoch nur einen raschen Blick zu, starrte dann stur geradeaus und fuhr weiter.
    Peter Larsson ließ ihn gewähren. Die Straße endete etwa 50 Meter weiter an einem Wendeplatz. Dort stellte er sich quer, sprang aus dem Wagen, riss die Fahrertür des Volvo auf und drehte den Zündschlüssel um. Der Fahrer starrte ihn

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