Tod im Sommerhaus
bis in den Süden verzweigt hat. Es ging um die Vermittlung junger - teilweise sehr junger - Mädchen an Kunden mit sehr viel Geld. Sie und eine weitere Frau waren die Drahtzieherinnen, aber nur Katja Walter wurde verurteilt und zwar recht milde. Vieles wurde offenbar unter den Teppich gekehrt, da einflussreiche Personen, die kein großes Interesse daran hatten, dass allzu viel an die Öffentlichkeit drang, involviert gewesen sein sollen.«
Er schöpfte Atem.
»Mit dieser Geschichte hatte ich nichts zu tun. Aber ich kannte sie bereits aus meiner Zeit als Streifenpolizist und hätte mich auf alle Fälle an Katja Walter erinnert, denn sie sah damals wahnsinnig gut aus. Sie war eine außergewöhnliche Schönheit.
Damals war sie achtzehn oder neunzehn, aber schon etliche Jahre auf der schiefen Bahn. Das war eher ungewöhnlich, denn sie stammte nicht gerade aus dem Slum. Im Gegenteil. Sie besaß einen gutbürgerlichen Hintergrund. Die Mutter entstammte einer adligen Familie, Papierfabrikanten - Korsnäs, Iggesund und so weiter. Sie hatte ziemlich viel Geld in die Ehe gebracht, das Katjas Vater, soweit ich weiß, bis zur letzten Krone durchbrachte. Wie auch immer, Katja tat sich knapp zwanzigjährig mit einem recht erfolglosen, hier ansässigen Künstler zusammen. Er war fast doppelt so alt wie sie und schon seit Jahren drogenabhängig, einer der ersten in Schweden überhaupt. Er hat auch gedealt. In den Siebzigern wurde er deswegen einige Male verurteilt, saß jedoch nie für längere Zeit.
Damals sahen die Gerichte das noch nicht so eng, ein paar Tütchen Heroin hin oder her spielten keine Rolle …«
»Und sie?«, fragte Nielsen.
»Dass sie irgendwie verwickelt war, davon waren wir überzeugt, jedenfalls, was die Drogen anging«, antwortete Magnusson. »Aber, soweit ich weiß, nahm sie das Zeug nicht selbst. Es ist auch nie gelungen, sie im Zusammenhang damit zu verurteilen. Nein, aktenkundig wurde sie erst mit dieser Bordellgeschichte. Anschließend vergingen ein paar Jahre, bis wir wieder auf sie aufmerksam wurden, dieses Mal jedoch in einer ganz anderen Sache. Eine Zeit lang betrieben sie und ihr Partner ein kleines Antiquitätengeschäft. Oder vor allem sie. Sie war geschäftstüchtig, zumindest glaubte ich das. Dieses Unternehmen tauchte im Zusammenhang mit einigen Ermittlungen auf. Verdacht auf Hehlerei, ohne dass sich je etwas beweisen ließ. Aber irgendwann in den neunziger Jahren machten sie den Laden trotzdem dicht. Konkurs und eine Menge Schulden. Kurz darauf starb ihr Mann. Fiel eine Treppe runter und brach sich das Genick. Es vergingen ein paar Stunden, bis Katja Walter Alarm schlug. Sie schob es auf den Schock, und man fand auch nichts, was auf verdächtige Umstände in Bezug auf den Todesfall hingedeutet hätte. Ich weiß jedoch, dass manch einer sein Misstrauen äußerte.«
»Handelte es sich um denselben Mann?«, fragte Nielsen.
Magnusson nickte.
»Weine Strand. Sie waren nie verheiratet, haben aber sehr lange zusammengelebt. Ein strebsames Pärchen. Und dann?
Dann ging es mit ihr nur noch den Bach runter. Sie begann zu saufen und hat auch ein paar Entziehungskuren hinter sich.
Außerdem war sie tablettenabhängig. Wiederholte Male wurden ihr die Mietverträge gekündigt. Vor vier Jahren landete sie in dem Viertel, in dem sie immer noch wohnt, in derselben Straße wie Lindberg. Allerdings zog er ungefähr ein Jahr später dorthin.«
Er hob die Hände.
»Ja, das wäre es wohl in kurzen Zügen. Über diese Dame ließe sich noch mehr sagen, aber nur so viel gebe ich preis.
Zufrieden?«
Nielsen nickte und erhob sich.
»Einstweilen ja. Und ich darf diese Räumlichkeiten als freier Mann verlassen?«
Magnusson schnaubte verächtlich.
»Wenn Sie mir nicht wieder auf die Nerven fallen, schon.«
»Ich werde mich bemühen«, erwiderte Nielsen und ging auf die Tür zu, hielt inne und drehte sich um.
»Was ist eigentlich mit Lindbergs Onkel?«, fragte er. »Er war nicht im Haus, oder?«
Magnusson schüttelte den Kopf.
»Nein, er war nicht da.«
»Wissen Sie, wo er steckt?«
Magnusson hatte die Arme über der Brust verschränkt.
»Haben Sie vergessen, was ich über meine Nerven gesagt habe?«
Dann seufzte er.
»Im Garten liegt er jedenfalls nicht begraben, falls Sie das meinen. Wir haben ein paar Informationen über seinen möglichen Verbleib erhalten. Ich glaube, dass wir ihn recht bald finden. Könnten Sie jetzt bitte die Tür schließen? Vorzugsweise von außen.«
Nielsen nickte,
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