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Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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geöffnet hatten. Jetzt war auch ein Wirbler eingetroffen, der sich über uns drehte und uns in der Helligkeit seines in der Unterseite eingebauten Scheinwerfers badete. Das Licht war so grell, daß die Welt außerhalb seines Kreises im schwarzen Nichts versank.
    Dann mußten wir uns in Marsch setzen.
    Wir gingen nicht zum Dorf, wie ich erwartet hatte. Sie führten uns in eine andere Richtung. Vier Stunden lang marschierten wir ohne Pause - nein, nicht ganz ohne Pause, denn einmal versuchten zwei Männer zu fliehen, jeder in eine andere Richtung. Die Teufel spuckten Feuer und rösteten sie auf der Stelle.
    Endlich kamen wir bei einem langgestreckten niedrigen Gebäude an, das ich noch nie gesehen hatte. Es stand einsam in den Feldern. Es hatte keine Fenster und nur eine einzige niedrige Tür. Sobald ich es sah, begann mein Herz zu hämmern. Der bloße Anblick des Gebäudes sagte mir, daß es keinem guten Zweck diente. Jeder Quadratzentimeter seiner Wände schien zu verheißen, daß es Schreckliches beherbergte.
     
     
    5
     
    Das panische Entsetzen, das mich packte, als wir uns dem düsteren Gebäude näherten, muß mich wieder in eine meiner unseligen Halluzinationen gejagt haben. Wenn es so war, kann ich mich an keine Einzelheiten erinnern; und das war das Schlimmste daran. Erinnerte ich mich an meine Halluzinationen, manchmal so klar, daß sie danach fast ein Teil meiner Erfahrungen wurden, so konnte das qualvoll genug sein; aber wenn ich sie vergaß und mich an kein Detail mehr erinnerte, dann schienen sie wie eine kalte, schreckliche Last in meinem Gehirn zu liegen.
    Nicht daß der Anblick, der sich mir bot, als ich wieder normal denken konnte, nicht entsetzlich genug war.
    Alle dreiundzwanzig standen wir im Innern des Gebäudes, bewacht von den Teufeln und den beiden Wachtposten und grell beleuchtet von einer Scheinwerferbatterie, die an einem Ende des großen Raums in Brusthöhe montiert war. Doch es war nicht nur die merkwürdige Position der Scheinwerfer, die uns Unbehagen bereitete. O nein! Die Mauer hinter uns war mit Einschlägen von Gewehrkugeln übersät, die alle ungefähr in Höhe der Lunge lagen.
    Niemand rührte sich, niemand sprach ein Wort. Wie lange ich in meiner schrecklichen Trance dastand, weiß ich nicht mehr. Die beiden Wachtposten warteten nicht so geduldig wie die Teufel, sondern gingen ab und zu an die Tür. Anscheinend erwarteten sie jemanden. Aber wir durften uns nicht bewegen. Wenn jemand ein natürliches Bedürfnis hatte, mußte er es im Stehen verrichten. Ich blickte zu Nan hin, aber ihr bleiches Gesicht wandte sich nicht in meine Richtung.
    Endlich kam jemand an. Wir hörten das Geräusch eines Gleiters, der draußen landete. Ein Offizier in schwarzer Uniform kam herein und inspizierte uns.
    Es war ein großer Mann. Sein Gesicht wirkte bullig, und er trug eine dicke Brille. Ausdruckslos wanderte sein Blick von einem zum anderen. Seine Uniform war gut geschneidert, und sein Aussehen und die Tatsache, daß man auf ihn gewartet hatte, ließ mich vermuten, daß er von der Stadt hergeflogen war.
    Die Wachtposten zeigten ihm ein paar Kennmarken. Ich erkannte, daß es Abzeichen von der Art waren, die man allen zur Landarbeit Verurteilten gab. Zweifellos war auch meines dabei, das man mir wohl während des Anfalls abgenommen hatte. Der Offizier konnte lesen, denn er verglich die Marken mit einer umfangreichen Liste, die er mitgebracht hatte. Endlich wandte er sich um und sprach uns an.
    Seine Haltung drückte Kompromißlosigkeit aus, und er faßte sich kurz.
    »Ihr seid alle geflohene Landarbeiter, ihr seid also Ausbrecher. Ihr alle kennt die Strafe, die auf Flucht steht - der Tod. Aufgrund der mir von der Regierung übertragenen Vollmachten bin ich berechtigt, das Todesurteil ohne weitere Formalitäten zu verkünden und vollstrecken zu lassen. Demgemäß ordne ich hiermit an, daß ihr dort, wo ihr jetzt steht, erschossen werdet.«
    Während wir diese Mitteilung verarbeiteten, sprach einer der Wachtposten, die uns hierher gebracht hatten, mit dem Offizier, welcher nickte und ein ernstes Gesicht machte. In panischer Angst blinzelten die Wanderer umher, um einen Fluchtweg zu finden, aber die Teufel ließen ihnen nicht die kleinste Hoffnung. Diese tapferen und hart gewordenen Männer ließen sich kaum etwas von jenem schrecklichen Gefühl der bevorstehenden Auflösung anmerken, das ich empfand; eine der Frauen lachte sogar zynisch und spuckte aus, als das Urteil verkündet wurde.
    Wieder trat

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