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Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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geben.«
    »Aber was für eine Freiheit ist das schon?« knurrte ein Mann neben mir. »Die Freiheit, ohne ärztliche Hilfe zu sterben und im Winter zerlumpt zu verhungern. Wenn ich noch daran denke, wie ich vor ein paar Jahren im Winter zwei Monate lang in einem nördlich von hier gelegenen Dorf mit dem Tod kämpfte. Es ist ein Wunder, daß ich durchgekommen bin. Wenn Nan nicht gewesen wäre, hätte ich es nicht geschafft. Ich sag' dir was, es ist nicht schwer, in dieser Jahreszeit ein Wanderer zu sein, wenn man über dem stinkenden Nebel die Sonne sehen kann, aber wenn der Frost kommt - oh, der Winter ist grausam! Der Gedanke an die nächste Kälte verdirbt mir jeden sonnigen warmen Tag.«
    »Aber wenn der Frühling kommt, vergißt man alles wieder«, sagte Jess. »Irgendwie kommen die Vögel immer wieder zurück, gleichgültig wie sehr die Wahnsinnigen versuchen, sie auszurotten. Sie kommen aus Rußland und Afrika und Skandinavien, jedes Jahr von neuem. Und alle die widerlichen Unkrautvertilgungsmittel, die versprüht werden, und die sogar die widerstandsfähigsten Krautsorten verdorren lassen, können die Schlüsselblumen und die Brennesseln und die Butterblumen nicht ersticken. Wir fühlen uns wie richtige Menschen, wir Wanderer, wenn wir den ersten Kuckucksruf hören. Stimmt's, Freunde?«
    Ich fühlte mich von Nan angezogen. Sie war jünger als der Mann, mit dem sie schlief, sauberer als die meisten anderen, und hatte herrliche, große blaue Augen. Ich bemühte mich, möglichst in ihrer Nähe zu liegen, damit ich sie beobachten konnte. Meine nach Schönheit dürstenden Augen labten sich am Anblick ihrer wohlgeformten Beine, an den verführerischen Kurven ihrer Waden. Manchmal erhaschte ich sogar einen Blick auf ihre Oberschenkel. Sie verhüllte ihre Beine, als sie sah, daß ich sie anstarrte. Sie und Jess ließen in mir den Wunsch aufsteigen, ein Wanderer zu werden; aber noch immer träumte ich von Flucht, denn die Freiheit bedeutete mir kaum etwas - ihre Art der Freiheit, meine ich.
    Nan unterhielt sich manchmal mit mir. In der Nacht, als wir die Männer übergaben, die nach Afrika wollten, trafen wir in den unterirdischen Höhlen, die aus einem alten Bergwerkschacht herausgehauen waren, eine andere Gruppe von Wanderern. Dort fühlten wir uns sicher und machten uns ein paar fröhliche Stunden. Ich führte Nan in einen niedrigen Seitengang, wo wir allein waren und kaum noch das Licht der Laternen sahen. Hier unten roch die Erde sauberer als auf der Oberfläche.
    Endlich konnte ich meine Hände über diese Beine gleiten lassen, die ich so bewunderte, ich fühlte ihren bereitwilligen Körper und schob meine Zunge zwischen ihre Lippen. Sie ließ mich eine Weile gewähren, erwiderte meine Zärtlichkeit, dann zog sie sich zurück.
    »Du darfst nicht, Knowle, du weißt, daß du es nicht darfst. Du bist kein Wanderer!«
    Ich bestritt es. Schließlich erklärte sie, was sie meinte. Es gab nämlich bei den Wanderern ein bestimmtes Aufnahmeritual. Wenn sie einem als neues Mitglied vertrauten, wurde man sterilisiert, und erst dann genoß man alle Rechte. Dann durfte man sich eine Frau nehmen, vorher nicht. In ihrem ständig von Gefahren bedrohten Dasein würden Kinder die Wanderer zu sehr behindern. Eine Schwangerschaft bedeutete für ein weibliches Mitglied praktisch das Todesurteil.
    Das war das bitterste Beispiel, an dem mir demonstriert wurde, daß alles auf Erden seinen Preis verlangt.
    Der Schock dieser Enthüllung trieb mich in eine Halluzination. Als ich wieder zu mir kam, knieten Garry und Jess neben mir und benetzten mein Gesicht mit Wasser. Meinen Mund hatten sie mit einer Bandage verschlossen; ich hatte so laut geschrien, daß man sogar hier unten besorgt war, man könnte mich weit hören.
    Mühsam stand ich auf und trank etwas Suppe. Der Aufbruch stand bevor, und wir wollten den gleichen Weg zurückgehen. Es war Frühherbst geworden, schon fiel das erste Laub. Die Nächte waren bereits kalt und frostig, und ich fühlte immer wieder, daß ich niemals einer von ihnen werden könnte.
    Dann kam die Nacht, in der wir wieder in der alten Garage schliefen. In der darauffolgenden Nacht erkannte ich die Landschaft, durch die wir marschierten. Obwohl sie sich kaum von der Gegend unterschied, die hinter uns lag, war sie mir vertraut, denn hier hatte ich so viele Jahre gearbeitet. Wir waren wieder in der Nähe meines Dorfes! Knappe zwei Kilometer von hier schnarchte Hammer wohlig und warm im Schlafsaal Nr. 5.
    Wenn ich

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