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Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Ich stand da und konnte nur daran denken, wie hungrig ich war.
    Vier Männer drängten sich rücksichtslos an mir vorbei. Der eine war ein Mulatte, die anderen Neger. Das Halbblut war nur noch die verschrumpelte Hülle eines Menschen und mußte von einem Antigrav-Gerät gestützt werden, wie auch Vanderhoot eins getragen hatte. Alle vier waren sehr gut gekleidet, trugen dicke Ringe an den Fingern und strahlten eine gewisse Autorität aus. Ohne ihre Unterhaltung zu unterbrechen, gingen sie durch das Restaurant und verschwanden in einem Garderobenraum. Als sie nach wenigen Augenblicken wieder zurückkamen, hatte der Mulatte das Gerät abgelegt, und die anderen waren ohne ihre leichten Mäntel und zusammengerollten Regenschirme. Sie waren dem Mulatten beim Hinsetzen behilflich, und aus ihrem ehrerbietigen Verhalten konnte man schließen, daß er eine bedeutende Persönlichkeit war.
    Auch ich ging durch das Restaurant zur Herrengarderobe. An den Kleiderhaken hingen das Antigrav-Gerät des alten Mannes, zwei helle Mäntel und vier Regenschirme. Mich interessierten nur die Mäntel, deren Taschen ich hastig durchsuchte.
    Sie enthielten eine Sonnenbrille und eine Brieftasche aus Tuch, in der sich eine Rolle Banknoten befand. Die Adresse in der Brieftasche verriet, daß ihr Besitzer aus der Republik Algerien stammte und ein Kabinettsmitglied war. Wenn ich auch nichts von Politik verstand und mich nie dafür interessiert hatte, so wußte ich immerhin, daß Algerien und Neu-Angola sich feindlich gegenüberstanden. Aber das kümmerte mich wenig, während ich das Geld in meine Taschen stopfte und mir die Brille aufsetzte. Ich hatte ja gehofft, eine Schußwaffe zu finden, aber schon das Geld stärkte meinen Kampfgeist beträchtlich.
    Wie gern hätte ich mir Zeit genommen, erst etwas zu essen. Die vier Afrikaner hatten sich ein reichhaltiges Menü bestellt, aber ich ging rasch an ihnen vorbei und trat auf den Korridor hinaus.
    Da ich nicht wußte, wo Mercator wohnte, blieb ich unentschlossen stehen.
    An einem Ende des Ganges arbeitete ein Robot-Stukkateur. Manchmal sind diese Automaten mit einem zusätzlichen Informationsspeicher ausgestattet, manchmal nicht. Ich mußte mein Glück versuchen. Der Roboter vor mir trug auf einer Schulter in großen Buchstaben die Inschrift »Made in Egypt«, was mir Hoffnung gab, denn Ägypten hatte sich in den letzten Jahren zum fortschrittlichsten afrikanischen Staat entwickelt, und die dort produzierten Maschinen galten als erstklassig. Ich fragte also den Blechkameraden, ob er wüßte, wo Mercators Apartment war, bekam aber keine Antwort; möglicherweise war der Roboter auf eine andere Sprache als auf Englisch programmiert.
    Neben mir an der Wand hing der Arbeitskittel eines Dekorateurs. Einer plötzlichen Eingebung folgend, nahm ich ihn vom Haken und zog ihn über, denn ich hörte jemanden den Seitenkorridor entlangkommen. Den Fes hatte ich längst irgendwo verloren, vielleicht, als ich durch die Betonröhre gekrochen war. Ich hob einen leeren Eimer auf und ging weiter. Mit den dunklen Gläsern auf der Nase fühlte ich mich gut getarnt. Als ich um die nächste Ecke bog, sah ich Israt auf mich zukommen; vor ihm ging Dr. Thunderpeck.
    Zwei Dinge waren mir sofort klar: daß mein alter Freund ein Gefangener war, und daß er mich erkannte, Israt aber nicht. Warum sollte Israt mich auch genauer ansehen, hier in diesem Gebäude, in dem es von Handwerkern und Dekorateuren in weißen Kitteln nur so wimmelte?
    Ich ging an ihnen vorbei, den Eimer in der Hand schwingend. Ich ließ sie an mir vorbei, und als wir auf gleicher Höhe waren, holte ich mit dem Eimer aus und schmetterte ihn gegen Israts Hinterkopf. Er ging in die Knie und fiel vornüber. Thunderpeck machte die nächste Tür auf, und wir schleiften ihn in das Zimmer. Es gehörte zu einem Apartment, das zwar schon tapeziert, aber noch nicht möbliert war. Wir legten den großen Mann auf den Fußboden, und Thunderpeck stellte sich mit der Schußwaffe, die Israt freundlicherweise fallen gelassen hatte, neben ihn. Er war nicht bewußtlos, aber doch recht angeschlagen. Ich nahm die Brille ab und wischte mir den Schweiß vom Gesicht.
    »Sie sind wirklich im richtigen Moment aufgetaucht«, sagte Thunderpeck. »Wie halten Sie denn all diese Aufregungen aus? Lassen Sie mich Ihren Puls fühlen.«
    Ich hielt ihm mein Handgelenk hin. Er umfaßte es, ohne Israt aus den Augen zu lassen.
    »Sie werden's überleben. Sie werden sogar eine ganz intakte Leiche

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