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Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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grundlegende Dinge hegt.
    So lag ich in meiner Betonröhre und kehrte langsam in die Region meines normalen Wachbewußtseins zurück. Ich drehte meinen Kopf schräg nach hinten und konnte über die Schulter hinweg die rückwärtige Front der Kulissenhäuser und Baumaterialien sehen, an denen ich kurze Zeit vorher vorbeigekommen war. Wieder eine Halluzination, die mich diesmal noch weiter zurückgestoßen hatte, dachte ich. Wieviel weiter noch, und ich versank endgültig in jener unwirklichen Welt, vor der mich die Ärzte gewarnt hatten? Zudem hatte dieser letzte Traum in mir ein Gefühl des Abscheus hinterlassen, das ich mir nicht ganz erklären konnte, nicht einmal durch Justines Tod.
    Ich schüttelte diesen Anfall von Selbstbesinnung ab und überlegte, daß Israt und wahrscheinlich noch andere Verfolger die Gegend nach mir absuchten. Ich sollte mich besser so schnell wie möglich davonmachen.
    Ich hatte keinen Mut mehr. Es war mir unmöglich, mutig hinauszukriechen, um mir möglicherweise ein Brandgeschoß ins Gesicht feuern zu lassen. Schließlich mußte ich auch an mein Skelett denken, das in mir lebte, und für das ich verantwortlich war. Ich wählte den Weg des geringsten Widerstands und kroch noch tiefer in die Röhre hinein.
    Es wurde immer dunkler, und der helle Lichtkreis hinter mir verschwand. Die ersten Anzeichen von Klaustrophobie, meldeten sich. Aber ich zwang mich dazu, weiterzukriechen, bis ich an etwas Festes stieß. Meine Finger ertasteten eine Metallplatte. Ich drückte dagegen, und sie öffnete sich nach außen. Helles Licht strömte herein. Alle Vorsicht außer acht lassend, kletterte ich hinaus.
    Ich war in einem großen, kahlen Raum, an dessen gegenüberliegender Seite sich eine Telefonanlage befand. Sie war noch nicht angeschlossen. Überall lagen große Kabelrollen und Werkzeuge herum. Ich vermutete, daß ich durch den Kabelschacht gekommen war.
    Kein Mensch war zu sehen. Ich nahm an, daß es ungefähr Mittag sein mußte und jedermann sich zur Siesta zurückgezogen hatte, bis die größte Hitze vorbei war. Auf einer Seite des Raumes sah ich eine offene Tür; ich ging hinaus und kam in einen Korridor. Ich traf eine schwarze Frau, die einen weißen Rock trug und von meinem Auftauchen überrascht war. »Guten Tag«, sagte ich und ging weiter. Ohne daß mich jemand aufhielt, ging ich weiter und trat durch eine Schwingtür hinaus auf die Straße.
    Während ich weiterging und mich nach einem Versteck umsah, das mehr als nur eine vorübergehende Zuflucht bot, entdeckte ich, welch eine seltsame Stadt Walvis Bay war.
    Sie war nach einem grandiosen Maßstab geplant, aber in einem höchst dürftigen Stil gebaut worden. Es gab unzählige enge Straßen, oft waren es nur Sackgassen oder schmale Durchgänge, die zu einem Platz mit Läden, Cafes und Vergnügungslokalen führten. Diese Einheiten schienen zu größeren Blocks zu gehören, durch die sich Hauptstraßen und Anlagen zogen, und wo es Teiche gab, deren Ufer riesige, weiße Gebäude säumten. Aber das meiste war noch im Bau, von vielen Häusern stand kaum mehr als das Fundament, die Läden waren noch nicht eingerichtet oder leer, in den Teichen war kein Wasser, und die jungen Bäume siechten genauso dahin wie die Bäume in meinem Traum. Einige der Gebäude - insbesondere die größeren - schienen schon vor einer ganzen Weile erbaut worden zu sein, ihre Außenwände waren rissig und zerfielen bereits. Hin und wieder lagen große Mauerbrocken auf der Straße. Vor diesen Häusern lag dunkler Schatten schwer und tot, und nichts bewegte sich.
    Auf mich, einen gejagten Mann, wirkte das Ganze wie eine Totenstadt. Ich wollte so schnell wie möglich weg von hier und dachte über die Fluchtmöglichkeiten nach. Vielleicht könnte ich ein Boot mieten oder stehlen und an der Küste entlangsegeln. Mit diesem Plan im Kopf versuchte ich, den Weg zum Hafen zurückzufinden. Ich hatte zwar die Richtung verloren, aber da Walvis Bay symmetrisch angelegt war, dauerte es nicht lange, bis ich am Ende einer breiten Straße den Ozean schimmern sah.
    Ich ging darauf zu, entdeckte jedoch, daß ich vorher einen Hauptplatz überqueren mußte, eine weite, großzügig angelegte Fläche, von zahlreichen imposanten Gebäuden umgeben und mit einem Ziergarten in der Mitte, der noch nicht fertig angelegt war. Überall standen riesige, kahle Marmorsockel, auf denen die Standbilder fehlten. Ich las auf einer Tafel, daß dies der Platz des Präsidenten war. Eines der umliegenden Gebäude

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