Tod im Tal der Heiden
und was für ein Preis, den ich dafür erzielen will! Ich erwartete, es für dreißig
séds
zu verkaufen.«
»Dreißig
séds
?« rief Murgal aus. »Eine große Summe für ein Pferd.«
»Du sagtest – du erwartetest?« fragte Fidelma rasch.
»Ich hatte gehört, daß Eoganán, der Fürst der Uí Fidgente, ein Vollblutpferd suchte und für ein hochwertiges Tier einen Preis zu zahlen bereit sei, der meine Reise lohnenswert machen würde. Ich hatte ein solches Pferdgefunden, es war bei den Briten gezüchtet worden, und das brachte ich nach Éireann. Ich dachte, ich würde das Geld von Eoganán bekommen und das allein würde mich für die weite Reise entschädigen.«
Fidelma sah ihn mißtrauisch an.
»Aber Eoganán fiel schon vor sechs Monaten beim Berg Áine.«
Ibor von Muirthemne hob die Hände.
»Das erfuhr ich erst, als ich im Land der Uí Fidgente ankam. Dort traf ich den neuen Fürsten, Donennach, der sich bemüht, seinem besiegten Volk wieder zu Wohlstand zu verhelfen …«
»Besiegt von Fidelmas Bruder, Colgú von Cashel«, warf Murgal boshaft ein.
»Nachdem die Uí Fidgente unter Eoganán versucht hatten, Cashel zu erobern«, erwiderte Fidelma verärgert. Es war nicht das erste Mal, daß Murgal sich bemühte, die Niederlage der Uí Fidgente gegen Cashel so darzustellen, als sei Cashel schuld daran.
»Ja, aber davon wußte ich nichts«, erklärte Ibor von Muirthemne.
»Neuigkeiten brauchen doch sicher nicht so lange, um nach Muirthemne zu gelangen?« forschte Fidelma.
»Ich war im Königreich Gwynedd bei den Briten, als sich das alles ereignete«, wandte Ibor ein. »Ich war mit dem Einkauf von Pferden beschäftigt. Ungefähr vor einem Monat kehrte ich nach Ulaidh zurück, und da war die Neuigkeit so alt, daß sich niemand die Mühe machte, sie mir zu erzählen. Ich nahm das Pferd, das ich ausgesucht hatte, und machte mich auf den Weg ins Land der Uí Fidgente …«
»War es nicht schwierig, ein Vollblutpferd aus Ulaidhherauszubringen, da doch das Gesetz des
Allmuir Sét
vorschreibt, es nur innerhalb der Grenzen von Ulaidh zu verkaufen?« fragte Fidelma harmlos.
Der junge Mann zögerte und zuckte dann die Achseln.
»Ich hatte eine besondere Genehmigung vom König von Ulaidh«, erläuterte er eilig. »Ich erfuhr von der Niederlage der Uí Fidgente erst, als ich in ihr Land kam, wo ich gehofft hatte, Eoganán anzutreffen.«
»Was führte dich dann hierher? Die Uí Fidgente leben ja jenseits der Berge im Norden«, fragte Fidelma.
»Ich sagte doch schon«, erklärte der junge Mann etwas ungehalten, »dort herrschten Verwüstung und Zerstörung. Keiner wollte ein Vollblutpferd erwerben, nachdem ihre Rinderherden zur Strafe fortgetrieben worden waren. Ich wollte das Pferd nicht wieder zurück nach dem Norden mitnehmen, deshalb kam ich hierher. Einer der Uí Fidgente erzählte mir, Laisre von Gleann Geis sei ein Pferdekenner.«
Fidelma wandte sich neugierig an Laisre.
»Hast du dir schon ein Urteil über das Pferd gebildet?«
»Ich habe es noch nicht gesehen. Ibor ist gerade erst angekommen, und das Pferd steht unten auf Ronans Hof. Ich werde es mir in den nächsten Tagen anschauen, wenn sich unser Gast von der Reise erholt hat.«
»Ja«, stimmte ihm Ibor zu. »Ich habe Bairsech, Ronans Frau, versprochen, daß ich zurückkomme, um zu baden und mich zu erfrischen, und ich bin schon spät dran. Also entschuldigt mich, ich muß gehen.«
»Ich begleite dich bis Ronans Hof«, verkündete Murgal. »Ich muß auch in die Richtung. Meine … Meine Pflegetochter wohnt in Ronans Weiler.«
»Das ist nett von dir, Murgal.« Doch ganz offensichtlichwar der junge Mann nicht erfreut über Murgals Gesellschaft. Er wandte sich höflich an Fidelma. »Es ehrt mich, dich kennengelernt zu haben, Fidelma von Cashel.«
»Ich bin immer daran interessiert, einem Pferdehändler zu begegnen, besonders einem, der so weit reist, um in diesen kleinen Winkel des Königreichs von Cashel zu kommen.«
Gemeinsam verließen Ibor und Murgal den
rath.
»Ein ansehnlicher junger Mann«, bemerkte Laisre, während er und Fidelma ihnen nachschauten.
Fidelma blieb skeptisch.
»Ein törichter junger Mann.« Als Laisre sie fragend ansah, fuhr sie fort: »Nur ein Tor reitet in diesen unruhigen Zeiten allein mit einem wertvollen Pferd durchs Land der Uí Fidgente.«
»Vielleicht ist das Land der Uí Fidgente nicht so gefährlich, wie du denkst«, meinte Laisre. »Bruder Solin und sein junger Gefährte waren vor ein paar Tagen auch
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