Tod im Tal der Heiden
Fidelma mit einem warmen Lächeln zu dem angelsächsischen Mönch und faßte seine beiden Hände.
»Du warst brillant!« erklärte sie begeistert.
Eadulf errötete heftig.
»Ich hatte eine gute Lehrerin«, murmelte er verlegen.
»Aber du hast die richtigen Gesetze für deine Beweisführung gefunden! Und wie du Artgal in die Falle gelockt hast! Ich habe noch nie erlebt, daß ein Anwalt einen Zeugen so gut manipuliert hat. Es war großartig, wie du das Gesetz für deinen Antrag benutzt hast. Du solltest dir den Grad eines
dálaigh
verleihen lassen.«
»Ich hatte ein bißchen Hilfe von Rudgal«, gab Eadulf zu. »Ohne seine Informationen hätte ich Artgal nicht als unbrauchbaren Zeugen überführen können.«
Fidelma wurde ernst.
»Willst du damit sagen, daß Rudgal dich auf die Belohnung, die Artgal bekommen sollte, hingewiesen hat?«
»So war es. Er erwähnte, daß Artgal die Kühe erhalten hatte. Den Rest konnte ich mir zusammenreimen.«
Fidelma holte einen Krug Met und zwei Becher, denn sie brauchte eine Stärkung nach dem, was sie durchgemacht hatte.
»Dann sollten wir uns bei Rudgal bedanken. Du hast seinen Hinweis gut verwendet. Die Art, wie du Artgal gezwungen hast, einzugestehen, daß er bestochen wurde, ohne daß du den Beweis dafür erbringen mußtest, die bewundere ich.«
Eadulf lachte zweifelnd.
»Wenn ich meine Behauptung hätte beweisen müssen, das wäre schiefgegangen, fürchte ich. Gott sei Dank glaubte Artgal, ich wüßte mehr, als es der Fall war.«
Fidelma setzte den Becher ab.
»Du hattest doch Beweise für die Bestechung, nicht wahr?« fragte sie zögernd. »Ich meine, Beweise für deine Behauptung?«
Mit gezwungenem Lächeln gestand Eadulf die Wahrheit.
»Es war ein Bluff.«
Fidelma starrte ihn entgeistert an. Langsam sank sie auf einen Stuhl.
»Ein Bluff? Das mußt du mir erklären.«
»Das ist leicht. Rudgal hatte gehört, wie Artgal mit seinem neuen Besitz von zwei Milchkühen prahlte. Artgal gab an, verplapperte sich aber nicht. Er erwähnte jedoch, daß er in neun Tagen eine dritte Milchkuh erhalten werde. DerZusammenhang ging mir sofort auf. Rudgal hatte mir das erzählt, aber die Bedeutung nicht erkannt.«
Fidelma wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, was alles hätte passieren können.
»Und
das
war alles, was du wußtest, als du ihn vor dem Gericht herausgefordert hast?« fragte sie zaghaft.
Eadulf breitete die Arme aus.
»Es schien mir hinreichend Grund zu geben für die Annahme, daß Artgals neuer Reichtum etwas mit seiner Aussage gegen dich zu tun hatte. Ich bin einfach ein Risiko eingegangen.«
Fidelma starrte ihn entsetzt an.
»Aber kein Brehon hätte es gewagt, zu riskieren, etwas vor Gericht zu behaupten, ohne sichere Kenntnis davon oder einen Beweis zu haben. Hast du noch nie den Satz gehört:
sapiens nihil affirmat quod non probat
? Ein weiser Mann gibt nie etwas für wahr aus, was er nicht beweisen kann? Wenn Artgal nun nicht gestanden hätte? Wenn du aufgefordert worden wärst, deine Beschuldigung zu beweisen?«
Eadulf machte ein reuiges Gesicht.
»Dann, wie gesagt, wäre es für uns schiefgelaufen. Artgal hätte mich einfach einen Lügner nennen und damit durchkommen können. Aber sein schlechtes Gewissen ließ ihn gestehen, und darauf hatte ich gerechnet.«
Verblüfft schüttelte Fidelma den Kopf.
»So etwas habe ich in all meinen Jahren als Anwältin noch nicht erlebt«, meinte sie schließlich.
»Dann erwidere ich auf deinen lateinischen Spruch mit einem anderen.
Si finis bonum est, totum bonum erit
«, sagte Eadulf mit selbstzufriedenem Lächeln.
Fidelma lächelte ebenfalls, als sie wiederholte: »Wenn das Ende gut ist, wird alles gut. Ich kann nicht behaupten, daß Ende gut auch alles gut bedeutet, aber erzähle diese Geschichte niemand anderem, vor allem nicht Murgal oder Laisre. Ein durch Täuschung erlangtes Geständnis ist in den Gesetzen der fünf Königreiche nicht vorgesehen.«
»Ich schwöre, es bleibt ein Geheimnis zwischen uns beiden! Aber das ändert nichts an der Tatsache: Artgal wurde bestochen.«
Fidelma schaute in ihren leeren Becher, als suche sie dort nach der Wahrheit.
»Das ist es, was ich nicht verstehe. Man mußte ihn doch nicht bestechen. Ich denke, er hat ehrlich geglaubt, was er zu sehen meinte. Er hätte seine Aussage sowieso nicht geändert. Warum hat Ibor von Muirthemne es riskiert, ihm eine so hohe Summe anzubieten?«
»Wir müssen Ibor von Muirthemne finden«, meinte Eadulf. »Er kann uns sicher
Weitere Kostenlose Bücher