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Tod im Weinkontor

Tod im Weinkontor

Titel: Tod im Weinkontor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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ein
Höcker. Auch die gebauschte Hose rutschte allmählich
herunter und entblößte den rosigen, prallen Hintern
ihres ungeliebten Gemahls.
    Da kam ihr eine Idee. Sie stellte ein Bein auf das Bett und
hielt ihm den perlenbestickten grünen Lederschuh vor die
Nase. Er leckte mit der Zunge darüber. Und bemerkte dabei
nicht, dass sie hastig nach dem Schlüsselbund an ihrem
Gürtel griff. Entschlossen packte sie das kleine Messer
daran und schnitt sich in die Hand. Während Heinrich
verzückt ihren Schuh abküsste, fuhr sie sich mit der
Hand unter die Röcke. Machte ein erschrockenes Gesicht. Zog
die Hand wieder hervor.
    Sie war blutig.
    »Mein Mond hat gerade eingesetzt.« Sie hielt ihm
die rotfeuchte Hand entgegen.
    Heinrich erstarrte mitten in der kriechenden,
schlängelnden Bewegung. Über sein breites Gesicht legte
sich ein Schatten des Abscheus. »Du Hexe! Du wirst deinen
Teil der Abmachung noch einhalten«, brummte er mit einer
düsteren Drohung in der Stimme.
    »Natürlich. Wenn es wieder ehrsam ist«,
flüsterte sie mit einem Ausdruck tiefsten Bedauerns und
schlug die Augen nieder. Dann ging sie langsam
rückwärts aus dem Zimmer.
    Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte und auf dem
Korridor stand, atmete sie auf. Sie wollte sich nicht vorstellen,
was geschehen wäre, wenn sie diesen Einfall nicht gehabt
hätte.
    Wenn sie sich ihm nicht rechtzeitig hätte entziehen
können.
    Wenn er es bemerkt hätte.

 
NEUN
     
     
    Sie hatten Glück. Die Ratssitzung war gerade
vorüber, und die Herren kamen in ihren schwarzen, bis zu den
Knien reichenden Tabbarden und den steifen, ebenfalls schwarzen
Hüten nach spanischer Mode aus der dem Rathaus vorgebauten
Laube. Majestätisch schritten sie an den mit sagenhaften
Löwenkämpfen geschmückten dicken Steinpfeilern
vorbei und blinzelten in die Sonne. Einer von ihnen, ein hagerer,
großer Mann, den die schwarze Kleidung beinahe zu einem
Gespenst machte, lief auf Elisabeth zu, als er ihrer gewahr wurde
– das heißt, er lief so schnell, wie es seine spitzen
Lederschuhe zuließen. Er nahm ihre Hand und drückte
sie kurz, dann sah er sie traurig an.
    »Es tut mir so Leid, dass ich nicht zur Beerdigung Eures
Bruders kommen konnte, aber der Rat hatte entschieden, dass wir
dem Selbstmörder nicht die letzte Ehre geben dürfen,
vor allem deshalb nicht, weil er mit dem Teufel im Bunde
stand.«
    Elisabeth entzog ihre Hand dem Mann mit dem traurigen Blick.
»Er war kein Vasall des Bösen, Peter Krantz«,
zischte sie. »Ihr wisst es doch besser. Ihr kanntet meinen
Bruder.«
    Krantz sah von ihr zu dem Geistlichen, der neben ihr stand.
Ablehnung schlich sich in seinen Blick. »Ich kannte ihn,
wie sich Ratsmänner untereinander eben kennen«, sagte
er und fügte leise hinzu: »Und er war ein guter Kerl.
Ich begreife nicht, was da geschehen ist.«
    »Wer könnte es denn begreifen?«, mischte sich
Andreas Bergheim ein. Elisabeth hatte ihm alles berichtet, was
ihr Mann ihr gesagt hatte, ohne indes ihre List zu
erwähnen.
    »Was will dieser Pfaffe?«, fragte Krantz Elisabeth
abschätzig, während ihn einige der Ratsherren
verabschiedeten, indem sie ihn kurz umarmten.
    »Andreas Bergheim ist ein guter Freund von mir und hilft
mir, Licht in das Dunkel von Ludwigs Tod zu bringen«,
erwiderte Elisabeth kalt.
    »Verzeiht, Bonenbergerin. Vielleicht habt Ihr Recht.
Doch ich muss fort, die Geschäfte rufen.« Krantz
versuchte, sich davonzumachen.
    »Nicht so schnell, Krantz«, sagte Elisabeth hastig
und zupfte ihn am Ärmel seiner Amtsrobe. »Was wisst
Ihr über die Feinde meines Bruders im Rat?«
    Er vermied es, sie anzusehen. »Er hatte keine
Feinde.«
    »Wirklich nicht?«, warf Andreas ein. »Wir
haben da etwas anderes gehört.« Inzwischen hatte sich
die Laube geleert, nur noch Krantz, Elisabeth und Andreas standen
in der offenen, zugigen Eingangshalle, über der sich ein
hölzernes Obergeschoss befand. Die Sonne warf Balken aus
Licht auf den gepflasterten Boden. Den Ratsherrn ließ sie
im Dunkel; er schien wie zwischen zwei Lichtgittern gefangen.
    »Ihr fragt den Falschen. Außerdem ist der
Inquisitionsprozess abgeschlossen. Warum kümmert Euch die
Sache noch?«
    »Habt Ihr schon einmal einen Bruder oder eine Schwester
durch ein Verbrechen verloren?«, gab Andreas
zurück.
    »War es denn ein Verbrechen? Sind in diesem Falle nicht
Verbrecher und Opfer dieselbe Person?«, entgegnete Krantz,
schaute den Kaplan

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