Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
Vom Netzwerk:
Gaston erst im letzten Moment gesehen hat. Er wird scharf gebremst haben, da sind doch Bremsspuren, und die Paletten kippten nach vorn. Der Fahrer ist untergetaucht?»
    «Ja. Wir suchen ... äh, er wird gesucht, mit wenig Aussicht auf Erfolg, wie wir annehmen. Die Arbeiter von LaCroix sind nicht besonders gesprächig. Alles Nordafrikaner.»
    «Was soll das heißen? Sie sind gut genug, die Drecksarbeit zu machen, für die Ihr Franzosen ...»
    «Gelassenheit ist eine Tugend, Monsieur. Bei Ihnen sind es die Türken», unterbrach Grivot höflich. «Angeblich weiß niemand, wo der Fahrer gewohnt hat und wie er richtig heißt. Keiner hat etwas gesehen, keine Zeugen, keine Angehörigen. Die Lagerarbeiter haben nur das Krachen der Paletten gehört, aber keinen Schrei. Oh, ich bin vielleicht etwas pietätlos. Verzeihen Sie. Das macht die Gewohnheit.»
    «Machen Sie solche - Untersuchungen häufig?» Martin wunderte sich, was für einen Kauz die Versicherung geschickt hatte.
    «Nur wenn es die Umstände erfordern, wie in diesem Fall, Sie verstehen!»
    Martin verstand nicht, aber er nickte. «Haben Sie mit seiner Frau gesprochen? Wissen Sie, dass während der Beerdigung in seinem Haus eingebrochen wurde?»
    «Was sagen Sie? Eingebrochen?» Grivot war überrascht, und er tat nicht nur so. «Wieso weiß ich davon nichts?»
    «Wieso sollten Sie? Wir kamen vom Friedhof, Einbrecher hatten die Haustür aufgebrochen und die Garage, wo der Wein gemacht wird.»
    «Haben Sie ... die Polizei verständigt?»
    «Selbstverständlich. Sie meinten, die Einbrecher wären darauf spezialisiert, allein stehende Häuser auszurauben, eine Bande.»
    «Junger Mann, Sie sind Gold wert. Von welchem Kommissariat waren die Beamten?»
    Es ärgerte Martin, mit seinen 38 Jahren von Grivot ständig mit «Junger Mann» tituliert zu werden. «Keine Ahnung, woher soll ich das wissen. Und im Übrigen heiße ich Bongers, Monsieur, und nicht Junger Mann!»
    «Verzeihen Sie, junger ... äh, Monsieur Bongeeers. Was ist gestohlen worden?» Die Nase des Versicherungsagenten wurde spitz, die Oberlippe hob sich in der Mitte, und er entblößte die oberen Schneidezähne. Er erinnerte Martin an eine Ratte, die den Kopf hob und Witterung aufnahm. «Merkwürdigerweise haben die Einbrecher nur den PC mitgenommen und alle Disketten und CDs, damit fehlen sämtliche Aufzeichnungen über den Wein und die Geschäftsunterlagen. Aber nicht nur das Haus ist durchsucht worden, auch die Garage und das Flaschenlager.»
    Grivot kritzelte etwas auf einen Block und reckte plötzlich den Kopf. «Sie halten da etwas hinter Ihrem Rücken verborgen. Darf ich fragen, was es ist?»
    Martin ärgerte sich über seine Dummheit. Er war in die Halle gestolpert wie ein Idiot, und nun musste er sich von diesem Versicherungsmenschen ausfragen lassen. «Das hat für Sie keine Bedeutung», brummte er. «Es ist nichts, alte Bretter und Scherben.» Er durfte sie diesem Grivot keinesfalls überlassen; es waren die einzigen Anhaltspunkte, die ihm vielleicht Aufschluss darüber gaben, was hier geschehen war.
    «Und - wieso heben Sie es auf und wickeln es sogar ein? Zeigen Sie mal her. Sie werden doch hier keine äh ... Umstände machen wollen, in Ihrer Lage. Für uns könnte es wichtig sein, ein interessanter Hinweis vielleicht?»
    Plötzlich hörten beide die Schritte mehrerer Männer, die sich rasch näherten. Grivot verschwand so schnell, wie er gekommen war. Martin schob das Päckchen unter die Jacke, und als er sich in einen schmalen Durchgang zwängte, fühlte er, wie sich eine Scherbe in seine Haut bohrte. Der Schmerz wurde noch stärker, als ihn jemand herumriss.
    Hinter ihm standen zwei Araber in grünen Overalls. Sie griffen nach seinen Armen und drehten sie ihm auf den Rücken. Ein kleiner, feister Mann in einem grauen Kittel baute sich schnaufend vor ihm auf.
    «Was hast du hier zu suchen?», schrie er nach Luft schnappend und fuchtelte Martin mit den Fäusten vor dem Gesicht herum. Martin riss den Kopf zurück, stolperte und bekam die Arme frei. Die Männer wichen zur Seite, blieben aber nah genug, um ihn jederzeit wieder packen zu können.
    «Du hältst dich wohl für ganz gewieft», schrie der Vorarbeiter. «Tagsüber die Lage peilen, nachts den Bruch machen, sehr schlau, du Dreckskerl. Aber nicht schlau genug!» Der Mann war vom Laufen außer Atem und rang nach Luft: «Wo ist dein Kumpel, he? Da war noch einer. Wo ist er? Such ihn, Kemal!», befahl er einem der Araber. ‹Wie einem Hund›,

Weitere Kostenlose Bücher