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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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mal...»
    «Ich, Monsieur, stelle die Fragen.» Mit einer Handbewegung schnitt Grivot dem Lagerleiter das Wort ab und sagte zu Martin: «Sie können gehen, Monsieur Bo...» Den letzten Teil des Namens sprach er nicht mehr aus. «Sie melden sich nachher bei mir, nein, besser, ich rufe Sie an. Nun gehen Sie schon!»
    Übergangslos war Grivot zu seinem Vorgesetzten geworden, Widerspruch nicht angebracht, Martin war baff. Er blickte vom Kommissar in seinem zerknautschten Anzug zum Lagerleiter mit den roten Äderchen im Gesicht, die vor Wut anschwollen. Die Nordafrikaner zogen sich aus der Kampflinie zurück. Allen war klar, dass hier etwas nicht stimmte, aber Grivots Ausweis hatte niemand etwas entgegenzusetzen.
    «Allez, allez , Monsieur, gehen Sie! Was stehen Sie hier noch rum? Machen Sie Ihre Arbeit.»
    Martin verbiss sich ein Schmunzeln. Ihm gefiel die Art, wie Grivot ihm die Chance zum Verschwinden gab.
    «Ihr begleitet ihn trotzdem, ohne Umweg zum Ausgang!»
    Kurz bevor sie zur Rampe kamen, hörte er den Kommissar mit seiner höflich-sarkastischen Stimme sagen: «Das Paket, das Sie da in der Hand haben, das überlassen Sie besser mir.» Die Anwort des Lagerleiters blieb unverständlich.
    Die Algerier führten Martin wie einen Gefangenen über den Hof, aus den Fenstern des Bürogebäudes sahen Angestellte zu, und auch der Fahrer des Sattelschleppers gaffte. Am Tor blieben die Arbeiter stehen und bedeuteten ihm zu verschwinden.
    Der Auftritt in der Lagerhalle war ohne Zweifel eine Niederlage, aber Martins Beklemmung hatte einen anderen Grund. In ihm keimte der Verdacht, dass es sich bei Gastons Tod nicht um einen Unfall handelte. Jetzt, wo die Spannung von ihm wich, breiteten sich in ihm Angst und Wut aus. Hätte er nur dem Lagerleiter und Grivot weiter zuhören können. Eigentlich unverfroren von dem Mann, ihn so auszuhorchen, andererseits hatte er ihn vor der Verhaftung bewahrt - oder vor Schlimmerem? Was hatten sie mit ihm vorgehabt - im Keller? Weshalb hatte der Dicke seine Meinung geändert, nachdem er den Inhalt des Päckchens gesehen hatte?
    Sollte er auf Grivot warten? Aber Behörden, noch dazu als Ausländer, ging man besser aus dem Weg. Weshalb war die Polizei hier? Oder war Grivot gar kein Polizist? Gab es die Berufsbezeichnung Kommissar auch bei französischen Versicherungen? Nein, er hatte eindeutig ‹Ich bin die Polizei› gesagt. Glaubten sie auch nicht an einen Unfall? Grivot hatte sich interessiert gezeigt, die Erklärung mit dem Gabelstapler hatte ihm eingeleuchtet. Ihm jedoch die Unterschiede zwischen dem Haut-Bourton von Gaston und dem aus seinem Keller klarzumachen würde wesentlich mehr Mühe erfordern; wenn er es überhaupt wissen wollte.
    Als Martin hinter dem Steuer saß, fühlte er sich wieder einigermaßen sicher, obwohl er im Rückspiegel sah, dass ihm ein Arbeiter gefolgt war und das Kennzeichen des Wagens notierte. Er hatte eine deutsche Nummer. Jetzt wussten sie, dass Grivot gelogen hatte. Sie? Wer war das?
    Er ließ den Wagen an und wendete. Die Brücke war dicht, die Rocade ebenfalls, Rushhour, nichts ging mehr. Weiter vorn stand ein Lastwagen quer, bahnte sich mit seiner Masse millimeterweise einen Weg von der rechten Spur nach ganz links. Martin stellte den Motor ab und rieb sich den Nacken. Dann zog er vorsichtig den Pullover über den Kopf - es schmerzte bereits, wenn er die Arme hob - und knöpfte das Hemd auf. Die Wunde auf der Brust war lang, aber nicht tief und das Blut bereits eingetrocknet. Er konnte aufatmen, und nach der nervenaufreibenden Stunde bei LaCroix hatte er endlich Zeit zum Nachdenken.
    Hätte er Grivot von seinem aufgebrochenen Wagen erzählen sollen, oder von den Franzosen in seinem Laden? Von den Unterschieden zwischen den Weinen desselben Jahrgangs? Je länger die Weinprobe zurücklag, desto mehr zweifelte Martin an seinem Urteil. Die Weine konnten aus verschiedenen Fässern stammen, jede Flasche konnte sich anders entwickeln, die eine hatte Kork, die andere nicht, ein Wein oxidierte weniger, der andere mehr. Der Unterschied zwischen den beiden Haut-Bourton würde sich nur dem Kenner erschließen. Sein Haut-Bourton hatte Noblesse und Rasse, eine große Komplexität, Dichte und Feinheit, ohne jeden Zweifel. Im Gegensatz zu dem, den Gaston ihm gegeben hatte ...
    Als er sich streckte, fühlte er wieder Schmerzen in der Brust und tastete nach der Wunde, dabei knisterte Papier in der Jackentasche. Das Zolldokument, genau. Jetzt konnte er es lesen.
    Martin setzte

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