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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Zollerklärung heraus und warf einen raschen Blick darauf: Château Moulin de la Vaux war als Absender angegeben, als Empfänger ... Er steckte das Papier in die Tasche. Später würde er Zeit finden, alles genau durchzulesen.
    Kein Zweifel. Hier hatte der Haut-Bourton gelagert, und eine Kiste davon war zu Bruch gegangen und sicher erst vor kurzem abtransportiert worden, denn sonst hätte man die Scherben längst weggeräumt. Hatte der Schriftzug auf jener Kiste, die ihm Gaston gegeben hatte, auch so ausgesehen? Martin versuchte sich krampfhaft zu erinnern. Er zerrte an der Plastikumhüllung des Stapels, um eine weitere Kiste herauszuziehen und sich Gewissheit zu verschaffen.
    «Ist hier der Winzer umgekommen?»
    Martin fuhr herum und erstarrte - vor ihm stand ein kleiner Mann, der wie aus dem Nichts aufgetaucht schien. «Au, Scheiße», entfuhr es ihm. Jetzt hatten sie ihn. Schnell verbarg er das Päckchen mit der Scherbe und den Brettern hinter seinem Rücken.
    Wer war der Mann? Wieso trug er einen schwarzen Anzug? Auch das Gestell der Brille, das seinem Gesicht einen maskenhaften Ausdruck verlieh, war schwarz. «Deutscher, nicht wahr?», sagte der Unbekannte und starrte Martin durchdringend an. «Ein Franzose sagt ‹merde› und nicht Scheiße, wenn etwas danebengeht. Oh - ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, Monsieur. Es gibt bestimmt einen triftigen Grund für Ihre Anwesenheit?»
    Martin fasste sich rasch, Angriff war in dieser Lage die einzige Verteidigung. «Ja, den habe ich! Hier, genau an dieser Stelle, ist vor einer Woche mein Freund umgekommen, Gaston Latroye!», brauste Martin auf. «Und ich will wissen, wie es dazu gekommen ist. Das verstehen Sie doch bestimmt, Monsieur!» Martin machte einen drohenden Schritt auf den Mann zu. «Weil Sie Ihre Paletten miserabel stapeln, weil Sie mit den Gabelstaplern leichtsinnig herumrasen, weil Sie illegale Einwanderer als Personal einstellen, deshalb ist er tot!» So, jetzt konnten sie ihn rausschmeißen. Zumindest hätte er einen guten Abgang.
    Sein Gegenüber reagierte unerwartet gelassen. «Für Ihre Empörung habe ich volles Verständnis. Sie scheinen gut informiert zu sein.» Der Mann lächelte noch immer. «Gaston Latroye war ein Freund von Ihnen, Monsieur?» Seine Neugier schien echt.
    «Ja, er war mein Freund und ein begnadeter Winzer!», stieß Martin heftig hervor. «Von Paletten erschlagen. Sehen Sie, hier, die Striche auf dem Boden. Wozu? Da muss er gelegen haben. Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, das Blut richtig wegzuwischen ... Und was ist das? Bremsspuren von einem Gabelstapler wahrscheinlich. Ha.»
    «Hat Ihr, äh, Freund hier gearbeitet?»
    «Weshalb fragen Sie mich das? Sie wissen das doch, schließlich arbeiten Sie bei LaCroix, oder nicht?»
    «Wie kommen Sie darauf? Nein, ich ... arbeite für die ... Versicherung. Wir prüfen jeden Fall mit - äh - tödlichem Ausgang. Ich habe mich nicht vorgestellt, Pardon, mein Name ist Grivot.» Er streckte die Hand aus.
    Martin ergriff sie und atmete erleichtert auf.
    «Wieso beunruhigt Sie der Gedanke, ich könnte bei LaCroix arbeiten? Es lässt nur den Schluss zu, dass Sie hier, sagen wir es so, unberechtigt eingedrungen sind?» Grivot machte eine beschwichtigende Handbewegung. «Keine Sorge. Wir behalten das für uns. Aber dafür erwarte ich einen Gefallen.»
    Martins Puls verlangsamte sich.
    «Erzählen Sie mir von Ihrem Bekannten. Was hat er hier gewollt?»
    «Das wüsste ich auch gern, deshalb bin ich hier.» Er wollte gerade erwähnen, wie er von Gastons Tod erfahren hatte, bremste sich jedoch rechtzeitig. Das ging den Versicherungsmann nichts an. «Ich kannte Gaston seit langem, er war weder ein Dummkopf noch leichtsinnig. Jemand wie er rennt nicht blind durch diese Gänge. Ich habe mit ihm zusammengearbeitet, ich war sein Agent für den deutschen Markt.» Martin nestelte eine Visitenkarte aus der Brieftasche und gab sie dem Mann. «Ich bin vorgestern erst gekommen, zur Beerdigung. Und jetzt helfe ich seiner Frau bei der Weinlese.»
    Grivot betrachtete die Karte. «Weinhändler sind Sie, schau an. Hier dreht sich anscheinend alles um Wein, um nichts anderes. Sie können mir bestimmt helfen. Ich verstehe nichts davon, rein gar nichts, ich trinke am liebsten Tee. Was glauben Sie, wie ist es passiert?» Er zeigte auf die Stelle, an der Gaston zu Tode gekommen war.
    »Ich nehme an, der Gabelstapler ist von dort gekommen.» Martin zeigte nach rechts in den Gang. «Möglich, dass der Fahrer

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