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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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doch, in gewisser Hinsicht», sagte Martin, als ihm einfiel, dass sie Garenne darauf aufmerksam gemacht hatte, dass er Gastons Aufzeichnungen hatte. Was musste diese Gans sich aufspielen.
    «Martin, was ist los?» Charlotte klang beunruhigt. «Du redest so abgehackt. Ist etwas nicht in Ordnung?»
    «Nein, alles bestens. Mir geht vieles durch den Kopf, Caroline scheint ziemlich durcheinander zu sein.»
    «Nun rede schon, lass dich nicht bitten ...»
    «Sie rief gestern Abend an und hat mir unmissverständlich mitgeteilt, dass sie mich nicht mehr braucht -»
    Charlotte schwieg einen Moment lang verblüfft und sagte dann: «Sie ist wohl völlig durchgedreht?»
    «Sieht so aus. Sie meint, sie schafft das allein, mit dem Wein, und außerdem hätte sie noch Jean-Claude. Dass ich nicht lache. Erstens kann er nicht aus Narbonne weg, zweitens fehlt ihm die Vision, wie der Wein werden soll, und drittens macht man so einen Wein nicht mal eben am Wochenende. Ach, sie meint es gut mit mir, sie will mir die Strapazen der Fahrerei ersparen, aber ich glaube, dass ihre Mutter dahinter steckt.»
    «Was geht die das an?»
    Martin berichtete von dem Gespräch, das er mit angehört hatte, als er von seinem Besuch bei ihr und ihren Eltern zurückgekommen war. «Die Alte ist bösartig und verbittert, misstrauisch und neidisch ... Es grenzt an ein Wunder, dass Caroline ein so liebenswürdiger Mensch geworden ist.»
    «So schlimm wird die Dame schon nicht sein, immerhin ...»
    «Dame? Ha, du kennst sie nicht! Es ist niederschmetternd, was sie mir an Gemeinheiten unterstellt.»
    Martin wollte anfügen, wie sehr ihn dieses Verhalten verletzt hatte, aber er hätte sich womöglich eine Blöße gegeben, und so gut kannten sie sich nun doch noch nicht.
    «Aber selbst, wenn dich die Mutter nicht mag, ist das doch noch lange kein Grund, dich rauszuwerfen. Niemand kann den Wein so wie du machen.»
    «Ach, ein versierter Kellermeister oder Önologe könnte das genauso gut. Ich nehme an, dass mein Rauswurf auf Betreiben eines Interessenten zustande gekommen ist, der den Weinberg haben will. Du kennst doch Euren Bordelaiser Sumpf. Gaston ist kaum begraben, da kreisen die Geier am Himmel. Ist dir mal ein Mann namens Fleury begegnet? Nicht besonders groß, Halbglatze, unscheinbar, grau, fällt überhaupt nicht auf, jemand, den man leicht übersieht. Er saß auf Grandville am Tisch neben mir und ist mit Garenne bekannt ... Carolines Mutter hat ihn als Käufer erwähnt...»
    «Fleury, ja, den kenne ich. Raimond Fleury, Direktor der Landwirtschaftsbank.»
    «Na bitte, du kennst wohl jeden - Großkapital und Banker, Bürgermeister ...»
    «Bist du Sozialist?»
    «War ich mal. Die Idee ist gut, aber der Mensch ist zu habgierig und dumm. Ich trinke lieber gute Weine, ich liebe gutes Essen und das Meer, das ist reeller. Außerdem gibt es schöne Frauen.»
    «Da täuscht man sich leicht... du scheinst mir kein typischer Germane zu sein. Obwohl - die Frauen sollen wohl blond sein?»
    «So wie Petra, meinst du? Nein!» Martin rief sich Charlottes Haarfarbe in Erinnerung. «Kastanie, mit einem ganz leichten Schimmer ins Rot.»
    «Auch das kann gefärbt sein. Wir sind nur Kopien unserer Vorstellung von uns selbst...»
    «Teilt deine Regierung diese Ansicht?»
    Charlotte lachte. «Für einen Weinhändler recht einfallsreich, Monsieur. Aber zurück zu Caroline. Sie macht sich unglücklich.»
    «Wir werden sie kaum davon abhalten können. Es ist nicht sie selbst, es ist der Einfluss ihrer Mutter. Die intrigiert und hetzt die Leute auf, natürlich in ihrem eigenen Interesse.»
    «Was will sie? Ich habe sie nur bei der Beerdigung und nachher kurz im Haus gesehen.»
    «Leider nicht bei ihrer eigenen ... Sie will an Fleury verkaufen.»
    «Du bist sehr böse.»
    «Ja!» Martins Antwort glich einem Knurren. «Soweit ich weiß, war sie damals gegen die Hochzeit mit Gaston, sie war auch dagegen, dass die beiden nach Bordeaux gingen - Caroline wollte sich auf diese Weise von ihr lösen -, und sie war ebenfalls gegen den Kauf eures Weinbergs. Sie hätte gern einen anderen Mann für ihre Tochter gehabt, einen zum Vorzeigen und nicht einen, der sich die Hände schmutzig macht. So einen hat sie selbst. Vielleicht ist das der Grund.»
    «Also eine ganz normale Frau», sagte Charlotte lakonisch. «Durchschnitt. Am liebsten einen Beamten, versorgt.»
    «Bist du auch so?», fragte Martin und fürchtete sich vor der Antwort, kaum dass er die Frage ausgesprochen hatte. Eine falsche

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