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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Tisch. «So viel Grips wirst du ja wohl noch haben.»
    «Offiziell produziert Garenne jährlich 120 000 Flaschen Haut-Bourton.» Martin tippte die Zahl ein. «Der Großhandelspreis für den Grand Cru von 1989 beträgt gegenwärtig etwa 65 Euro, für den Endverbraucher sind das knapp 100. 120000 Flaschen weltweit wird Garenne alle Mal los ...» Martin staunte selbst, als er die Summe sah. «Das sind 7,8 Millionen Euro! Und das Zeug lässt sich auf der ganzen Welt verkaufen. Für den Weltmarkt sind 120 000 Flaschen wenig, und der Haut-Bourton ist berühmt. Bei illegalen Geschäften sinkt der Preis, na, rechnen wir mal 50 Euro. Das macht immerhin noch sechs Millionen ...»
    Sichel blickte noch finsterer als vorher. «Sehr viel Geld, mein Lieber, das sind Euro und nicht Mark. Scheiß viel Geld ist das ...»
    «... bei niedrigsten Rohstoff- und Produktionskosten», unterbrach Martin.
    «Noch schlimmer. Halte dich da raus, mein Junge! Und was sonst noch läuft, weißt du nicht. Vielleicht gibt es noch andere bekannte Weine, die genauso gefälscht werden, Italiener, Spanier, wer weiß. Heute laufen Wirtschaftsverbrechen auf Konzernebene. Gerechtigkeit hin und her, lass die Polizei das machen, die wird dafür bezahlt, motiviere deinen französischen Kommissar, hilf ihm meinetwegen mit deinem Know-how oder womit auch immer ... Lass alles andere sein!»
    «Geht nicht mehr. Ich bin zu tief drin.»
    «Emotional? Wegen Gaston?»
    «Ja, und meinetwegen und wegen Caroline und der Kinder. Ich fühle mich verpflichtet.»
    «Sie hat selbst gesagt, dass du dich verpissen sollst...»
    «Sie meint das nicht wirklich. Man darf sie momentan nicht ernst nehmen. Ich will einen Wein machen, wie Gaston ihn wollte. So was von Trauben, du glaubst es nicht, ein Traum. Ein Jahrzehnt hat er daran gearbeitet. Das sind Schätze, die man nicht den Leichenfledderern überlässt.»
    «Weiß ich alles, weiß ich alles», Sichel winkte ab. «Aber ich warne dich, du kennst das Risiko. Komm später nicht zu mir und jammere.» Sichel lief im Raum hin und her, stieß Qualmwolken aus, blickte Martin immer wieder prüfend an und blieb schließlich stehen. «Gut, wenn du dich partout nicht davon abbringen lässt, dann helfe ich dir. Aber nicht, weil ich es für richtig halte, sondern damit du weniger Fehler machst und noch was vom Leben hast. Was hast du dir als Nächstes vorgestellt?»
    «Ich gehe davon aus, dass der Wein auf dem Zollpapier falsch deklariert wurde. In Wirklichkeit handelt es sich nicht um den Moulin de la Vaux, sondern um den gefälschten Haut-Bourton. Die Firma Weimer & Brandes Export GmbH ist als Empfänger angegeben, in Hamburg.» Martin zog das zerknitterte Dokument aus der Tasche. «Man müsste rauskriegen, wohin er von da aus geliefert wird. Wichtig wäre auch noch die Menge. Wenn es eine Fälschung ist, braucht er Rohstoff. 120 000 Flaschen, das ist nicht viel, das sind ... warte mal... 900 Hektoliter. Um die zu erzeugen, sind, grob gerechnet, 125 Tonnen Trauben nötig! Das wäre dann der nächste Schritt: Ich müsste herausfinden, ob Garenne die Trauben von Moulin de la Vaux verwendet. Daraufhin werde ich mir die Kellerei nochmal ansehen.»
    «Dieser Korse und dein Garenne scheinen die Schlüsselfiguren zu sein. Ich habe Freunde in Frankreich. Mal sehen, ob ich über die Finanzen des noblen Herrn etwas erfahren kann. Außerdem werden die französischen Kreditversicherer über ihn Bescheid wissen, informelle Kontakte wirken Wunder. Für die Hamburger Firma werden wir etwas konstruieren, damit sie Auskunft gibt. Am besten etwas, das sie unsicher macht, die Versicherung der Fracht, Fehler in der Police, unsachgemäße Lagerung könnte ich mir beim Wein vorstellen, etwas, wovor sie Angst haben, damit kriegst du die Leute ... ich lasse mir was einfallen ...»
    Abends rief Martin alle halbe Stunde bei Charlotte an. Bis um zehn Uhr war ständig besetzt, und als das Freizeichen ertönte, nahm sie nicht ab. Frustriert gab er auf, nahm eine Schmerz- und eine Schlaftablette und ging zu Bett. Morgen war Samstag, er wollte früh aufstehen.
    Gleich morgens begann er im Internet mit der Suche nach den 89er Haut-Bourton. Martin surfte von einem Onlineshop zum nächsten. Nichts! Erst recht nicht auf der Homepage von Château Haut-Bourton. Er telefonierte mit Spezialisten für Weine aus Bordeaux, mit Kollegen und Maklern, mit Negociants in Beaune und Bordeaux. Alles Fehlanzeige. Von einem Großhändler erfuhr er, dass kurz zuvor die letzten Flaschen

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