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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Antwort hätte seinen heimlichen Traum schon im Keim erstickt. «Du verdienst dein Geld auch selbst, und deine Mutter ist nicht so, oder?» Für einen Moment hatte er das ungute Gefühl, sich anzubiedern.
    «Das ist keine normale Frau. Sie liebt meinen Vater. Lassen wir das. Was hast du vor?»
    «Wenn Caroline mich braucht, bin ich da. Hoffentlich merkt sie früh genug, dass sie Mist baut, bevor jemand den Wein versaut. Als Nächstes werde ich versuchen rauszufinden, wohin der Haut-Bourton verkauft wird ...»
    «Also machst du weiter?»
    «Na klar. Glaubst du, ich kneife? Wenn ich den Wein nicht machen kann, dann will ich wenigstens Gastons Mörder finden. Wenn es Garenne ist, wird er zahlen, mit allem, was er hat!»
    «Hass macht blind, Martin, vergiss das nicht. Außerdem hindert Hass am Denken. Könnte es sein, dass deine Petra dabei eine Rolle spielt?»
    «Sie ist nicht meine Petra, und es geht auch nicht um verletzte Eitelkeit», sagte Martin scharf, «falls du das meinst. Aber du hast Recht, es wurmt mich, dass es ausgerechnet ein Typ wie Garenne sein muss. Andererseits bin ich froh, dass sie auf ihn abgefahren ist, das erspart mir lästige Diskussionen ...»
    «Dass ihr Männer nie über Gefühle reden könnt...»
    «Ach nee. Soll ich ihr etwa sagen, dass sie mich langweilt? Dass sie sich für nichts interessiert, was mich bewegt, dass ihr Geld wichtiger ist als alles andere? Dass sie nichts von Wein versteht und jedem Blender auf den Leim geht? Wie uncharmant. Außerdem muss ich ihr das nicht sagen, das weiß sie selbst. Aber ich habe inzwischen noch einen Grund mehr, Garenne für den Mörder zu halten. Oder hast du oder haben deine Eltern mit jemandem über Gastons Aufzeichnungen gesprochen?»
    «Nein, wieso sollte ich?» Charlotte war verwirrt. «Mit wem hätten wir darüber sprechen sollen?»
    Aber Martin blieb skeptisch. «Was weiß ich?» Er wollte nicht schon wieder in den Fehler verfallen, eine Frau, die ihn interessierte, zu verklären. Andererseits - wie sollte man ohne Vertrauen leben? «Dann habe ich noch mehr Grund zu der Annahme, dass Garenne der Drahtzieher ist. Ich komme darauf, weil ich ziemlich unerfreulichen Besuch hatte ...»
    Martin wollte gerade von der bisher grauenhaftesten Nacht seines Lebens berichten, als Frau Schnor, ohne anzuklopfen, ins Büro trat: «Da ist eine Lieferung aus La Rioja...»
    Martin beendete das Gespräch mit Charlotte ziemlich abrupt mit dem Versprechen, sie abends anzurufen. Er war unsicher geworden, ob er ihr alles erzählen sollte. Und er war befangen, hätte jetzt sowieso nicht gewusst, wie er sich von ihr verabschieden sollte. Das Gespräch hatte ihn irgendwie deprimiert.
    Nachdem der Wein abgeladen und die Formalitäten erledigt waren, fuhr er zu Sichel.
    Der Versicherungsmakler nahm einen spanischen Brandy aus dem Schrank, füllte zwei Gläser bis zum Rand, ließ sich in seinen Schreibtischsessel fallen und hörte Martin aufmerksam zu, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen.
    Als Martin seinen Bericht beendet hatte, stand Sichel auf, füllte die Gläser wieder und steckte sich eine Zigarette an. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen und blickte aus dem großen Fenster seines Büros in den verwilderten Garten, in dem der Wind die welken Blätter von den Bäumen riss.
    «Eine äußerst waghalsige Geschichte. Mach dir eines klar!» Sichel blickte Martin durchdringend an. «Du bist kein Abenteurer, du warst nie einer und wirst nie einer werden. Kannst du Karate? Hast du ... eine Pistole oder ... einen Waffenschein? Nein? Hast du eine Lebensversicherung? Ach ja, bei mir abgeschlossen, gut. Vielleicht bist du unterversichert. Schließ noch eine ab, doppelte Höhe, Unfall, Berufsunfähigkeit, Krankenhauszusatz, Rundumpalette - und Sterbegeld. Daran solltest du denken. Wir werden das vorbereiten. Hast du schon einen Begräbnisplatz? Wer wird erben? Deine Eltern - oder Petra?»
    «Deine Katastrophenszenarien kenne ich. Du übertreibst wie der typische Versicherungsvertreter.»
    «Nein. Soll ich dir einen Spiegel geben? Wer hier untertreibt, das bist du.» Sichel wurde ärgerlich. «Bist du eigentlich so blöd? Nächstes Mal belassen sie es nicht dabei, dir das Gesicht so zu ramponieren, dass du dich nicht mehr rasieren kannst. Wenn sie dich wieder zu fassen kriegen, brauchst du dich nie wieder zu rasieren. Um wie viel Geld geht es?»
    «Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.»
    «Dann rechne.» Sichel schob Martin den Taschenrechner über den

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