Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
Vom Netzwerk:
Licht im Flur ein.
    «Nett hast du es hier. Ihr reichen Schweine macht es euch immer bequem. Und wir machen die Drecksarbeit. Los, cul, geh geradeaus, da rein!» Die Messerspitze dirigierte ihn.
    Im Wohnzimmer ließ der Druck nach. Martin setzte die Einkaufstüten ab, den Aktenkoffer wollte er links aufs Sofa legen, um endlich einen Blick auf die Männer zu werfen. Der hinter ihm bemerkte es, und sofort wurde der Druck der Klinge wieder stärker. Martin hob den Kopf und blickte auf das Bild vor ihm an der Wand. Sein Gauguin, Der Violoncellist Upaupa, musste alles mit ansehen. Die beiden Männer hinter ihm spiegelten sich im Glas, etwas oberhalb des Violoncellos. Ihre Umrisse wurden deutlich, nicht aber ihre Gesichter. Doch Geruch und Silhouette - war das nicht genug? Martin zweifelte keine Sekunde daran, dass er die Männer wieder erkennen würde.
    «Wir wollen die Bücher!»
    «Welche Bücher?»
    «Die von deinem toten Freund.»
    Die Erkenntnis kam blitzschnell: Sie wussten davon, also musste Garenne mit drinstecken. Nur - was wollte er mit den Notizen? War es nichts weiter als dieser verstümmelte Satz, diese Beurteilung des Haut-Bourton, die Garenne kompromittierte? «Die ... die Bücher sind in meinem Laden, im Keller», stammelte Martin. Er konnte die Männer dorthin locken und die Schlösser falsch betätigen, das würde den Alarm auslösen ...
    «Du lügst», sagte der Mann mit dem Messer hinter ihm.
    Im Glas des Gauguin bemerkte Martin die Bewegung des Mannes. Er versuchte, ihr auszuweichen, vergeblich. Die Faust traf sein rechtes Ohr. Martin riss den Mund auf, hatte das Gefühl, die Druckwelle würde seinen Kopf platzen lassen.
    Er taumelte nach links gegen das Sofa, kippte über die Lehne, registrierte die Polster unter sich, die Welt drehte sich, bis sein Schienbein auf die Kante des Couchtisches knallte. Der Schmerz raubte ihm den Atem. Eine Schale zerbrach klirrend. Der Lärm mischte sich mit seinem Schrei.
    Während sein Kopf dröhnte, als sei er gegen einen riesigen Gong geschmettert worden, raste die heiße Welle von unten im Bein aufwärts. Etwas in ihm versuchte, die unterschiedlichen Empfindungen zu sortieren, eine Entscheidung darüber zu treffen, welcher Schmerz größer war.
    Zu zweit stellten sie ihn wieder auf die Beine, taumelnd versuchte Martin, das Gleichgewicht zu halten und das Bein einfach zu ignorieren. Aber es gelang ihm nicht, hoffentlich war nichts gebrochen, nein, er konnte stehen. Sie durchsuchten seine Taschen. Während einer das Bargeld aus der Brieftasche nahm, fand der andere das Handy und zertrat es auf dem Teppich.
    «Wo sind die Bücher?»
    Der zweite Mann roch wie die Kistenbretter auf Château Clairmont, ein wenig sauer, etwas muffig, Obst, das in Gärung übergeht, Trester. Auch Druckerfarbe? Martin war sich nicht sicher. Er fühlte wieder das Messer und bekam Angst vor dem nächsten Schmerz.
    «Hier - neben mir - im Aktenkoffer», stieß er hervor. Die Schmerzen breiteten sich aus. Am liebsten wäre er ohnmächtig geworden. Das Gehirn funktionierte jedoch weiter, als hätte es nichts damit zu tun. Der Mann hinter ihm bückte sich nach dem Aktenkoffer, öffnete ihn und nahm die Kladden heraus. Obwohl er das Gefühl hatte, dass es ihn gleich zerreißen würde, spürte Martin so etwas wie eine gewisse Schadenfreude beim Gedanken an die Kopien. Wahrscheinlich waren sie zu blöd, daran zu denken.
    «Hast du die Dinger kopiert?»
    «Nein», sagt Martin mit einer Stimme, die er nicht kannte. «Bin nicht dazu - gekommen.»
    «Dein Glück. Dreh dich um.»
    Martin gehorchte dem Befehl. Endlich, der Horror war vorüber. Da traf ihn ohne jede Vorwarnung der Faustschlag direkt unterhalb der Rippen in den Bauch.
    Er hatte bis jetzt nicht gewusst, dass man so hart zuschlagen kann. Martin riss den Mund auf, schnappte nach Luft, klappte zusammen und fiel auf den Boden. Wie in Zeitlupe sah er den Fuß des Mannes auf sich zukommen. Er hatte weder den Willen noch die Kraft, den Kopf zur Seite zu drehen, und so traf ihn der Schuh mitten im Gesicht. Er spürte etwas Nasses auf den Lippen, merkte, wie ihm schwarz vor Augen wurde, die Ohnmacht kam, er wartete darauf, sehnte sich danach, jetzt war es zu Ende.
    «Siehst du? So kann es passieren», hörte er wie unter Wasser, und er wunderte sich, dass er atmen konnte.
    Er wartete auf den nächsten Schlag, aber es kam nichts mehr.
    «Lass dich nie wieder in Bordeaux sehen. Niemals! Da braucht dich keiner, du Arschloch. Sonst machen wir dich

Weitere Kostenlose Bücher