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Tod in Breslau

Tod in Breslau

Titel: Tod in Breslau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marek Krajewski
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der
    Kommissar.
    »Wir treffen uns am Schlesischen Bahnhof um acht
    Uhr abends, Gleis drei. Dann bekommst du noch einige
    Instruktionen. Hier sind fünfzig Mark, schau, dass du
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    dich in Ordnung bringst, Mann! Du kannst sie mir zu-
    rückgeben, wenn du in Breslau Fuß gefasst hast.«

    Berlin, 5. Juli 1934.
    Acht Uhr abends

    Anwaldt war pünktlich zur Stelle, sauber, rasiert und –
    was das Wichtigste war – nüchtern. Er trug einen neuen
    beigefarbenen Sommeranzug und eine dazu passende
    Krawatte. In der Hand hielt er eine ziemlich lädierte Ta-
    sche und einen Regenschirm. Sein Hut saß ein wenig
    schief, sodass er einem dieser amerikanischen Schauspie-
    ler ähnelte, dessen Name von Grappersdorff entfallen
    war.
    »Na also. Das macht sich schon besser.« Der Kommis-
    sar trat an Anwaldt heran und schnüffelte. »Los, hauchen
    Sie mich an!«
    Anwaldt tat, wie ihm befohlen.
    »Kein einziges Bier?«
    »Kein einziges.«
    Der Kommissar fasste Anwaldt unter und sie schlen-
    derten auf dem Perron auf und ab. Eine Lokomotive ließ
    zischend Dampfwolken ab.
    »letzt hören Sie mir gut zu. Ich weiß nicht genau, was
    Sie in Breslau zu tun haben werden, aber es ist eine sehr
    schwierige und nicht ungefährliche Aufgabe. Aber Ihr
    Gehalt dort wird Ihnen ermöglichen, nicht bis an ihr Le-
    bensende schuften zu müssen. Dann können Sie sich in
    Ruhe zu Tode saufen, aber während Ihres Aufenthaltes in
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    Breslau: keinen Tropfen … kapiert?« Von Grappersdorff
    lachte laut auf. »Ich muss Ihnen sagen, dass ich Mühl-
    haus, meinem alten Freund aus Breslau, von Ihnen abge-
    raten habe. Aber er hat drauf bestanden, ich weiß nicht,
    warum. Vielleicht hat er irgendwo gehört, dass Sie etwas
    taugen … Wie dem auch sei, jetzt zur Sache: Sie haben
    ein Abteil für sich. Ich wünsche Ihnen eine angenehme
    Reise. Hier ist das Abschiedsgeschenk von den Kollegen.
    Es wirkt hervorragend gegen jeden Katzenjammer.«
    Er schnipste mit den Fingern. Eine hübsche Brünette
    mit einem kecken Hütchen kam auf sie zu. Sie überreich-
    te Anwaldt ein Kärtchen, auf dem stand: »Ich bin ein Ge-
    schenk deiner Kollegen. Bleib gesund, und lass dich mal
    wieder in Berlin blicken!«
    Anwaldt blickte umher und entdeckte hinter dem
    Bahnsteigskiosk die Gesichter seiner Kollegen, die lach-
    ten, Grimassen schnitten und dabei unanständige Gesten
    machten. Er geriet in tiefe Verlegenheit. Das Mädchen
    jedoch nicht im Geringsten.

    Breslau, Freitag, 6. Juli 1934.
    Halb sechs Uhr nachmittags

    Kriminaldirektor Eberhard Mock traf letzte Vorbereitun-
    gen für seine Reise nach Soppot, wo er vorhatte, einen
    zweiwöchigen Urlaub zu verbringen. Der Zug sollte in
    zwei Stunden abfahren, so war es nicht verwunderlich,
    dass in seiner Wohnung ein fürchterliches Durcheinan-
    der herrschte. Mocks Frau jedoch fühlte sich darin wie
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    ein Fisch im Wasser. Klein und korpulent wie sie war,
    wirbelte sie durch die Räume und erteilte dem Personal
    mit lauter Stimme Anweisungen. Mock saß derweil ge-
    langweilt in einem Sessel und hörte Radio. Während er
    eine andere Station suchte, läutete das Telefon.
    »Bei Baron von der Malten«, tönte es aus dem Hörer.
    »Herr Direktor, der Herr Baron erwartet Sie unverzüglich
    in seiner Residenz.«
    Mock hörte auf, mit der freien Hand am Senderknopf
    zu drehen, und versetzte mit ruhiger Stimme:
    »Hör jetzt gut zu, mein lieber Herr Diener, wenn der
    Herr Baron mich sehen will, dann möge sich der Herr
    Baron gnädigst selbst bemühen, bei mir zu erscheinen,
    denn ich befinde mich in zwei Stunden auf dem Weg in
    den Urlaub.«
    »Ich habe mir gedacht, dass du so reagierst, Eberhard«,
    erklang die tiefe Stimme des Barons aus dem Hörer. »Ich
    habe es vorhergesehen, aber um Diskussionen zu vermei-
    den, halte ich hier in meiner Hand eine Visitenkarte mit
    einer Telefonnummer. Es hat mich einige Mühe gekostet,
    sie zu bekommen. Wenn du dich also nicht auf dem
    schnellsten Wege zur mir begibst, werde ich diese Num-
    mer wählen. Willst du wissen, wen ich dann anrufen
    werde?«
    Mock hatte plötzlich das Interesse an der Marschmusik
    verloren. Er knipste den Apparat aus und knurrte: »Ich
    bin gleich bei dir.«
    Eine Viertelstunde später bog er in die Eichenallee ein.
    Grußlos stürmte er an dem alten Kammerdiener Matthi-
    as vorbei, der aufmerksam in der Tür stand, und fuhr ihn
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    an: »Ich finde das Arbeitszimmer des Barons schon
    selbst.«
    Der Baron erwartete ihn in der offenen Tür. Er trug
    einen langen

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