Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
erkennt ihn doch auf meilenweite Entfernung, selbst wenn er sich verkleiden würde.»
    «Sind Ihre Ansichten über Detektive nicht etwas veraltet?», entgegnete Jane gedehnt. «Falsche Barte und dergleichen benutzt man in unserer Zeit wohl kaum noch, heutzutage setzen sich die Detektive ganz ruhig hin, um einen Fall psychologisch zu erfassen.»
    «Bestimmt weniger anstrengend!»
    «Körperlich wohl. Aber man braucht dazu ein kühles, klares Hirn.»
    «Ja, ein hitziges, verworrenes würde nichts taugen.» Sie lachten beide.
    «Hören Sie», begann Gale, und eine leichte Röte färbte seine Wangen. Dann fing er den Satz von neuem an. «Wir könnten doch… ich meine, es wäre doch sehr nett, wenn Sie mir das Vergnügen machten, eine Tasse Tee mit mir zu trinken? Unglücksgefährten und…»
    Er hielt inne und zürnte mit sich selbst: Weißt du das, du Narr? Kannst du nicht ohne Stottern und ohne rot zu werden ein Mädchen zum Tee einladen…? Was soll es denn von dir denken?
    Seine Verwirrung steigerte Janes Selbstsicherheit noch.
    «Einen Tee tränke ich ganz gern.»
    Sie fanden eine Teestube, die beinahe leer war, wodurch nach Gales Ansicht ihr Zusammensein noch an Vertraulichkeit gewann. Jane streifte ihre Handschuhe ab und begutachtete über den Tisch hinweg abermals ihren Begleiter. Ja, er war anziehend – mit seinen blauen Augen und jenem gewissen Lächeln. Und nett war er obendrein.
    «Es ist eine sonderbare Geschichte», sagte Gale, sich hastig in ein Gespräch stürzend, denn noch immer fühlte er sich von dieser albernen Befangenheit nicht ganz frei. «Den Mord meine ich.»
    «Ich weiß. Mich bedrückt das Ganze auch insofern, als ich nicht ahne, wie mein Chef sich dazu stellt. Mr Antoine will vielleicht keine Angestellte beschäftigen, die in einen Mordfall verwickelt und als Zeugin vorgeladen wurde.»
    «Aber das ist doch nicht Ihre Schuld. Freilich, im Leben geht es so… so ungerecht zu», entgegnete er nachdenklich. «Die Leute sind unberechenbar. Hol’s der Teufel!»
    «Nun, vorläufig ist mir ja noch nicht gekündigt worden», erinnerte Jane ihn. «Es lohnt nicht, sich über etwas zu ärgern oder aufzuregen, was noch gar nicht eingetreten ist. Schließlich – ganz Unrecht hätte Mr Antoine ja nicht. Ich könnte schließlich diejenige sein, die den Mord begangen hat! Und meistens heißt es, dass ein Mensch, der einmal getötet hat, bald neue Morde auf sich lädt. Sich von solch einer Person die Haare pflegen zu lassen ist kein sehr beruhigendes Gefühl.»
    «Man braucht Sie nur anzusehen, um zu wissen, dass Sie niemanden ermorden können», sagte Norman ernst.
    «Wer weiß? Bisweilen möchte ich einige meiner Damen schon ermorden! Da ist besonders eine, die eine Stimme hat wie eine Wachtel und über alles meckert und zetert. Wahrhaftig, manchmal denke ich, dass es eine gute Tat und kein Verbrechen wäre, ihr den Hals durchzuschneiden.»
    «Also gut, aber diesen Mord im Flugzeug haben Sie jedenfalls nicht begangen. Das kann ich beeiden.»
    «Und ich kann beeiden, dass Sie ihn nicht begangen haben», erwiderte Jane Grey. «Doch hilft Ihnen das verflixt wenig, wenn Ihre Patienten da anderer Meinung sind.»
    «Meine Patienten, ja…» Gale rührte versonnen in seiner Tasse. «Das hatte ich nicht überlegt. Ein Zahnarzt, der möglicherweise ein blutdürstiger Irrer ist – nein, es ist keine angenehme Aussicht.» Und dann fragte er: «Stört es Sie, dass ich Zahnarzt bin?»
    «Stören? Mich?» Verwundert zog Jane die Brauen hoch.
    Jetzt lachte Norman Gale. «Ich glaube, wir werden gute Freunde werden. Glauben Sie auch?»
    «Ja.»
    «Vielleicht essen Sie einmal abends mit mir, oder wir besuchen gemeinsam ein Kino, Miss Grey?»
    «Gern.»
    Nun entstand eine Pause, die Gale mit der Frage beendete: «Sind Sie zum ersten Mal in Le Pinet gewesen?»
    «Ja. Das kam nämlich so.» Und nun berichtete Jane, plötzlich zu Vertraulichkeiten aufgelegt, die Geschichte mit dem Los. Dann stimmten sie darin überein, dass diese irischen Lotterien herrlich seien, und beklagten die ablehnende Haltung der englischen Regierung.
    Ihr Gespräch erfuhr eine Unterbrechung durch einen jungen Mann in braunen Sporthosen, der, unbeachtet, bereits etliche Minuten um sie herumgestrichen war. Nun lüftete er seinen Hut und redete Jane mit einer gewissen Gewandtheit an:
    «Miss Jane Grey, nicht wahr? Ich vertrete das Weekly Howl und möchte Sie bitten, uns einen kurzen Artikel über den Flugzeug-Mord zu schreiben. Sozusagen vom Standpunkt

Weitere Kostenlose Bücher