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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Poirot, jetzt müssen Sie doch Ihre helle Freude haben? Psychologie – was Schöneres gibt’s doch nicht für Sie!»
    «Mich interessiert, was Sie beide sagen.»
    «Sie meinen doch nicht etwa, dass sie auf eine andere Art getötet wurde?», fragte der Inspektor misstrauisch. «Ich kenne die verschlungenen Wege Ihres Hirns.»
    «Nein, nein, mon ami. Dieser Punkt beunruhigt mein Hirn nicht. Die Todesursache war jener vergiftete Dorn, den ich vom Fußboden aufhob. Indessen machen mich gewisse Dinge bei diesem Fall stutzig… Doch lassen wir das vorläufig.»
    «Ja, kehren wir zu unseren beiden Stewards zurück», sagte Japp bereitwillig. «Ich denke, wir können sie streichen, denn es erscheint mir unwahrscheinlich, dass einer von ihnen etwas mit dem Mord zu tun hatte. Pflichten Sie mir bei, Monsieur Poirot?»
    «Erinnern Sie sich bitte an das, was ich vorhin sagte. Bei diesem Stand der Untersuchung würde ich niemanden streichen.»
    «Ganz wie Sie wollen. Nun die Passagiere. Beginnen wir bei Sitz Nr. 16, der hier» – Japp bohrte eine Bleistiftspitze auf den Plan – «nahe der Durchgangstür liegt. Er gehörte Jane Grey, der Friseuse. Sie gewann bei der irischen Lotterie und verprasste den Gewinn in Le Pinet. Das heißt: Das Mädchen ist eine Spielerin. Vielleicht steckte sie in der Klemme, pumpte Madame Giselle an, wenngleich diese ihr wohl kaum einen großen Betrag geborgt oder sie sonst in der Hand gehabt haben dürfte. Und ich glaube des weiteren nicht, dass eine junge Friseuse über die Möglichkeit verfügt, sich Schlangengift zu verschaffen, das weder zum Haarbleichen noch zur Massage verwandt wird. In gewisser Hinsicht war es übrigens ein Fehler, Schlangengift zu benutzen, weil der Kreis, in dem der Täter zu suchen ist, sich dadurch von selbst verkleinert. Von hundert Leuten dürften höchstens zwei über Schlangengift unterrichtet und imstande sein, es in die Finger zu bekommen.» Er blickte Poirot kühl und herausfordernd an…
    «Was immerhin einen Punkt völlig klärt», meinte Poirot leichthin.
    Fournier warf ihm einen neugierigen Blick zu, während Inspektor Japp weiterhin seinen eigenen Ideen nachging.
    «Dadurch gewinnen wir folgendes Bild», sagte er. «Der Mörder fällt unbedingt in eine von zwei Gattungen: Entweder ist der Mann ein weit gereister Abenteurer, ein Mann, der etwas über Schlangen, über ihre gefährlichsten Arten und über die Sitten der Eingeborenen weiß, die das Gift im Kampf gegen ihre Feinde benutzen. Das ist Kategorie Nummer eins.»
    «Und die andere?»
    «Die wissenschaftliche Richtung. Forschung. Ich unterhielt mich darüber mit Winterspoon. In erstklassigen Laboratorien stellt man Versuche mit Schlangengiften an. Das Kobragift zum Beispiel wird in der Medizin gebraucht. Man behandelt neuerdings Epileptiker damit und soll schon recht gute Erfolge erzielt haben. Außerdem arbeiten die Wissenschaftler zurzeit intensiv an einem Serum gegen Schlangenbisse.»
    «Interessant und viel sagend», meinte Fournier.
    «Ja. Aber weiter. Diese Jane Grey passt in keine dieser Kategorien. Soweit sie infrage kommt, sind die Beweggründe unwahrscheinlich und die Gelegenheiten, sich das Gift anzueignen, gering. Ferner ist ihre tatsächliche Möglichkeit, das Blasrohr zu benutzen, gleich null. Sehen Sie her.» Eifrig beugten sich die drei Männer über die Skizze. «Hier ist Nr. 16, ganz weit entfernt, durch Mitreisende und leere Sessel getrennt von Platz Nr. 2, den Madame Giselle innehatte. Wenn Jane Grey sich nicht von ihrem Platz entfernte – und jeder bezeugt, sie sei nicht aufgestanden –, so kann sie die alte Frau einfach nicht auf der infrage kommenden Halsseite getroffen haben.
    Jetzt Sitz Nr. 12, direkt gegenüber. Inhaber der Zahnarzt Norman Gale. Für ihn gilt fast das Gleiche. Ein unbedeutender junger Mann, dem sich höchstens hinsichtlich der Beschaffung des Schlangengiftes bessere Möglichkeiten boten als der Friseuse. Er kann in Kreisen verkehrt haben, die dubiose Geschäfte mit Rauschgiften und ähnlichem Zeug machen; er kann überdies einen Wissenschaftler zum Freund haben. Sonst scheidet er ziemlich sicher aus. Gewiss, er verließ seinen Platz, aber nur, um zur Toilette zu gehen; also in die andere Richtung. Nun, ist er aus dem Schneider?»
    «Ja», sagte Fournier. «Weiter.»
    «Überqueren wir jetzt den Mittelgang. Platz Nr. 17.»
    «Das war ursprünglich meiner», ließ Hercule Poirot sich vernehmen. «Ich trat ihn einer der beiden Damen ab, da diese näher bei ihrer

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