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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Freundin zu sitzen wünschte.»
    «Venetia Kerr – hm, sie gehört zu der Gesellschaftsschicht, der Madame Giselles Opfer entstammten, macht aber nicht den Eindruck, als habe sie ein schuldbeladenes Gewissen. Trotzdem müssen wir ihr ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken. Die Lage ihres Platzes begünstigt die Tat. Wenn Giselle den Kopf ein wenig gedreht hätte, um aus dem Fenster zu schauen, wäre Venetia Kerr imstande gewesen, quer durch den Raum einen Meisterschuss auf sie abzugeben. Das Zielen versteht sie sicher vortrefflich, denn sie rennt im Herbst ja ständig mit der Flinte umher. Ob aber Zielsicherheit mit der Büchse einem bei Benutzung eines Blasrohrs zustattenkommt…? Ich vermute, es hängt beides vom Auge ab, vom Auge und von der Übung.
    Und vermutlich hat sie Freunde, Männer, die in merkwürdigen Gegenden unseres Erdballs auf Großwildjagd gehen. Durch die mag sie auch allerhand giftiges… Blech!», unterbrach er sich. «Das hat ja alles weder Hand noch Fuß!»
    «Ich habe Mademoiselle Kerr bei der heutigen Verhandlung gesehen, und es fällt einem schwer, sie mit einem Mord in Verbindung zu bringen», gestand der Pariser.
    «Sitz Nr. 13», fuhr Japp fort. «Lady Horbury. Die ist nicht ganz koscher. Ich weiß etwas über sie, was Sie gleich erfahren werden, und es würde mich nicht überraschen, wenn sie ein paar dunkle Geheimnisse zu verbergen hätte.»
    «Zufällig weiß ich, dass die betreffende Dame am Bakkarattisch in Le Pinet schwer verloren hat.»
    «Oh, das ist eine wertvolle Auskunft, Monsieur Fournier. Ja, Lady Horbury könnte ich mir sehr wohl als Kundin der tüchtigen Madame Giselle vorstellen!»
    «Ich auch.»
    «Schön. Doch wie hat sie es gemacht? Bedenken Sie, dass sie ihren Platz nicht verließ. Sie hätte sich also – unter den Augen von zehn anderen Leuten – auf ihren Sitz knien und über die Rückenlehne beugen müssen. Unmöglich!»
    «9 und 10», sagte Fournier, mit dem Finger auf der Skizze weiterrutschend.
    «Monsieur Hercule Poirot und Dr. Bryant», erklärte der Inspektor. «Was hat Monsieur Poirot für seine Person anzuführen?»
    «Mon estomac», erwiderte dieser. «Oh, es ist trostlos, dass das Hirn sich bisweilen vom Magen knechten lassen muss!»
    «Ich verstehe Sie, Monsieur Poirot. Auch mir geht es in der Luft stets sehr schlecht.» Und Fourniers melancholischer Ausdruck nahm noch um einen Grad zu.
    «Also Dr. Bryant. Große Kanone in der Harley Street. Hat es sicher nicht nötig, bei einer französischen Geldverleiherin Hilfe zu suchen. Freilich – verbürgen kann man sich für keinen! Außerdem kommt jetzt meine wissenschaftliche Theorie zur Anwendung. Ein Mann wie Bryant, eine Leuchte seines Berufs, kennt fraglos alle wichtigen medizinischen Forscher. Er kann leicht ein Versuchsröhrchen Schlangengift entwenden, wenn er sich in irgendeinem der entsprechenden großen Laboratorien befindet.»
    «Man führt Buch über diese Dinge», warf Poirot ein. «So leicht wie das Abpflücken von Butterblumen auf einer Wiese ist der Diebstahl nicht.» Er sagte das im gleichgültigsten Ton der Welt.
    «Selbst wenn sie Buch führen, vermag ein geschickter Mann das entwendete Röhrchen durch ein harmloses zu ersetzen, umso mehr, als ein Arzt von Bryants Ruf über jeden Verdacht erhaben wäre. Nein, die Sache hat einen anderen Haken: Warum lenkte er die Aufmerksamkeit darauf? Warum sagte er nicht einfach, die Frau sei einem Herzanfall erlegen? Eines natürlichen Todes gestorben?»
    Hercule Poirot hüstelte, sodass die beiden anderen ihn anblickten.
    «Ich glaube, dass der Doktor zuerst sogar diesen Eindruck hatte», erläuterte er. «Schließlich sah es ja auch sehr nach einem natürlichen, möglicherweise infolge eines Wespenstichs eingetretenen Tod aus. Erinnern Sie sich bitte, dass tatsächlich eine Wespe umherflog.»
    «Wie können wir jene Wespe vergessen, da Sie dieselbe ja unaufhörlich ins Treffen führten!», grinste der Inspektor. Doch Poirot überhörte den leisen Spott.
    «Dann aber bemerkte ich den verhängnisvollen Dorn auf dem Boden und hob ihn auf», fuhr er fort. «Und damit deutete alles auf Mord.»
    «Der Dorn wäre ohnehin gefunden worden.»
    «Fraglich! Es hätte sich dem Mörder sehr wohl Gelegenheit bieten können, ihn unbemerkt an sich zu nehmen.»
    «Bryant?»
    «Bryant oder einem anderen.»
    «Hm… ziemlich riskant.»
    «Das erscheint Ihnen so, weil Sie wissen, dass es ein Mord war», widersprach Fournier. «Aber wenn eine Dame plötzlich am Herzschlag

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