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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ist es nicht», räumte Fournier ein.
    «Doch unwahrscheinlich Ihrer Ansicht nach, wie?»
    «Monsieur Dupont lebt nur für seinen Beruf. Früher Antiquitätenhändler, gab er ein blühendes Geschäft auf, um sich der Archäologie zu widmen. Mit Herz und Seele sind er und sein Sohn bei der Sache. Und mir erscheint es unwahrscheinlich – das Wort unmöglich wage ich seit der Stavisky-Affäre nicht mehr zu gebrauchen –, dass sie bei diesem Mordfall die Hände im Spiel haben.»
    «Also gut!» Japp nahm den Bogen Papier an sich, auf dem er Notizen gemacht hatte, und hüstelte ein paarmal. «Dann ist die Sachlage also folgende: Jane Grey. Wahrscheinlichkeit gering. Möglichkeit – gleich null. Gale. Wahrscheinlichkeit – gering. Möglichkeit ebenfalls gleich null. Miss Kerr. Sehr unwahrscheinlich. Möglichkeit – zweifelhaft. Lady Horbury. Wahrscheinlichkeit – gut. Möglichkeit – gleich null. Monsieur Poirot. Fast sicher der Täter; der einzige Mann an Bord, der einen psychologischen Moment schaffen konnte.»
    Japp lachte ausgiebig über seinen Scherz, während Poirot nachsichtig und Fournier ein bisschen schüchtern lächelte. Dann sprach der Beamte von Scotland Yard weiter:
    «Bryant. Wahrscheinlichkeit und Möglichkeit – beide gut. Clancy. Motiv unklar; Wahrscheinlichkeit und Möglichkeit hingegen sehr gut. Ryder. Wahrscheinlichkeit ungewiss; Möglichkeit ganz gut. Die beiden Duponts. Wahrscheinlichkeit gering; Chance an Gift zu kommen – gut. Möglichkeit – gut. Das ist eine kurze Zusammenfassung, die nicht zu viel und nicht zu wenig besagt. Jetzt liegt eine Menge Arbeit nach dem üblichen Schema vor uns. Ich werde zuerst Clancy und Bryant unter die Lupe nehmen, auskundschaften, wie es um sie steht, ob sie irgendwann in der Vergangenheit mit Geldschwierigkeiten zu kämpfen hatten, ob sie sich kürzlich mit Sorgen zu tragen schienen, was sie in den letzten Jahren taten, wo sie sich aufhielten – und dergleichen mehr. Ebenso werde ich mit Ryder verfahren und die übrigen auch nicht vernachlässigen. Wilson soll mir dabei behilflich sein. Monsieur Fournier wird die Duponts übernehmen.»
    «Seien Sie versichert, dass ich nichts versäumen werde, Monsieur Japp», versprach der Franzose. «Heute Nacht noch kehre ich nach Paris zurück. Vielleicht erfahre ich jetzt, da wir etwas klarer sehen, von Madame Giselles Wirtschafterin doch noch das eine oder andere. Dann heißt es, den Aufenthaltsorten der Toten während dieses Sommers nachzuspüren. Ein- oder zweimal war sie – das weiß ich bestimmt – in Le Pinet. Auch Auskünfte über ihre Beziehungen zu Engländern wären wichtig. O ja, es wartet eine Menge Arbeit auf uns!»
    Die Blicke beider Männer richteten sich auf Poirot, der mit halb geschlossenen Augen in seinem Sessel lehnte.
    «Nun, wie steht’s, Monsieur Poirot?», fragte der Inspektor endlich. «Wollen Sie sich überhaupt mit der Angelegenheit befassen?»
    «Ja, ich möchte Monsieur Fournier nach Paris begleiten.»
    «Ausgezeichnet!»
    «Was haben Sie eigentlich?», sagte Japp. «Sie hüllen sich in verdächtiges Schweigen. Sprießen einige Ihrer kleinen Ideen, alter Freund?»
    «Ein paar. Ja, ja, ein paar. Aber es ist sehr schwierig.»
    «Heraus mit der Sprache!»
    «Erstens macht mir der Platz zu schaffen, wo das Blasrohr gefunden wurde.»
    «Kein Wunder! Beinahe brachte Sie das hinter Schloss und Riegel.»
    Poirot schüttelte langsam den Kopf.
    «So meine ich es nicht. Ich grübele nicht, weil man es hinter meinem Sitz fand, sondern weil es überhaupt hinter einen Sitz geschoben worden ist.»
    «Was gibt’s da zu grübeln? Irgendwo musste der Betreffende das Ding ja unterbringen; er konnte sich schließlich nicht der Gefahr aussetzen, dass man es bei ihm entdeckte.»
    «Sehr richtig. Indes werden Sie bei Besichtigung des Flugzeuges vielleicht bemerkt haben, dass sich, obwohl die Fenster nicht geöffnet werden können, dennoch in jedem ein Ventilator befindet – ein kreisrundes Loch, das sich öffnen und schließen lässt und groß genug ist, um das Hindurchstecken unseres Blasrohrs zu ermöglichen. Warum es nicht auf diese lächerlich einfache Art beseitigen? Es würde unten auf die Erde gefallen und sicherlich niemals gefunden worden sein.»
    «Eine Erklärung dafür gibt es – der Mörder fürchtete, dass man ihn dabei beobachten würde.»
    «Wunderbar!», spöttelte Poirot. «Das Blasrohr an die Lippen zu setzen und den tödlichen Dorn durch die Gegend zu blasen – davor scheute er nicht

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