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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Aussagen des Hotelpersonals bilden erstklassiges Beweismaterial. Die Frage ist nur, wer es am meisten braucht: Sie oder Lord Horbury? Wie gesagt, das ist die Frage.»
    Cicely Horbury erbebte.
    «Ich will nichts als verkaufen», sagte Norman, und seine Stimme wurde um einen Grad gewöhnlicher, als er noch mehr in der Rolle des Mr Robinson aufging. «Wollen Sie kaufen?»
    «Wie… wie haben Sie dies… Beweismaterial in die Hand bekommen?» stammelte die junge Frau.
    «Das steht hier ja nicht zur Debatte, Lady Horbury. Ich besitze es, das ist das Wesentliche.»
    «Ich glaube es Ihnen nicht. Zeigen Sie es mir.»
    «O nein.» Mit einem gerissenen Grinsen schüttelte Gale den Kopf. «Wohlweislich habe ich nichts mitgebracht. So grün bin ich nicht. Wenn wir zu einer Einigung gelangen, dann liegt die Sache anders. Ich bin bereit, Ihnen den Kram zu zeigen, ehe Sie mir das Geld aushändigen. Alles, wie es sich gehört!»
    «Wie… wie viel?»
    «Zehntausend Pfund.»
    «Unmöglich. Ich könnte niemals einen Betrag von auch nur annähernd dieser Höhe flüssig machen.»
    «Oh, Sie können noch viel mehr, wenn Sie es ernsthaft versuchen!», lachte der Besucher frech. «Juwelen sind vielleicht nicht mehr so begehrt wie früher, doch Perlen sind noch Perlen. Aber um einer Dame gefällig zu sein, will ich mich mit achttausend begnügen. Das ist mein letztes Wort. Und im Übrigen gewähre ich Ihnen zwei Tage Bedenkzeit.»
    «Wahrhaftig, ich kann das Geld nicht aufbringen.»
    Norman seufzte.
    «Nun, vielleicht ist es auch nicht mehr als recht und billig, dass Lord Horbury aufgeklärt wird. Wenn ich nicht irre, erhält eine schuldig geschiedene Frau keinen Unterhalt – und Mr Barraclough ist zwar ein viel versprechender junger Schauspieler, aber Riesengagen bezieht er noch nicht. Jetzt kein Wort mehr! Ich verlasse Sie, damit Sie genügend Zeit zum Überlegen haben. Und wohlgemerkt: Ich scherze nicht. Genauso wenig, wie Madame Giselle zu scherzen pflegte.»
    Dann ging er, ehe die Unglückliche auch nur eine Silbe erwidern konnte.
    Unten auf der Straße wischte er sich die Stirn.
    «Uff! Gott sei Dank, dass es überstanden ist!»
    Eine Stunde mochte vergangen sein, als der Diener Lady Horbury eine Karte brachte.
    «Mr Hercule Poirot.»
    Cicely warf die Karte auf den Tisch. «Wer ist das? Ich kann ihn nicht empfangen.»
    «Er sagte, er käme auf Veranlassung von Mr Raymond Barraclough.»
    «Oh.» Sie überlegte. «Gut. Führen Sie ihn herein.»
    Der Diener verschwand und ließ gleich darauf Poirot eintreten.
    Lady Horbury kam ihm einen Schritt entgegen. «Mr Barraclough schickt Sie?»
    «Setzen Sie sich, Madame.» Poirots Ton war freundlich, aber bestimmt.
    Mechanisch folgte sie seiner Aufforderung, woraufhin Poirot neben ihr Platz nahm.
    «Ich bitte Sie, Madame, mich als einen Freund zu betrachten, der gekommen ist, um Ihnen zu raten. Sie befinden sich, das weiß ich, in großer Verlegenheit.»
    «Durchaus nicht», leugnete sie schwach.
    «Hören Sie, Madame, ich verlange nicht, dass Sie Ihre Geheimnisse preisgeben. Es ist unnötig, da ich ohnehin eingeweiht bin. Ich kannte sie schon vorher. Wissen, Madame – das ist das Wichtigste für einen guten Detektiv.»
    «Detektiv?» Ihre Augen weiteten sich. «Oh, jetzt entsinne ich mich: Sie flogen ebenfalls mit der ‹Prometheus›. Sie waren es, der…»
    «Ganz recht, Madame, ich war es. Doch zurück zu unserer Angelegenheit. Wie gesagt, ich dringe nicht darauf, dass Sie sich mir anvertrauen. Sie sollen nicht mir erzählen, was geschah, sondern ich will es Ihnen erzählen. Heute Vormittag, vielleicht vor einer Stunde, hatten Sie Besuch. Wie hieß der Mann? Brown vielleicht?»
    «Robinson», hauchte Cicely.
    «Das kommt auf dasselbe heraus – Brown, Smith, Robinson –, er legt sich bald diesen, bald jenen Namen zu. Zu Ihnen kam er, Madame, um Geld von Ihnen zu erpressen. In seinem Besitz befinden sich gewisse Beweise… Indiskretionen, nicht wahr? Jedenfalls Beweise, die nach Madame Giselles Tod irgendwie in seinen Besitz gelangt sind und die er Ihnen für siebentausend Pfund anbietet.»
    «Acht.»
    «Also acht. Und Sie, Madame, können diese Summe nur unter größten Schwierigkeiten aufbringen.»
    «Ich kann es überhaupt nicht», stieß sie verzweifelt hervor, «denn ich stecke bereits bis zum Hals in Schulden. O Gott, ich weiß nicht, was ich anfangen soll!»
    «Beruhigen Sie sich, Madame. Ich biete Ihnen meine Hilfe an.»
    «Sie?» Cicely starrte dem kleinen Belgier in die Augen.

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