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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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folgend, auf einem Stuhl ihm gegenüber Platz nahm.
    «Ich muss mich zuerst entschuldigen, dass ich in Ihre Sprechstunde platze; doch wie ich Ihnen schrieb, werde ich nicht lange stören.»
    «Es handelt sich sicher um den Tod im Flugzeug, wie?»
    «Ja, Sir. Wir bearbeiten die Sache noch.»
    «Mit irgendwelchem Erfolg?»
    «Es geht langsamer vorwärts, als uns lieb ist», bekannte der Inspektor. «Ehrlich gestanden, komme ich, um Sie wegen dieses Schlangengiftes zu befragen.»
    «Da würden Sie bei Winterspoon bessere Auskunft erhalten», erwiderte Bryant lächelnd. «Er ist Fachmann auf dem Gebiet.»
    «Zu sehr Fachmann, Doktor. Und wie alle Fachleute redet er so, dass kein Laie ihm richtig folgen kann. Überdies hat dieser Fall sozusagen auch eine medizinische Seite. Ist es wahr, dass Schlangengift bisweilen Epileptikern verabreicht wird?»
    «Ich bin Hals-Nasen-Ohrenarzt», erinnerte Dr. Bryant, «und deshalb für Epilepsie eigentlich nicht zuständig, Inspektor. Ich glaube zwar gehört zu haben, dass man Injektionen von Kobragift mit leidlichem Erfolg angewandt hat. Aber, wie gesagt, es fällt nicht in mein Gebiet; ich kann mich deshalb nicht dafür verbürgen.»
    «Das weiß ich. Ich dachte auch nur, dass Sie, als Passagier der ‹Prometheus›, an dem Fall Interesse nehmen und womöglich irgendeine Idee haben könnten, die nützlich für mich ist. Es führt zu nichts, wenn ich zu einem Fachmann gehe und nicht recht weiß, was ich ihn fragen soll.» Er musterte den Arzt erwartungsvoll.
    Dr. Bryant spielte nachdenklich mit einem Brieföffner.
    «Wahrscheinlich gibt es keinen Menschen, den das Erlebnis eines Mordes völlig unberührt lässt», sagte er. «Ich gebe zu, dass ich interessiert bin und auch ziemlich viel über die Sache nachgedacht habe.»
    «Und Ihre Meinung, Sir?»
    «Das Ganze ist so fantastisch, dass man in Versuchung gerät, es unwirklich zu nennen. Eine erstaunliche Art, einen Mord zu begehen. Der Täter muss eine Person mit einer tollkühnen Geringschätzung des Risikos sein.»
    «Sehr richtig, Sir.»
    «Die Wahl des Giftes ist gleichfalls erstaunlich.»
    «Ja. Ich vermute, dass höchstens ein Mann unter tausend je von einem Reptil wie der Baumschlange gehört hat, und unter hunderttausend hat vielleicht einer mit dem Gift hantiert. Ihnen selbst, Sir, der Sie doch Arzt sind, ist es vermutlich noch nicht in die Finger gekommen.»
    «Ich habe einen Freund, der sich mit entsprechenden Forschungen beschäftigt. In seinem Laboratorium gibt es verschiedene Sorten von getrockneten Schlangengiften – das Gift der Kobra zum Beispiel –, aber ich entsinne mich nicht, dort irgendein Präparat der Baumschlange gesehen zu haben.»
    «Winterspoon hat mir hier drei Namen aufgeschrieben», sagte Japp, indem er dem Arzt ein Papier reichte. «Er meinte, dort würde ich möglicherweise Auskünfte erhalten. Kennen Sie einen dieser Leute?»
    «Professor Kennedy kenne ich oberflächlich, Heidler dagegen recht gut. Berufen Sie sich auf mich, und ich bin sicher, dass er alles daransetzen wird, um Ihnen zu helfen. Carmichael arbeitet in Edinburgh und ist mir persönlich nicht bekannt.»
    «Danke, Sir. Und nun will ich Sie nicht länger Ihren Patienten entziehen.»
    Als Japp wieder auf die Straße trat, schmunzelte er vergnügt. «Takt – das ist die Hauptsache», murmelte er. «Ich möchte wetten, dass er nicht gemerkt hat, worum es mir eigentlich ging.»

 
21
     
    Als Japp sein Büro in Scotland Yard betrat, fand er Hercule Poirot vor, den er herzlich begrüßte.
    «Was verschafft mir die Freude, Monsieur Poirot? Haben Sie Neuigkeiten?»
    «Neuigkeiten wollte ich mir von Ihnen holen, mein guter Japp.»
    «Bedaure. Ich kann Ihnen keine auftischen oder wenigstens so gut wie keine. Der griechische Händler in Paris hat das Blasrohr richtig identifiziert, Fournier bombardiert mich von dort aus mit Briefen über seinen psychologischen Moment. Darauf habe ich die Stewards ausgequetscht, bis ich blau im Gesicht war, aber sie beharren darauf, dass es keinen psychologischen Moment gegeben und dass sich nichts Überraschendes oder Ungewöhnliches während des Fluges ereignet habe.»
    «Es hat sich möglicherweise ereignet, als die beiden im vorderen Abteil bedienten.»
    «Ich habe die Passagiere ja auch befragt. Alle können sie doch nicht lügen.»
    «In einem Kriminalfall, dessen Untersuchung mir oblag, logen sie alle.»
    «Sie und Ihre Fälle… Aber um der Wahrheit die Ehre zu geben – ich bin nicht sehr glücklich. Je

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