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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Horbury wurde leichenblass.
    «Mord…? Aber ich… Barmherziger Gott, glauben Sie das doch nicht! Ich habe sie nicht getötet, ich nicht!»
    «Sie haben sicher häufig gewünscht, dass sie stürbe.»
    «Ja, aber getötet habe ich sie nicht… Oh, Sie müssen mir glauben, Monsieur Poirot, Sie müssen! Ich habe mich ja nicht von meinem Platz fortgerührt. Ich…»
    Sie brach ab, die blauen Augen flehend auf ihn gerichtet.
    Hercule Poirot nickte beschwichtigend.
    «Ich glaube Ihnen, Madame, und zwar aus zwei Gründen. Erstens wegen Ihres Geschlechts und zweitens wegen einer Wespe.»
    «Wie…? Eine…» Es war offensichtlich, dass sie mit dem Insekt nichts anzufangen wusste.
    «Jawohl, eine Wespe», wiederholte der Detektiv. «Das klingt unsinnig für Sie, wie? Nun, sprechen wir nicht mehr davon. Ich werde also mit diesem Mr Robinson Verbindung aufnehmen und gebe Ihnen mein Wort, dass Sie ihn nie wieder sehen oder von ihm hören werden. Als Belohnung für meine Dienste erbitte ich von Ihnen die Beantwortung zweier kleiner Fragen. War Mr Barraclough am Tag vor dem Mord in Paris?»
    «Ja, wir aßen zusammen. Aber er hielt es für richtiger, wenn ich den alten Drachen allein aufsuchte.»
    «Ah! Und jetzt die zweite Frage. Ihr Künstlername vor Ihrer Heirat lautete Cicely Bland. War das Ihr wirklicher Name?»
    «Nein. Eigentlich hieß ich Martha Jebb. Der andere Name…»
    «… eignete sich jedoch besser für Ihren Beruf. Und wo wurden Sie geboren?»
    «In Doncaster. Warum?»
    «Eitel Neugierde, die Sie mir hoffentlich verzeihen werden. Und darf ich Ihnen jetzt als Abschied noch einen Rat geben, Lady Horbury? Warum einigen Sie sich nicht mit Ihrem Gatten über eine gutwillige, stille Scheidung?»
    «Damit er jene Frau heiraten kann?»
    «Ganz recht – damit er jene Frau heiraten kann. Sie haben ein großmütiges Herz, Madame, und für Ihren Unterhalt wird Ihr Gatte bestimmt sorgen.»
    «Für einen bescheidenen vielleicht.»
    «Pah! Sobald Sie frei sind, heiraten Sie einen Millionär.»
    «Gibt es die heutzutage noch?»
    «Bestimmt, Madame. Der Mann, der früher drei Millionen besaß, nennt heute vielleicht noch zwei sein Eigen. Aber auch das genügt.»
    Cicely lachte.
    «Sie reden sehr überzeugend, Monsieur Poirot! Sind Sie denn auch ganz sicher, dass jener schreckliche Robinson mich nicht wieder belästigen wird?»
    «Nehmen Sie das Wort Hercule Poirots zum Unterpfand», sagte der Besucher feierlich.
    Cicely schien geneigt, ihm zu glauben…

 
20
     
    Inspektor Japp ging mit seinem militärischen Schritt durch die Harley Street und machte vor der Tür des Hauses Nr. 239 Halt. Hier fragte er nach Dr. Bryant.
    «Sind Sie angemeldet, Sir?»
    «Nein», gestand Japp. «Einen Augenblick.» Und auf seine Visitenkarte kritzelte er rasch die Sätze: «Wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir ein paar Sekunden schenkten. Ich werde Sie nicht lange aufhalten.»
    Dann steckte er die Karte in einen Umschlag, klebte ihn zu und gab ihn dem Butler.
    Dieser führte den Besucher in ein Wartezimmer, wo bereits zwei Damen und ein Herr saßen, und Inspektor Japp vertiefte sich in eine der herumliegenden Zeitschriften.
    Jetzt erschien der Butler wieder und trat dicht an Japp heran. Er machte einen etwas verlegenen Eindruck.
    «Wenn es Ihnen nichts ausmacht, noch kurze Zeit zu warten», sagte er halblaut, «so wird Dr. Bryant Ihnen zur Verfügung stehen. Er ist allerdings heute Morgen sehr beschäftigt.»
    Japp nickte. Er hatte gegen das Warten nichts einzuwenden. Im Gegenteil, es war ihm recht willkommen, da die beiden Damen gerade ein Gespräch begannen. Offensichtlich hegten sie eine sehr hohe Meinung von Dr. Bryants Fähigkeiten. Dann kamen noch mehr Patienten.
    Die Praxis bringt Geld ein, dachte Japp, und er dürfte es deshalb kaum nötig haben, sich Geld zu leihen. Aber vielleicht hat er vor langer Zeit einmal ein Darlehen aufgenommen. Heute jedenfalls blüht seine Praxis; doch bei dem leisesten Hauch eines Skandals wäre alles dahin. Das ist das Schlimmste, was einem Arzt passieren kann.
    Eine Viertelstunde später trat der Butler von neuem an ihn heran. «Dr. Bryant lässt bitten, Sir.» Japp betrat das Zimmer.
    Der Arzt saß an seinem Schreibtisch, ein wenig abgespannt anscheinend, aber nicht im geringsten erstaunt über den Besuch eines Polizeibeamten. Höflich erhob er sich und reichte Japp die Hand.
    «Was kann ich für Sie tun, Inspektor?», fragte er, während er sich wieder setzte und Japp, einer einladenden Handbewegung

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