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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Länder zu durchstreifen; doch bald werden Sie erkennen, dass er es zwar liebt, Bücher, die sich mit einem solchen Forscherdasein befassen, zu lesen, dass er selbst indes die Sicherheit und den bescheidenen Komfort seines Kontorschemels vorzieht.»
    «Gemäß Ihrer Theorie wäre also mein Wunsch nach Auslandsreisen nicht echt, Monsieur Poirot», erwiderte Jane. «Und meine wahre Berufung wäre die Pflege und das Ondulieren von Frauenhaar. Nun, das stimmt nicht.»
    Poirot lächelte ihr väterlich zu.
    «Sie sind noch jung. Natürlich versucht man dieses und jenes; aber das, womit man eines Tages sozusagen sesshaft wird, ist das Leben, das man favorisiert.»
    «Und wenn ich es nun vorzöge, reich zu sein?»
    «Ah, das ist allerdings schwieriger.»
    «Ich kann Ihnen nicht beipflichten», mischte sich Norman Gale ein. «Durch Zufall, nicht infolge freier Wahl, wurde ich Zahnarzt. Mein Onkel, der Zahnarzt war, hatte den Wunsch, dass ich seinen Beruf ergriffe, aber mich lockten das Abenteuer und die weite Welt. Darum ging ich eines schönen Tages auf und davon, um mich in Südafrika als Farmer zu versuchen. Doch es fehlte mir an der nötigen Erfahrung, und wohl oder übel musste ich das Angebot des alten Mannes annehmen, zurückkehren und mit ihm gemeinsam arbeiten.»
    «Und jetzt tragen Sie sich mit dem Gedanken, abermals die zahnärztliche Praxis an den Nagel zu hängen und nach Kanada auszuwandern. Sie haben ja einen Kolonie-Komplex!»
    «Diesmal sehe ich mich dazu gezwungen.»
    «Ah, es ist kaum glaublich, wie oft die Umstände einen zwingen, das zu tun, was man zu tun begehrt.»
    «Nichts zwingt mich zu reisen», sagte Jane verschmitzt, «ich wollte, ich würde dazu gezwungen.»
    «Eh bien, Mademoiselle, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Nächste Woche fahre ich nach Paris. Wenn Sie Lust haben, können Sie mich als meine Sekretärin begleiten. Ich werde Ihnen ein gutes Gehalt zahlen.»
    Jane schüttelte den Kopf.
    «Ich darf die Stellung bei Antoine nicht aufgeben. Es ist ein guter Posten.»
    «Der Posten als meine Sekretärin ist nicht weniger gut.»
    «Ja, aber leider nur vorübergehend.»
    «Seien Sie beruhigt, Mademoiselle, ich werde Ihnen einen anderen, ähnlichen, besorgen.»
    «Vielen Dank, Monsieur Poirot. Aber ich wage es nicht.»
    Hercule Poirot betrachtete das junge Mädchen einige Sekunden lang mit rätselhaftem Lächeln.
     
    Drei Tage später klingelte bei ihm das Telefon.
    «Monsieur Poirot», klang Janes Stimme etwas verzagt über den Leitungsdraht, «ist die Stelle noch frei?»
    «Ja, ich reise erst Montag nach Paris.»
    «Und ist es Ihnen ernst? Ich kann mitkommen?»
    «Gewiss, Mademoiselle. Aber weshalb sind Sie anderen Sinnes geworden?»
    «Ich habe mich mit Antoine überworfen. Das heißt, mir riss einer Kundin gegenüber der Geduldsfaden. Oh, die Dame war eine… nein, ich kann das am Telefon nicht sagen. Jedenfalls wurde ich nervös und anstatt sie mit honigsüßen Worten zu besänftigen, redete ich frei von der Leber weg, was ich dachte.»
    «Ah, der Gedanke an die unbegrenzte Weite!»
    «Wie bitte?»
    «Ich sagte, dass Ihr Geist bei einer gewissen Vorstellung verweilte.»
    «Nicht mein Geist, meine Zunge ging mit mir durch. Ja, ich machte mir Luft und genoss es! Und ihr quollen die Augen fast aus dem Kopf, geradeso wie bei ihrem scheußlichen Pekinesen. Die Folge ist leider, dass ich mir eine andere Stellung suchen muss; doch vorher möchte ich Sie gern nach Paris begleiten.»
    «Gut, abgemacht. Die nötigen Anweisungen werde ich Ihnen während der Überfahrt erteilen.»
    Poirot und seine neue Sekretärin reisten nicht auf dem Luftweg, wofür Jane im Stillen ihrem Schöpfer dankte. Sie mochte nichts von Flugzeugen wissen, sie wollte nicht an jene zusammengesunkene Gestalt im schwarzen Kleid erinnert werden…
    Von Calais nach Paris hatten sie ein Abteil für sich allein, sodass Poirot Jane etwas in seine Pläne einweihen konnte.
    «Ich muss verschiedene Leute in Paris sprechen. Zuerst den Anwalt, Maître Thibault. Dann Monsieur Fournier von der Sûreté – einen melancholischen, aber intelligenten Mann. Und schließlich die Duponts. Während ich mich mit dem Vater beschäftige, werde ich den Sohn Ihnen überlassen. Ich denke, dass Jean Dupont sich Ihrer noch vom Gericht her erinnern wird.»
    «Ich habe ihn seitdem schon gesehen», sagte Jane, wobei eine leichte Röte in ihre Wangen stieg.
    «Wirklich? Bei welcher Gelegenheit?»
    Das junge Mädchen schilderte ihr Zusammentreffen im Corner

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