Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Poirot, sich nicht durch die bestechenden Abhandlungen Billers, die wirklich verbrecherisch falschen Daten von Lempers und die hoffnungslos unwissenschaftliche Schilderung Burmans beirren zu lassen, und Poirot versprach feierlich, dass keine Veröffentlichung dieser gelehrten Persönlichkeiten sein Urteil trüben solle. Dann fragte er:
    «Würde beispielsweise eine Schenkung von fünfhundert Pfund…?»
    Armand Dupont fiel vor Erregung beinahe quer über den Tisch.
    «Monsieur Poirot, Sie… Sie bieten das an? Mir? Um unseren Ausgrabungen zu nützen? Das ist ja großartig, ist beinahe unfassbar! Die größte private Schenkung, die uns je zuteil wurde.»
    Hercule Poirot hüstelte. «Allerdings – allerdings knüpfe ich eine gewisse Bedingung daran.»
    «Ah, selbstverständlich! Ich verstehe – ein Andenken. Ein antiker Ziegel, eine alte irdene Urne.»
    «Nein, nein, Sie verstehen mich falsch», rief Poirot rasch, ehe Dupont sich in neuen Eifer reden konnte.
    «Es handelt sich um meine Sekretärin, jene reizende junge Dame, die uns heute Abend Gesellschaft leistete – wenn sie Sie auf Ihrer Expedition begleiten dürfte?»
    Diese Eröffnung wirkte auf den alten Dupont zweifellos etwas ernüchternd.
    «Hm… möglicherweise ließe sich das machen», entgegnete er, sein Kinn streichend. «Ich muss aber erst meinen Sohn fragen. Es begleiten uns nämlich schon mein Neffe und seine Frau. Sollte gewissermaßen eine Familienangelegenheit sein. Ich werde mit Jean sprechen.»
    «Mademoiselle interessiert sich leidenschaftlich für Keramik. Die Vergangenheit bezaubert sie förmlich, und der Traum ihres Lebens ist es, zu graben. Außerdem stopft sie in geradezu vorbildlicher Weise Strümpfe und näht nicht minder gut Knöpfe an.»
    «Ein nützliches Talent.»
    «Nicht wahr…? Und nun erzählten Sie mir vorhin über die Keramik von Susa…»
    Es bedurfte nur dieser Anregung, um Armand Dupont zu einem Monolog über seine ureigenen Theorien betreffs Susa I und Susa II zu veranlassen.
    Poirot erreichte sein Hotel just in dem Augenblick, als Jane sich in der Halle von Jean Dupont verabschiedete. Während der Fahrstuhl sie nach oben trug, sagte der kleine Belgier:
    «Mademoiselle, ich habe einen beneidenswerten Posten für Sie. Sie werden im Frühling die Duponts nach Persien begleiten.»
    Jane starrte ihn verblüfft an.
    «Reden Sie irre?»
    «Oh, Mademoiselle, wenn der alte Monsieur Dupont Ihnen demnächst das Angebot macht, greifen Sie bestimmt mit beiden Händen zu.»
    «Und ich sage Ihnen, dass ich bestimmt nicht nach Persien gehen werde. Im Frühjahr werde ich wohl mit Norman Gale in Muswell Hill oder Neuseeland sein.»
    Poirot tätschelte ihr väterlich die rosige Wange.
    «Mein liebes Kind, vom nächsten März trennen uns noch einige Monate. Etwas planen bedeutet noch nicht eine Fahrkarte kaufen. Genauso habe ich heute über eine Schenkung gesprochen, aber noch keineswegs den Scheck wirklich ausgeschrieben. Ah, ehe ich’s vergesse! Morgen muss ich für Sie ein Handbuch über prähistorische Keramik des Nahen Ostens kaufen, denn ich habe gesagt, dass Sie sich leidenschaftlich dafür interessieren.»
    Jane Grey seufzte.
    «Sekretärin bei Ihnen zu sein ist kein leichtes Amt! Sonst noch etwas?»
    «Ja. Ferner habe ich behauptet, dass Sie ausgezeichnet Socken stopfen und Knöpfe annähen können – wie steht es damit?»
    «Muss ich das morgen auch demonstrieren?»
    «Oh, vielleicht begnügen die Herren sich in diesem Punkt mit meinem Wort», meinte Hercule Poirot.

 
23
     
    Um halb elf Uhr spazierte am folgenden Vormittag der melancholische Beamte der Pariser Sûreté in Poirots Wohnzimmer und schüttelte dem kleinen Belgier herzlich die Hand.
    «Monsieur Poirot, ich muss unbedingt über eine gewisse Sache mit Ihnen reden», begann Fournier lebhafter als gewöhnlich. «Ich habe, glaube ich, endlich begriffen, was Sie in London über das Auffinden des Blasrohrs sagten.»
    «Ah!» Poirots Gesicht erhellte sich.
    «Ja, ich habe über Ihre Worte nachgedacht», fuhr Fournier fort und ließ sich in einen bequemen Sessel fallen. «Wieder und wieder rief ich mir in Erinnerung, was Sie damals äußerten: ‹Warum wurde das Blasrohr gefunden, da man es doch so leicht durch den Ventilator hätte hinauswerfen können?› Und ich denke, jetzt habe ich die richtige Antwort: Das Blasrohr wurde gefunden, weil der Mörder wollte, dass wir es finden.»
    «Bravo!», lobte Hercule Poirot.
    «Nicht wahr, das meinten Sie damals? Nun ging ich

Weitere Kostenlose Bücher