Tod in den Wolken
House.
«Ausgezeichnet!», rief der Detektiv. «Ah, es war eine prachtvolle Idee von mir, Sie nach Paris mitzunehmen. Nun hören Sie aufmerksam zu, Mademoiselle Jane. So weit möglich, erörtern Sie die Angelegenheit Giselle nicht; sollte indes Jean Dupont das Thema anschneiden, so gehen Sie ruhig darauf ein. Es wäre nicht schlecht, wenn Sie, ohne es tatsächlich zu sagen, den Eindruck erwecken könnten, dass Lady Horbury der Tat verdächtig ist. Was aber den Grund meiner Pariser Reise anbelangt, so können Sie sagen, dass ich mich mit Fournier beraten und vor allem den Geschäften Lady Horburys nachspüren wolle.»
«Arme Lady Horbury – Sie gebrauchen sie als Leimrute!»
«Warum soll sie in ihrem Leben nicht ausnahmsweise auch mal zu etwas nutze sein?»
Jane sah ein Weilchen zum Fenster hinaus, an dem herbstliche Felder vorüberglitten. Dann fragte sie leise:
«Nicht wahr, Ihnen erscheint der junge Dupont verdächtig?»
«Nein, nein, nein», versicherte Poirot eifrig. «Ich wünsche nur Auskünfte zu sammeln.» Er sah das junge Mädchen scharf an. «Er gefällt Ihnen, wie? Er hat Sex-Appeal?»
Jane Grey lachte über den Ausdruck.
«Nein, das trifft ganz und gar nicht auf Jean Dupont zu. Er ist sehr schlicht, aber ein Lieber. Das kommt wohl daher, weil er so ganz für seine wissenschaftliche Arbeit lebt – irgendwie weltfremd.»
In Poirots klugen Augen blitzte der Schalk auf.
«Sie haben Recht. Zum Beispiel hat er sich nicht mit Zähnen befasst und ist nicht durch den Anblick eines von der Öffentlichkeit verehrten Helden ernüchtert worden, der auf dem zahnärztlichen Stuhl vor Angst schlottert.»
«Ich glaube nicht, dass Norman schon derartige Helden als Patienten eingefangen hat.»
«Es wäre ja auch Zeitverschwendung, da er nach Kanada geht.»
«Neuerdings spricht er von Neuseeland, weil er meint, das Klima bekäme mir besser.»
«Auf jeden Fall ist er ein guter Patriot – er hängt an den britischen Dominions.»
«Ich hoffe, dass es überhaupt nicht nötig sein wird», sagte Jane, den Blick fragend auf ihren neuen Chef gerichtet.
«Mit anderen Worten: Sie vertrauen Papa Poirot? Nun, ich will mein Möglichstes tun – das verspreche ich Ihnen. Aber ich habe das untrügliche Gefühl, Mademoiselle, dass es da eine Gestalt gibt, die noch nicht aus den Kulissen hervorgetreten ist… eine Rolle, bis jetzt noch ungespielt.» Er furchte die Stirn. «Ja, Mademoiselle, es gibt einen unbekannten Faktor in diesem Fall. Alles und jedes deutet darauf hin…»
Zwei Tage nach ihrer Ankunft in Paris speisten Hercule Poirot und seine Sekretärin in einem kleinen Restaurant, und die beiden Duponts waren Poirots Gäste.
Jane fand den alten Dupont ebenso sympathisch wie seinen Sohn, doch bot sich ihr kaum Gelegenheit, mit ihm zu reden, da Poirot ihn von Anfang an ganz für sich beanspruchte. Mit Jean verstand sie sich genauso vortrefflich wie in London; sein offenes, jungenhaftes Wesen gefiel ihr nach wie vor.
Nichtsdestoweniger bemühte sie sich, während sie lachte und plauderte, etwas vom Gespräch der beiden älteren Herren aufzufangen, weil sie gern wissen wollte, welche Auskünfte Poirot wohl benötigte. Die Unterhaltung hatte indes den Mord offenbar überhaupt nicht berührt. Geschickt lenkte Poirot, dessen Interesse für archäologische Forschungen in Persien ernst und aufrichtig zu sein schien, seinen Gesprächspartner in die Vergangenheit zurück. Und Jean Duponts Vater freute sich über den gelungenen Abend, denn selten bescherte ihm das Schicksal einen so klugen, wissensdurstigen Zuhörer.
Von wem die Anregung ausging, das junge Paar möge doch noch ins Kino gehen, wurde Jane nicht ganz klar; aber als sie fort waren, zog Poirot seinen Stuhl näher an den Tisch heran und erwähnte nun auch die geschäftliche Seite archäologischer Forschung.
«Vermutlich ist es in diesen Zeiten oft schwer, genügend Mittel zu bekommen», warf er hin. «Nehmen Sie auch private Schenkungen an?» – Er sah fast hilflos drein…
Der alte Dupont lachte aus vollem Halse.
«Mein lieber Freund, auf den Knien erflehen wir sie! Aber unsere besondere Art der Ausgrabungen lässt die große Masse kalt; sie verlangt blendendere Beute, vor allem Gold, bedeutende Mengen von Gold. Es ist befremdlich, wie wenig der Durchschnittsmensch für Keramik übrig hat. Und dabei kann Keramik die ganze menschliche Entwicklungsgeschichte widerspiegeln. Zeichnungen, Inschriften…»
Armand Dupont war in seinem Element. Er beschwor
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