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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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sich instinktiv durchs Haar. Dann sah sie auf das Bett
hinab und lächelte.
    Mehmet sah ihr stumm beim Ankleiden zu. Sein Körper
war zugedeckt, nur Schultern, Kopf und die nackten Arme ragten heraus.
    Anne Dahl schwebte auf Wolken. Von Anfang an hatte sie
große Sympathie für diesen zurückhaltenden Mann empfunden, für die
unaufdringliche Art, ihr Dinge zu erklären, von denen sie noch nie etwas gehört
hatte.
    Er war ganz anders als Peter, ihr Mann.
    Nein, sie durfte ihn nicht lieben. Es war auch keine
Liebe. Es war schön gewesen. Aber sie trug Verantwortung gegenüber Mann und
Kind. Auch wenn es im Augenblick nicht zum Besten stand für ihre Ehe. Das war
aber nur eine vorübergehende Trennung. Peter brauchte etwas Abstand. Von seinen
Problemen, der Arbeitslosigkeit, den ehelichen Streitereien. Wir würden es
schon schaffen. Gemeinsam.
    Sie war ihrem Mann immer treu gewesen. Nur heute,
dieses eine Mal, nicht. Das war ein besonderes Erlebnis. Und von dieser einen
Ausnahme abgesehen sollte es auch so bleiben.
    Sie sah auf Mehmet herab. Dann beugte sie sich zu ihm
hinunter, gab ihm einen Kuss auf die Stirn, drehte sich wortlos um, griff nach
ihrem Mantel und verließ die kleine Schlafkammer.
    Auf der schmalen Eisentreppe empfing sie die nasskalte
Novemberluft. Am Horizont zog bereits die Dämmerung herauf.
    Obwohl sie nicht fror, zog sie den Mantel etwas fester
um ihren Körper und knöpfte ihn im Gehen zu.
    Sie umrundete das hintere Ende der Stallanlagen und
schaute vorsichtig um die Ecke. Niemand war zu sehen.
    Auf leisen Sohlen schlich sie zur hinteren Stalltür,
öffnete diese einen Spalt und schlüpfte hinein.
    Die warme, muffige Geruchsmischung aus Rind, Stroh,
Dung und feuchter Luft umhüllte sie.
    In einer langen Reihe standen die Tiere links und
rechts in ihren Boxen, sahen sie beim Vorbeigehen stumpf und teilnahmslos an
und kauten mit mahlenden Zähnen.
    In der Mitte des langen Ganges war der jüngere der
polnischen Landarbeiter damit beschäftigt, mit einer Forke das Stroh in einer
der Boxen zu glätten.
    Sie wusste, das dieser Mann kein Deutsch sprach.
Deshalb ging sie mit einem freundlichen Lächeln und einem Kopfnicken an ihm
vorüber. Er erwiderte dies in gleicher Weise und zeigte mit ausgestrecktem Arm
in die entgegengesetzte Richtung des Stalles. Das Einzige, was sie aus seiner
unverständlichen Erklärung heraus zu hören glaubte, war »Heinz.« Deswegen
vermutete sie, dass sich der andere Pole und ihre Tochter in jener Richtung
befanden.
    Sie folgte dem Gang durch den Stall fast bis zum
anderen Ende und hörte schon von weitem die helle Stimme ihrer Tochter.
    Lisa und der ältere der beiden Polen standen in einer
etwas größeren Box, in der auf staksigen Beinen mehrere Kälber herumliefen.
    Lisa hielt einem desinteressiert wirkenden
schwarz-weiß gefleckten Tier ein Bündel Stroh hin und forderte es auf zu
fressen.
    Heinz Schmidt lehnte sich gegen die metallene
Boxenwand und sah dem Kind zu. Als er Anne bemerkte, drehte er sich zu ihr um
und grüßte sie.
    Das kleine Mädchen überfiel seine Mutter mit einem
Wortschwall.
    »Schön, Lisa, wir müssen jetzt aber an den Heimweg
denken. Unser Bus fährt bald.«
    Lautstark tat Lisa kindlichen Protest kund.
    »Deine Mutti Recht hat«, redete Heinz dem Kind zu,
»Bus fahren bald, und du musst mit Mutti nach Hause. Aber du kommen wieder bald
und besuchen kleines Kälbchen in Stall.« Sanft streichelte er der Kleinen über
den Kopf.
    Lisa fügte sich und schlüpfte zwischen den metallenen
Verstrebungen hindurch.
    »Vielen Dank, Herr Schmidt«, lächelte Anne den Mann
an.
    »Heinz«, gab dieser zurück. »Alle sagen Heinz.«
    »Vielen Dank, Heinz. Das war eine große Freude für
Lisa. Sie liebt Tiere über alles. Und als sie auch noch von den kleinen Kälbern
hörte, ist sie nicht mehr zu halten gewesen.«
    Schmidt nickte freundlich. Anne nahm ihre Tochter an
die Hand.
    »Mir auch viel Spaß gemacht mit kleine Mädchen. Gern
zeigen Stall und Tiere. Gut für Kinder.« Etwas Wehmut lag nun in seiner Stimme.
»Auch erinnern an eigene Kinder in Heimat. Freu mich, wenn wiedersehen. Du
kommen noch mal, wenn Lust haben«, verabschiedete er sich von Lisa.
    Anne und ihre Tochter winkten ihm noch einmal fröhlich
zu und verließen dann durch die vordere Metalltür den Stall.
    Während Lisa aufgeregt von ihrem Erlebnis im Stall
berichtete, überblickte Anne den Hofplatz zwischen den Stallungen und dem
Wohnhaus. Niemand war zu sehen.
    Sie hatte ihre Tochter sanft am

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