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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Straße, mehrere Blaulichter.
    Von der anderen Seite her näherten sich zwei weitere
Einsatzfahrzeuge. Sie bogen nahezu gleichzeitig mit den Neuankömmlingen von der
Landstraße in einen asphaltierten Wirtschaftsweg ein, der in einigen von der
Hauptstraße nicht einsehbaren Windungen zwischen den Wiesen zur Fundstelle der
Leiche führte.
    Dort standen bereits zwei Streifenwagen der
uniformierten Polizei. Die Beamten hatten das Terrain weiträumig mit rot-weißem
Flatterband abgesperrt und hielten sich selbst hinter dieser Abgrenzung auf.
    Trotz des schlechten Wetters waren, angelockt durch
das blaue Licht, einige Schaulustige, teils mit Fahrrädern, teils zu Fuß, aus
dem nahen Dorf gekommen.
    Christoph hielt am Rande der Wiese hinter den beiden
Fahrzeugen. Aus dem ersten Wagen sprang noch während der Fahrt ein kleiner,
glatzköpfiger Mann, setzte sich, noch bevor seine Füße den Boden berührten,
eine Seglermütze auf und hüpfte sogleich wieder in die Höhe, als wolle er über
den durchgeweichten, morastigen Boden schweben. Christoph griff nach seiner
wetterfesten Jacke, zog sie im Aussteigen an und klappte die Kapuze hoch. Mit
jedem Tag mehr an der Küste verstand er den Sinngehalt der Aussage besser, dass
es kein schlechtes Wetter, sondern nur die unpassende Kleidung gebe. Große
Jäger, bekleidet mit dem obligatorischen Parka, folgte ihm.
    Der kleine Mann mit der Mütze versuchte immer noch,
hüpfenderweise ein einigermaßen trockenes Stück Erde zu finden. Mit
schmatzenden Geräuschen hielt der tiefe, feste Morast seine Halbschuhe
gefangen.
    »So ein Scheißwetter«, hörten sie ihn fluchen, »so
eine verdammte Scheiße.« Unter dem kurzen Schirm seiner Prinz-Heinrich-Mütze
funkelte er die beiden grimmig an. »Was wollen Sie denn hier?«, fragte er böse.
    Christoph musste unwillkürlich schmunzeln. »Wir suchen
einen dritten Mann zum Skat.«
    Dem kleinen Mann blieb schlicht die Luft weg.
    Christoph trat auf ihn zu, streckte ihm versöhnlich
die Hand entgegen und stellte sich vor.
    »Johannes, Kripo Husum«, sagte er, zeigte mit dem
Daumen über seine Schulter und ergänzte, »und das ist mein Kollege Große
Jäger.«
    Der kleine Mann rang immer noch nach Luft.
    »Klaus«, stellte er sich vor, »Klaus Jürgensen. Und
was hat es mit dem großen Jäger auf sich?«
    Jetzt musste Christoph lauthals lachen. Dieses Problem
mit seinem Namen war ihm schon oft begegnet.
    »Johannes ist mein Nachname«, erklärte es deshalb.
»Christoph Johannes. Hauptkommissar. Ursprünglich aus Kiel, seit kurzem mit der
Leitung der Dienststelle Husum betraut.«
    »Meinetwegen«, brummte der kleine Mann. »Ich bin
Hauptkommissar Klaus Jürgensen vom K6 aus Flensburg, Kriminaltechnik und
Erkennungsdienst.« Er beschrieb mit der Hand einen Bogen, der die beiden
Fahrzeuge umfasste, und fuhr fort: »Das ist meine Mannschaft. Aber wenn es denn
sein soll, ich heiße trotzdem Klaus.«
    »Und mein Kollege heißt Große Jäger«, erläuterte
Christoph.
    »Was habt ihr für komische Namen in Husum, ich dachte
schon, Große Jäger wäre ein Künstlername wie Winnetou.«
    Jürgensen wandte sich ab, sprach kurz mit seinen
Männern und ließ sich dann von einem der Streifenbeamten einweisen. Christoph
und Große Jäger stellten sich dazu.
    »Ein Spaziergänger aus Marschenbüll«, der Uniformierte
nickte in Richtung Dorf, »war mit seinem Hund unterwegs. Beim Herumstöbern ist
das Tier auf die Leiche gestoßen. Sie liegt dort drüben.«
    Er bewegte erneut den Kopf, diesmal aber zur anderen
Seite. Die anderen folgten seiner Richtungsangabe. Neben dem Feldweg, der an
dieser Stelle vom asphaltierten Belag in Schotter überging, führte ein kleiner
Entwässerungsgraben entlang, der um diese Jahreszeit von den Rändern her
zugewachsen war.
    Jürgensen gab seinen Männern noch ein paar kurze
Anweisungen, zog sich dann einen blauen Plastikumhang über, der ihm das
Aussehen einer Mülltüte auf zwei Beinen verlieh, tauschte die Halbschuhe gegen
ein Paar Gummistiefel und bewegte sich vorsichtig hinter das Absperrband.
    »Wo ist der Mann, der die Leiche gefunden hat?«,
fragte Große Jäger den Streifenbeamten.
    »Dem ist schlecht geworden. Der ist nach Hause und
benötigt einen Arzt. Ich habe seine Anschrift.«
    Der Polizist blätterte in einem kleinen Notizbuch und
nannte dem Oberkommissar Name und Adresse.
    Große Jäger ging auf die Schaulustigen zu. »Hat jemand
etwas gesehen?«, fragte er.
    Wie Kühe auf der Weide starrten ihn die Leute
schweigend

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