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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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ersten Eindruck eines gepflegten Haushaltes, den die
anderen Räume vermittelt hatten.
    In der Spüle standen drei benutze, unterschiedliche
Wassergläser. Eines war mit kleinen fettigen Fingerabdrücken versehen, was die
Vermutung nahe legte, dass dieses Glas zuletzt vom Kind benutzt wurde. Auch der
Abdruck kleiner Lippen am Glasrand bestärkte diesen Gedanken. Am zweiten Glas
waren ganz schwach einige rote Spuren zu sehen, so als wenn ein Hauch
Lippenstift haften geblieben wäre. Das dritte wies keine mit bloßem Auge
erkennbaren Spuren auf.
    Weiteres benutztes Geschirr fand sich nicht in der
Wohnung, dafür aber hing am Rande des Spülbeckens ein rot-weiß kariertes
Trockentuch. Die Kriminalbeamten konnten sich zusammenreimen, dass Lisa am
Dienstag aus der Schule heimgekommen war und dort mit ihrer Mutter zu Mittag
gegessen hatte. Nach dem Essen hatte die Kleine die Hausaufgaben erledigt,
während Frau Dahl das Geschirr spülte und die Küche aufräumte. Das feuchte
Geschirrtuch hatte sie zum Trocknen ausgebreitet.
    Danach musste es noch einen Besucher gegeben haben,
der Mutter und Tochter nicht unbekannt, sondern sogar so vertraut war, dass sie
gemeinsam etwas getrunken hatten. Dann hatten sie das Haus verlassen, ob
zusammen mit dem unbekannten Besucher oder allein, war nicht ersichtlich.
    Der letzte Blick in das kleine Bad zeugte ebenfalls
davon, dass es offensichtlich keine Absicht gegeben hatte, die Wohnung für eine
längere Reise zu verlassen, denn die Zahnbürsten der beiden sowie die täglich
genutzten wenigen Kosmetika der Mutter waren noch da.
    »Kein Telefon in der Wohnung«, stellte Große Jäger
fest.
    »Dann ist es nicht verwunderlich, dass die Lehrerin
Frau Dahl nicht erreichen konnte«, ergänzte Mommsen.
    »Und was hätte ein Telefon genützt, wenn Mutter und
Tochter seit Dienstag aus der Wohnung verschwunden sind?«, gab Christoph zu
bedenken.
    *
    Der Oberkommissar verschloss die Wohnung wieder.
Christoph beobachtete ihn dabei.
    Große Jäger sah auf. »Ist was? Ich versetze die Räume
nur wieder in den vorherigen Zustand «, kommentierte er.
    Seine Worte wurden durch ein heftiges Knurren seines
Magens unterstrichen. Er hielt sich beide Hände vor den Bauch, als wolle er den
Zustand seines Innenlebens prüfen, und beschloss für alle drei: »Jetzt gehen
wir eine Kleinigkeit essen.«
    »Und wo?«, fragte Christoph neugierig.
    Mommsen stöhnte theatralisch auf. »Wenn der Kollege
vom Essen spricht, dann meint er etwas aus der Palette Brathähnchen, Pommes,
Burger, Bratwurst … und wieder von vorn: Brathähnchen, Pommes und so weiter …
Aber im Ernst: Aus Zeitmangel sind wir oft in einem der Fastfood-Läden der
Stadt zu Gast.«
    Christoph war es gleich.
    Mommsen klemmte sich hinter das Lenkrad ihres
Dienstwagens, eines älteren Ford-Kombis, und kreuzte die Richtung Norden
führende Bundesstraße.
    Da die »Neustadt« als Einbahnstraße nur in nördlicher
Richtung befahrbar ist, folgte Mommsen der ausgeschilderten Strecke durch eine
in der Dunkelheit trist wirkende Gegend, fuhr am alten Güterbahnhof vorbei und
stieß auf den Platz am Ende der Hafenstraße, den Christoph von früheren
Besuchen kannte. Ihr Weg führte am Binnenhafen entlang, der um diese Jahreszeit
verlassen dalag. Im Sommer war an dieser Stelle mit dem Auto nur schwer
durchzukommen, da diese Flaniermeile von den Besuchermassen in ganzer Breite
vereinnahmt wurde.
    An der Schiffbrücke, dem Platz am Ende des
Binnenhafens, fanden sie vor den beschaulichen Giebelhäusern ohne Mühe einen
Parkplatz und gingen die paar Schritte durch die schmale Gasse Richtung
Marktplatz.
    Das Fastfood-Restaurant war relativ gut besucht. Sie
ergattern einen freien Platz und aßen schweigend. Vom Nachbartisch her drang
das kichernde Getuschel einiger Teenager herüber, die offenbar von Harm Mommsen
angetan waren, was dieser aber kommentarlos und mit stoischem Gleichmut über
sich ergehen ließ.
    Nach dem bescheidenen Mahl fuhren sie wieder das kurze
Stück zu dem kleinen Platz zurück, an dem die »Wasserreihe« mündete. Die
gläsernen Pavillons der Fischrestaurants und Fischläden sahen in der Dunkelheit
verloren aus. Über die Klappbrücke, die den Binnen- vom Außenhafen trennte,
rumpelte der Nahverkehrszug Richtung Niebüll. Sie suchten eine bürgerlich
wirkende Gaststätte auf, die das einzig Bewohnte an diesem im Sommer so
belebten Fleck zu sein schien, und genehmigten sich noch einen
Feierabendschluck.
    »Das Ganze ist eigenartig.« Christoph

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