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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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vorsichtig, »wir
haben etwas Dringendes mit Ihnen zu bereden.«
    Dahl schüttelte den Kopf. »Keinen Bock«, sagte er nur
und nickte mit seinem Kopf über die Schultern für seine Mitzecher erklärend
zurück: »Das sind Bullen.«
    Die anderen beiden Männern lachten bei dieser
Bemerkung. Es war eher ein meckerndes Lachen, das die ganze Verachtung
gegenüber den beiden Beamten ausdrücken sollte, das herablassend klingen
sollte, aber im Grunde nur ihre Unsicherheit gegenüber dieser Situation zeigte.
Dahl stimmte wiehernd in das Lachen ein. Er machte keine Anstalten, sich den
beiden Beamten zuzuwenden, eher schien es, als genieße er seine Position in
Gegenwart der beiden Trinkgenossen.
    Plötzlich griff ihn Große Jäger an den Oberarm. Mit
einem kurzen Ruck riss er ihn vom Barhocker herunter, musste ihn kurz
stabilisieren, damit er nicht das Gleichgewicht verlor, und zerrte ihn an einen
unbesetzten Tisch in der Ecke. Das Ganze geschah so schnell und so
überraschend, dass weder Dahl noch seine Kumpel reagieren konnten.
    »Herr Dahl«, versuchte es Christoph erneut und
bedeutete dem Wirt, dass er nichts trinken wollte, »wir müssen unbedingt mit
Ihnen sprechen.«
    Der Mann sah ihn irritiert an, schwieg aber.
    »Sind Sie in Ordnung, Herr Dahl?«, fragte Christoph
vorsichtig.
    Dahl nickte.
    »Wir haben die Vermutung, Ihre Frau gefunden zu
haben.«
    Ein unheimliches Erschrecken durchfuhr den Mann.
Blankes Entsetzen stand in seinem Blick, die Mundwinkel zuckten unkontrolliert.
Dann dauerte es lange, bis sich die Lippen öffneten.
    »Nein!«, presste er hervor. »Das kann nicht sein!«
    Christoph wartete eine Weile, bis er antwortete.
»Leider ja. Die Frau, von der wir vermuten, dass es sich um Anne handelt, ist
tot. Um endgültige Gewissheit zu bekommen, müssen wir Sie bitten, uns zu
begleiten. Sie müssen Ihre Frau identifizieren.«
    Dahl rührte sich nicht. Schließlich schüttelte er den
Kopf, zuerst ganz langsam, dann immer heftiger.
    »Nein, das kann ich nicht«, stieß er dabei hervor und
wiederholte diesen Satz mehrfach. Dann fing er an zu zittern. Der ganze Körper
bebte, die Zähne schlugen aufeinander, die Hände zuckten unkontrolliert vor dem
Körper hin und her.
    Sie ließen ihm ein wenig Zeit. Dahl stellte keine
Fragen, nicht nach den näheren Umständen, nicht nach Zeit und Ort, keine
einzige Frage. Er fragte auch nicht nach dem Verbleib seiner Tochter.
    »Wir bringen Sie jetzt nach Hause«, hatte Christoph
dann beschlossen. In diesem Zustand hätten sie den Mann nicht mehr zur
Identifizierung der Toten führen können. Vorsichtig hakte sich Große Jäger bei
Dahl ein und bugsierte ihn zur Ausgangstür.
    »Was ist mit der Zeche?«, warf ihnen der Wirt
hinterher.
    Der Oberkommissar blinzelte ihn böse an. »Das geht
aufs Haus«, gab er zurück. Die Art, wie er dies sagte, ließ keinen Widerspruch
zu.
    Als sie Dahl durch das Treppenhaus hinaufführten,
öffnete sich die Tür der Nachbarwohnung. Vor dem Hintergrund der warmen
Beleuchtung, die in den Hausflur schien, war die Kontur des alten Herrn Grün zu
erkennen. Obwohl sie sich leise bewegt hatten, fragte der alte Mann: »Ist etwas
nicht in Ordnung?«
    »Herrn Dahl geht es im Augenblick nicht gut«, gab
Christoph eine vorsichtige Erklärung.
    Grün schien die Situation auch ohne Worte zu
verstehen.
    »Warten Sie«, sagte er kurz, um in seine Wohnung
zurückzuschlurfen. Kurz darauf erschien er wieder und zog die Tür seiner
Wohnung hinter sich zu.
    »Ich werde mich um ihn kümmern.«
    Zu viert betraten sie Dahls Wohnung.
    »Ich glaube, Herr Dahl hat ein großes Geheimnis«,
murmelte der alte Mann mehr zu sich selbst.
    *
    Auf dem Weg zurück zur Dienststelle hatten sie das
fast obligate Schnellrestaurant aufgesucht. Christoph hatte zwei Bissen zu sich
genommen, dann aber angewidert den Pappbehälter von sich geschoben. Nach den
Ereignissen dieses Tages konnte er nichts essen. Er war sich sicher, dass sein
Magen umgehend rebelliert hätte.
    Christoph sah aus dem Fenster. Was ist das für eine
Welt, schoss es ihm durch den Kopf. Da werden Menschen in eine mysteriöse
Angelegenheit verstrickt, die ihren vorläufigen Höhepunkt in der Ermordung
einer Frau findet. Sie, die Kriminalisten, die Kollegen vom Erkennungsdienst
mit ihrer undankbaren Aufgabe, der Arzt, insbesondere aber ein alter und ein
zerstörter Mann, die jetzt in einer unscheinbaren Wohnung dieser Stadt saßen
und nicht wussten, was der morgige Tag bringen würde. Im Widerspruch dazu stand
der

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