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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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stille Lichterglanz, der so kurz vor Weihnachten festlich die Husumer
Innenstadt erleuchtete. Das Fest der Freude stand bevor …
    Als sie das Restaurant verließen, begegnete ihnen eine
Gruppe junger Leute. Ein Jugendlicher, mit Ring im Ohr und gepiercter
Augenbraue, steuerte zielsicher auf Große Jäger los und rempelte ihn an.
    »Eh, du Penner, pass doch auf«, schimpfte der junge
Mann und baute sich drohend vor dem Oberkommissar auf.
    »Hast du Stinkmorchel mich gemeint?«, erwiderte Große
Jäger. Er hatte sich dem Mann zugewandt und sah ihm in die Augen.
    »Suchst du Putz, Alter?«
    Die beiden Kontrahenten waren etwa gleich groß.
    »Soll ich dich Zwerg noch weiter stutzen? Dann kannst
du durch den Strohhalm direkt in die Milchtüte kriechen.« Große Jäger scheute
die Auseinandersetzung nicht.
    Die Begleiter des Aggressors verfolgten den Disput mit
großer Anspannung, mischten sich aber nicht ein. Die Tatsache, dass sein
vermeintliches Opfer so ungewohnt reagierte, verunsicherte den Mann. Als Große
Jäger ihn jetzt auch noch an der Vorderseite seiner Jacke packte und ganz nah
zu sich heranzog, warf er einen hilfesuchenden Blick über die Schulter zu
seinen Freunden. Die rührten sich immer noch nicht.
    »Nun sag schon ›Bitte, bitte‹, damit ich dir deine
Zähne nach hinten verschieben kann«, drohte der Oberkommissar.
    Christoph wurde die Situation zu heikel. Er wollte die
Eskalation vermeiden und zog Große Jäger am Ärmel.
    »Kommen Sie, wir haben Wichtigeres zu erledigen«,
mahnte er.
    Der Oberkommissar ließ von dem jungen Mann ab und
drehte sich um.
    »Fuck you!« , rief der
gedemütigte Jugendliche ihm nach.
    »Da kannst du sicher sein. Und nicht nur ins Knie«,
warf Große Jäger über die Schulter zurück und folgte Christoph.
    Als sie auf der Dienststelle zurück waren, saß Harm
Mommsen noch an seinem Arbeitsplatz und sortierte Papiere. Mit Sicherheit war
das keine Tätigkeit, die unbedingt heute und zu dieser späten Stunde hätte
erledigt werden müssen. Vielmehr war es wohl das Pflichtbewusstsein dieses
jungen Kollegen, das ihn noch am Schreibtisch hielt.
    Er wurde von den anderen beiden über die Geschehnisse
des Tages informiert.
    Jetzt war es kurz vor Mitternacht. Jemanden um diese
Zeit bei der Kriminaltechnik erreichen zu wollen, war eigentlich ein sinnloses
Unterfangen. Christoph griff trotzdem zum Telefonhörer und wählte Flensburg an.
Es dauerte eine Weile, bis auf der Gegenseite abgenommen wurde. Er hörte zuerst
nur ein Schnauben, dann ein Niesen, dem folgte ein Räuspern, bis sich
schließlich jemand meldete.
    »K6 – Jürgensen!«
    »Hallo, Klaus, hier ist Christoph Johannes aus Husum.
Habt ihr schon erste Ergebnisse wegen der Toten von heute Nachmittag
vorliegen?«
    Wieder war ein Niesen zu hören, bis die nasal
klingende Stimme endlich antwortete: »Ihr seid mir sonderbare Gestalten. Erst
lockt ihr uns bei diesem verdammten Mistwetter in die Wildnis der Westküste«,
erneut war ein Niesen zu hören, »und dann erwartet ihr Wunderdinge von uns.
Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?« Versöhnlicher fuhr die Stimme am anderen
Ende der Leitung fort: »Die letzte Leiche, die wir hatten, war ein erschossener
Zuhälter aus dem Rotlichtmilieu im Flensburger Hafen. Den hatten die Kumpels
wenigstens in einem trockenen und geheizten Raum umgebracht. Aber ihr müsst
eure Leichen ja immer in wassergefüllten Gräben ablegen.«
    »Und, was ist, gibt es schon erste Ergebnisse?«,
wollte Christoph wissen, ohne auf die Frotzeleien des kleinen Mannes vom
Erkennungsdienst einzugehen.
    »Meinst du«, gab dieser zurück, »ich sitze um diese
Zeit hier, weil bei mir zu Hause die Toilettenspülung nicht funktioniert?«
Christoph hörte Papier rascheln. »Der Doktor sagt, die Tote ist mit einer
dünnen Metallstange von einem Rechtshänder erschlagen worden. Es waren
wahrscheinlich drei heftig geführte Schläge. Moment mal.« Erneut raschelte
Papier. Christoph sah vor seinem geistigen Auge, wie Jürgensen mit einer roten
Erkältungsnase in seinen Unterlagen wühlte. »Hier ist es«, meldete er sich
wieder. »Schädelbruch. Durch die mit großer Gewalt geführten Schläge wurde die
hintere Zerebralarterie zerstört. Das führte zu einer inneren Blutung, die auf
das Gehirn gedrückt hat. Der Medizinmann nennt das Epiduralhämatom. Damit war
sie aber noch nicht tot, sondern nur bewusstlos. Sie ist dann zum Graben
gebracht worden und dort ertrunken. Es wurde Wasser in der Lunge gefunden.«
    Christoph

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