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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Bearbeitung der zugeordneten Fälle steht. Meine
Aufgabe als Leiter der Bezirksinspektion ist ohnehin nur vorübergehender Natur.
Die Herausforderung sehe ich für mich in Kiel.«
    »Die Landeshauptstadt ist mir bestens vertraut. Da
komme ich her …«, setzte Christoph an, aber der Kriminalrat unterbrach ihn.
    »Sie wollen doch nicht Ihre bisherige Tätigkeit
in Kiel mit den Aufgaben vergleichen, die ich anstrebe? Das wäre nun wirklich
Vermessenheit. Sie mögen ein langjährig erfahrener Polizist sein, Herr
Johannes, aber in meinen Augen werden Sie den Anforderungen der Praxis nicht
immer gerecht. Das beweist mir Ihre Arbeit hier vor Ort.«
    »Ich habe diese Position an der Westküste nicht
angestrebt«, sagte Christoph, »inzwischen aber viel Sympathie für diese Region
und die hier tätigen Menschen entwickelt. Aber natürlich würde ich es begrüßen,
wenn unter diesen Umständen mein Einsatz hier in Husum ein vorzeitiges Ende
finden würde.«
    »Sie zeigen nicht ausreichend Engagement. Besinnen Sie
sich auf Ihre Kernkompetenzen. Konzentrieren Sie sich auf die Aufgaben Ihres
Wirkungsbereiches und lassen Sie Nebenkriegsschauplätze einfach außer Acht.«
    »Wenn Sie darauf anspielen, dass wir uns mit Dingen
beschäftigen müssen , die wir uns nicht ausgesucht haben, stellt sich mir
gleich die Frage: Wie sieht es denn mit der weiteren Bearbeitung des aktuellen
Mordfalles aus?«, wollte Christoph wissen. »Schließlich gibt es eine darauf
spezialisierte Mordkommission.«
    »Das K1 ist mir auch unterstellt. Selbstverständlich
wird es federführend und kompetent in der Sache den Fall aufgreifen. Sie und
Ihre Mitarbeiter sollten allerdings Zuarbeiten leisten und die bisher ohnehin
nur peripheren Ermittlungsarbeiten vorantreiben. Die Mordkommission wird sich
umgehend mit Ihnen in Verbindung setzen. Unternehmen Sie alles, um die
Spezialisten bei der Arbeit zu unterstützen.« Schließlich drohte er zum
Abschluss: »Ich werde Ihnen und dieser Dienststelle meine ganz besondere
Aufmerksamkeit widmen.«
    »Das wäre das erste Mal, dass der Herr Kriminalrat
etwas für uns tun würde.«
    Dieser eine Satz war das Einzige, was Große Jäger zum
gesamten Gespräch beitrug.
    Dr. Starke funkelte ihn böse an und meinte: »Sie hören
von mir!« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Alle!«, und ging.
    Große Jäger lehnte sich zurück: »Jetzt wissen Sie«,
sagte er lakonisch, »weshalb ich mit dreiundvierzig Jahren immer noch
Oberkommissar bin, obwohl die nächste Stufe eine Regelbeförderung ist.«
Anschließend hatte er ganz breit gegrinst. »Ich weiß ja nicht, was Sie
verbrochen haben, aber nachdem ich Ihren Dialog mit dem Kriminalrat verfolgt
habe: Herzlich willkommen im Strafbataillon.«
    Auch Christoph musste lachen. Er wies auf den
schweigsamen Mommsen hin. »Und was hat der Kollege getan, dass er hier arbeiten
muss?«, fragte er fast übermütig.
    Mommsen zuckte mit gespielter Ratlosigkeit so heftig
die Schultern, dass die Ohren zwischen den Schulterblättern verschwanden.
    »Der hat den größten Makel von uns allen am Bein«,
amüsierte sich Große Jäger, um dann den ratlos dreinblickenden Christoph
aufzuklären. »Der ist in dieser Gegend geboren.«
    *
    Nach dieser fast heiteren Unterbrechung standen sie
nun um ein an der Wand platziertes Flipchart herum. Christoph hatte kurz die
Ergebnisse der Ermittlungen zusammengefasst. Hieran schlossen sich die Fragen
an, von denen sie sich einen kleinen Schritt in Richtung Aufklärung
versprachen.
    Da war die immer noch offene Frage, von wem das dritte
Wasserglas mit den unbekannten Fingerabdrücken benutzt worden war, das sie beim
ersten Besuch in der Wohnung der Frau Dahl gefunden hatten. Wem waren die
Hautpartikel zuzuordnen, die unter den Fingernägeln der Toten gefunden wurden?
Wer war der Mann, mit dem die Frau kurz vor ihrer Ermordung Verkehr hatte? War
das freiwillig geschehen? Oder war sie gezwungen worden?
    Weitere Gewalteinwirkungen außer der Schlagverletzung
am Hinterkopf hatte auch die Autopsie nicht aufzeigen können. Dagegen gab es
immer noch keinen Hinweis auf die Tatwaffe. Es musste ein Metallstab gewesen
sein, etwas dünner als fingerdick, aber rostfrei. Zusätzlich hatte dieser
Metallstab eine Verdickung aufgewiesen, die mit ihrem Gewicht zu der schweren
Schädelverletzung geführt hatte. Rätselhaft war auch, dass die Erd- und
Schmutzreste in der Wunde nicht vom Fundort stammten. Dies hatten Vergleiche
ergeben, die von den Kriminaltechnikern

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