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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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ausgedrückt?«
    Die Worte trafen die Frau wie Peitschenhiebe. Sie
nickte. »Könnte ich dann vielleicht jetzt Ihre Fragen beantworten?« Leise, mehr
zu sich selbst, ergänzte sie noch: »Wenn es nicht zu lange dauert.«
    »Kannten Sie Anne Dahl?«
    Sie nickte vorsichtig. »Ja, natürlich. Ich bin hier im
Ort groß geworden. Da kennt man sich, auch wenn ich einige Jahre älter bin. Wir
haben zusammen die Schule besucht, allerdings in unterschiedlichen Jahrgängen.«
    »Haben Sie Anne Dahl in der letzten Zeit einmal
gesehen?«
    »Nein, nicht direkt.« Die Antwort kam prompt.
    »Was heißt das? Nicht direkt?«, wollte Große Jäger
wissen.
    Die Frau rieb nervös ihre Fingerspitzen aneinander.
»Ich habe sie nicht selbst gesehen, aber Sarah hat mir davon berichtet. Sie hat
Anne getroffen.«
    »Mit Sarah meinen Sie die Tochter des Gastwirts?«
    Frau Römelt nickte.
    »Eine letzte Frage. Können Sie sich vorstellen, wen
Anne Dahl hier im Ort besucht haben könnte?«
    »Tut mir Leid, aber dazu kann ich nichts sagen.«
    Es war sinnlos, ihr weitere Fragen zu stellen. Die
Frau stand ganz offensichtlich unter dem Einfluss ihres Chefs. Christoph
versuchte deshalb behutsam zu ergründen, wie weit dieser Druck reichte.
    »Sie arbeiten hier halbtags?«
    Erleichtert, dass sie das Thema wechselten, antwortete
sie: »Ja. Aber häufig haben wir so viel zu tun, dass ich nicht bis Mittag
fertig werde. Dabei kommen meine Kinder dann aus der Schule, und es wäre schön,
wenn ich daheim wäre. Gottlob kümmert sich meine Schwiegermutter um die Kleinen
und versorgt sie, wenn ich es nicht rechtzeitig schaffe. Wir leben nämlich mit
mehreren Generationen unter einem Dach«, fügte sie erklärend hinzu.
    »Hier im Ort sind wohl alle miteinander eine große
Familie?« Christoph fand es eigenartig, dass sich scheinbar alle kannten,
miteinander groß geworden waren und übereinander Bescheid wussten, aber niemand
sagen konnte, wen Anne Dahl bei ihren Aufenthalten in Marschenbüll besucht
hatte.
    Die junge Frau bestätigte, dass in einer so
überschaubaren Gemeinschaft Geheimnisse nur schwer voreinander zu verbergen
wären.
    Das ganze Gespräch hatte an der Haustür stattgefunden.
Als es beendet war, hatte Frau Römelt sichtlich erleichtert noch bemerkt, Herr
von Dirschau sei bei den Wirtschaftsgebäuden, gleich seitlich hinter dem
Wohnhaus. Dabei wies sie mit dem ausgestreckten Arm auf einen mit rundem
Kopfsteinpflaster befestigten Weg, der am Haus vorbeiführte.
    Hinter dem Wohnhaus lag ein von der Straße nur schwer
einsehbarer Komplex von Wirtschaftsgebäuden. Lang gestreckte Stallungen
wechselten sich mit anderen Hallen ab, in denen landwirtschaftliche Geräte und
Trecker standen.
    Die gesamte Anlage sah relativ neu aus und machte
einen modernen, technisch ausgereiften Eindruck. Mit leichtem Brummen wedelten
die Ventilatoren an den Stallgebäuden die Abluft aus den Ställen ins Freie.
Allein am Geruch war erkennbar, wo der Schwerpunkt der unternehmerischen
Tätigkeit Herrn von Dirschaus lag.
    Zur rechten Hand befand sich eine Doppelgarage, deren
Kipptor offen stand. Es ließ den Blick auf eine Mercedes-Limousine sowie einen
knallroten BMW -Sportwagen zu.
    An den Wänden waren Wandhaken befestigt. Reifensätze
hatten dort ihren Platz gefunden, vermutlich die Sommerreifen der benutzten
Fahrzeuge. An der Seitenfront stand eine Regalwand aus Metall, auf der sich
Werkzeuge und andere Kleinteile befanden.
    Seitlich versetzt vor dem Mercedes stand eine
Golftasche auf einem Trolley, aus der eine Vielzahl von Schlägern herausragte.
    Weiter hinten auf dem Grundstück sahen sie eine Gruppe
von drei Männern in ein Gespräch vertieft. Eigentlich war es mehr ein Monolog,
denn einer der drei war Herr von Dirschau, der, seine Worte mit knappen
Handbewegungen unterstreichend, dozierte. Die anderen beiden Männer trugen
Arbeitskleidung.
    Plötzlich kam mit großen Sprüngen die Dogge, die sie
gestern Abend gesehen hatten, auf die Beamten zugeschossen. Kurz vor ihnen
bremste das Tier seinen Spurt, rutschte noch über den Boden und stemmte sich
dann in die kräftigen Hinterbeine. Der riesige Kopf mit den angelegten Ohren
war in die Höhe gestreckt und befand sich fast in Augenhöhe der Beamten. Der
Hund funkelte sie aus großen dunklen Augen an. Er hatte sein gewaltiges Maul
leicht geöffnet und fletschte die Zähne. Christoph spürte, wie ihm ein kalter
Schauder über den Rücken lief. Er wagte kaum zu atmen.
    Der Hund knurrte nur leise, aber es

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