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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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klang
ausgesprochen gefährlich.
    Von Dirschau hatte die beiden Neuankömmlinge bemerkt und
beobachtete das Geschehen. Er genoss offenbar die Situation.
    Langsam, als wolle er jede Sekunde auskosten, näherte
er sich den zur Salzsäule erstarrten Kriminalisten.
    »Rufen Sie sofort Ihren Hund zurück!«, forderte
Christoph von Dirschau auf.
    Die Dogge fixierte nun Christoph, spannte sich noch
weiter, wie zum Absprung bereit, und knurrte bösartig.
    Doch von Dirschau unternahm nichts zur Befriedung der
Situation.
    »Warum?«, fragte er. »Der Hund verteidigt sein Revier
gegen Unbefugte. Das ist seine Aufgabe. Und die erledigt er hervorragend. Soll
ich ihn dafür tadeln, dass er seine Arbeit tut? Dann würde ich mich ja meines
effektiven Schutzes gegen ungebetene Besucher berauben.«
    Von Dirschau ließ den Hund immer noch gewähren, ging
dann zur Doppelgarage und schloss das Kipptor. Erst jetzt rief er mit einem
knappen Kommando die Dogge zurück.
    »Ich habe Sie nicht eingeladen«, eröffnete er das
Gespräch mit einem Frontalangriff.
    Christoph schwoll die Zornessader an der Stirn. »Wir
kommen auch nicht auf Einladung. Schließlich handelt es sich hier um nichts
Geringeres als einen niederträchtigen, feigen Mord. Und ein kleines
achtjähriges Mädchen wird vermisst.«
    Von Dirschau nahm eine leichte Grätschstellung ein,
die Hände in die Hüfte gestemmt. »Das ist Ihr Job. Was habe ich damit zu tun?
So bedauerlich das ist, aber das Leben allgemein, insbesondere das meines
Betriebes, geht weiter.«
    Große Jäger hatte seine Waffe gezogen, sie entsichert
auf die flache Hand gelegt, den Griff zu den Fingerspitzen hin, als wolle er
sie abwiegen. Er hielt die offene Hand mit der Waffe in Richtung des
Hofbesitzers, als zeige er sie ihm. Ganz ruhig sagte er:
    »Wenn Ihr verdammter Hund uns noch einmal nahe kommt,
dann wird er ein guter Hund, nämlich ein toter Hund sein.«
    »Sie drohen mir?« Von Dirschau ließ sich durch die
Geste des Oberkommissars nicht einschüchtern. Er näherte sich Große Jäger, dass
ihre Nasenspitzen sich fast berührten.
    »Was wollen Sie eigentlich von mir?«, fragte er.
    »Sie sind einer der dringend Verdächtigen in diesem
Mordfall«, zischte ihm Große Jäger entgegen.
    Christoph erschrak. So weit hätte sich sein Kollege
nicht aus dem Fenster lehnen dürfen. Es gab keine Anhaltspunkte für eine solche
Verdächtigung.
    Doch schien dieser direkte Dolchstoß Wirkung zu
zeigen. Von Dirschau lief rot an, holte tief Luft und trat einen halben Schritt
zurück.
    »Die Sache ist uns allen hier im Ort sehr nahe
gegangen«, suchte er nun einen versöhnlicheren Ton anzuschlagen. »So etwas
haben wir hier noch nicht erlebt. Alle wissen, dass es keiner von uns aus
Marschenbüll gewesen sein kann. Hier wohnen zumeist einfache Leute, die aber
nicht böswillig sind.«
    »Herr von Dirschau«, versuchte Christoph das Gespräch
in sachliche Bahnen zu lenken, »wir wissen jetzt, dass Anne Dahl am Tage ihrer
Ermordung gemeinsam mit ihrer Tochter nach Marschenbüll gefahren ist. Sie hat
den Nachmittagsbus in der Ortsmitte, also beim Gasthof, verlassen, und nach
einem kurzen Gespräch mit einer Zeugin ist sie zu Fuß die Dorfstraße
hinabgegangen. Die Richtung, die sie eingeschlagen hat, führt auch zu Ihrem
Anwesen.«
    Von Dirschau hatte seine Selbstsicherheit
wiedergewonnen. Mit einem fast überlegenen Lächeln entgegnete er: »Richtig! Und
zu ungefähr vierzig anderen Häusern.«
    »Und Sie behaupten, dass Anne Dahl Sie nicht besucht
hat, nicht in Ihrem Haus war?«
    Von Dirschau schien sich geradezu zu amüsieren. »Das
habe ich Ihnen bereits gestern gesagt. Ich lebe allein in diesem Hause. Und
Frau Dahl habe ich schon seit sehr langer Zeit nicht mehr gesehen. Reicht das?«
    Christoph sah ihm direkt in die Augen. Der
Gutsbesitzer hielt diesem Blick stand.
    »Was haben Sie an dem Nachmittag gemacht, als Anne
Dahl ermordet wurde?«, fragte Christoph.
    In den Augen seines Gegenüber blitzte es auf. »Auch
das haben Sie mich bereits gefragt. Was soll das? Warum fragen Sie immer wieder
das Gleiche? Sie wollen doch nicht allen Ernstes ein Alibi von mir?«
    »Doch, Herr von Dirschau, das hätten wir gern.«
Christoph wippte leicht auf den Fußspitzen und sah zu dem etwa einen halben
Kopf größeren Mann auf.
    »Das ist absurd. Ich weiß zwar nicht, was dieser
Humbug soll, aber ich war hier, auf meinem Hof.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    »Natürlich! Alle meine Mitarbeiter«, kam es spontan.
Zu

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