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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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zu
konzentrieren, schießen Sie schon wieder mit Kanonen auf Spatzen. Außerdem
haben Sie ja bereits mehrere potentielle Täter in Gewahrsam genommen. Wollen
Sie ganz Schleswig-Holstein verhaften, um dann aus der großen Masse von
Kandidaten einen auszuwählen? Mit etwas mehr Umsicht und Geschick bei den
Vernehmungen«, stichelte Starke weiter, »hätten Sie schon weiter sein können.
Ich werde veranlassen, dass die von Ihnen in Gewahrsam genommenen Personen zu
uns nach Flensburg überstellt werden, damit sie sachkundig vernommen werden. Zu
Ihren überzogenen Wünschen hören Sie von mir ein eindeutiges Nein. Aber da wir
gerade miteinander sprechen: Ich bin ausgesprochen unzufrieden mit dem
Gesamtstand der in Ihrem Verantwortungsbereich anstehenden Ermittlungen. Sie
haben ja wohl die Absicht, überhaupt keine der Ihnen übertragenen Aufgaben zu
erledigen …«
    Es folgte eine der üblichen Tiraden des Kriminalrates.
    Mit einem lauten Knall flog die Bürotür auf. Wortlos
betrat Große Jäger den Raum, warf seinen nassen Parka in Richtung des
Garderobenhakens, verfehlte diesen jedoch und kümmerte sich nicht um das
Kleidungsstück, das auf dem Boden liegen blieb und schließlich von Mommsen
aufgehoben wurde.
    Der Oberkommissar angelte mit dem Fuß nach seinem Schreibtischstuhl
und ließ sich schwer hineinfallen. Er zündete sich wortlos eine Zigarette an
und blies die Rauchwolke quer über den Tisch in Mommsens Richtung.
    Zu seinem unrasierten Gesicht schien die Platzwunde
oberhalb seiner Lippe gut zu passen. Christoph musste unwillkürlich schmunzeln,
da er selbst mit der Schnittwunde von der morgendlichen Rasur geziert war.
    Als Große Jäger seine Zigarette erneut zum Mund führte,
sahen die beiden anderen auch die Reihe Pflaster, die nur unzureichend die
Platzwunden auf seinen Knöcheln verdeckten.
    »Ärger gehabt?«, wollte Christoph wissen.
    Der brummige Oberkommissar sah ihn verächtlich an,
bequemte sich aber schließlich doch zu einer Antwort.
    »Mein Lieblingsarschloch!«
    »Etwa wieder der provozierende Typ mit dem BMW , dem wir schon öfter begegnet sind?«
    Große Jäger nickte. »Ich war noch ein Bier trinken,
als mir ein Mädchen auffiel.«
    Mommsen musste lauthals lachen. Als Christoph ihn
irritiert ansah, erklärte der junge Mann: »Wilderich Große Jäger geht immer den
direkten Weg. Wenn er ein Mädchen sieht, das ihn interessiert, fragt er immer
gleich, ob sie mit ihm ins Bett möchte.«
    Große Jäger zog laut und vernehmlich die Nase hoch. »Das
ist doch ganz einfach, entweder klappt es oder nicht.« Mehr zu sich selbst
gewandt fügte er hinzu: »Meistens klappt es nicht. Aber warum soll ich den
ganzen Abend um das Mädchen herumtänzeln? Sie kann doch nein sagen.«
    »Und da hast du die Falsche erwischt?«, wollte
Christoph wissen.
    Jetzt war es an dem Oberkommissar, zu grinsen. »Nein!
Husum ist eine relativ kleine Stadt. Da läuft man sich öfter über den Weg. Und
ihr Typ war nun der Ansicht, dass das Mädchen eher zu ihm gehört und ein
asoziales Geschöpf wie ich aus seinem Dunstkreis zu verschwinden hätte. So
haben wir die Diskussion eben etwas körpernah ausgetragen.« Große Jäger hielt
seine lädierte Hand in die Höhe und zeigte auf die aufgeplatzte Lippe.
    »Aber keine Sorge«, schloss er für sich das Thema ab,
»mein Kontrahent kann derzeit keine Aussage machen, allerhöchstens etwas
schriftlich von sich geben. Sprechen wird ihm vorerst wohl nicht möglich sein.«
    »Und was ist aus dem Mädchen geworden?«
    Große Jäger winkte lässig ab. »Die gehört dem Sieger.«
    Der Oberkommissar war schon ein merkwürdiger Mensch.
Christoph wandte sich an Mommsen: »Angelst du dir deine Mädchen auch so?«
    Mommsen schüttelte wortlos den Kopf, während Große
Jäger in ein nicht enden wollendes Gelächter ausbrach.
    Christoph unterbrach den Oberkommissar. »Was hat deine
Vernehmung der beiden polnischen Arbeiter ergeben?«
    Große Jäger räusperte sich, bevor er berichtete. »Der
eine Typ, der jüngere, versteht überhaupt kein Deutsch. Das musste alles dieser
andere, der Dings … ähhh … Heinz Schmidt übersetzen. Ich kann nur hoffen, dass
das auch alles richtig war.«
    »Du hast eine gesunde Skepsis?«
    »Das kannst du wohl sagen. Also, der Schmidt
bestätigte, was der Türke uns erzählt hat. Yildiz hatte ihn, Schmidt, gebeten,
der kleinen Lisa den Stall zu zeigen. Das Kind war eine ganze Weile mit den
beiden Polen allein bei den Tieren. Erst sehr viel später erschien die

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