Tod in der Marsch
Mutter,
hat sich bei den Männern für das Einhüten bedankt und noch ein paar belanglose
Worte mit Schmidt gewechselt. Dann hat Anne Dahl mit ihrer Tochter an der Hand
die Stallungen verlassen.«
»Wie lange war das Kind mit den beiden Männern
allein?«
»Das habe ich auch gefragt. Der ältere Arbeiter konnte
sich daran nicht mehr erinnern, trotz mehrfacher Nachfrage.«
»Wer hat sich während dieser Zeit mit dem Kind
beschäftigt? Schmidt? Oder beide?«
Große Jäger schlürfte Kaffee, bevor er Christoph
antwortete. »Schmidt. Der andere versteht ja kein Deutsch. Der hätte sich gar
nicht mit dem Kind unterhalten können.«
»Und was hat der andere währenddessen gemacht? Hätte
einer von beiden Mutter und Tochter hinterhergehen können?«
»Sie waren die ganze Zeit zusammen im Stall. Das haben
sie beide bestätigt. Zumindest hat Schmidt das so übersetzt …«, brummte der
Oberkommissar missmutig vor sich hin.
»Das bedeutet, sie haben sich gegenseitig ein Alibi
gegeben.«
»So sieht es aus.«
Christoph versuchte nach Große Jägers Bericht,
Hauptkommissar Jürgensen zu erreichen. Nachdem am anderen Ende der Leitung der
Hörer abgenommen worden war, entstand eine Pause. Jemand holte tief Luft, blies
dann mit voller Inbrunst kräftig durch die Nase und meldete sich dann mit rauer
Stimme: »Ja!«
Christoph erkannte die Stimme seines anscheinend ewig
erkälteten Kollegen vom Erkennungsdienst und nannte seinen Namen.
»Ach du Elend«, kam es über die Leitung, »schon wieder
die Schlickrutscher aus Husum, die ihre Leichen während des Winters immer nur
im kalten Wasser finden.« Christoph erwartete einen Vergleich mit anderen
Fällen, die in klimatisch angenehmeren Umgebungen zu lösen waren. Er wurde
nicht enttäuscht.
»Gestern hatten wir einen Unfall mit Todesfolge«,
setzte Jürgensen seinen Monolog fort, »einfach, unkompliziert, eindeutig ohne
Fremdeinwirkung. Und das Ganze spielte sich in einem Heizungskeller ab. Daran
solltet ihr euch ein Beispiel nehmen. Nein, stattdessen findet ihr eure Toten
in eiskalten Entwässerungsgräben. Dabei ist euer Landstrich schon von selbst
alles andere als klimatisch begünstigt.«
Es entstand eine kurze Pause. Christoph hörte Papier
rascheln.
»Wir haben eine ganze Nacht durchgearbeitet, nur weil
ihr von der Westküste nicht in der Lage seid, vernünftig aufbereitete Leichen
zu finden.«
Der Kriminaltechniker suchte immer noch seine
Unterlagen, bis er schließlich in sachlicher Tonlage verkündete: »Hier habe ich
es. Zuerst das Ergebnis der Golftasche. Neben den Spuren, die auf einen
offensichtlich bestimmungsgemäßen Gebrauch schließen lassen, haben wir nichts
Verwertbares gefunden. An Fingerabdrücken waren die des Besitzers relativ gut
erkennbar …«
»Also des alten von Dirschau«, schob Christoph ein.
»Richtig«, bestätigte Jürgensen, »sowie, allerdings
weniger deutlich, haben wir Prints von …«, er machte es spannend, »… von Mehmet
Yildiz gefunden.«
Christoph war überrascht. Was hatte Yildiz mit der
Golftasche zu tun?
Der Mann von der Kriminaltechnik fuhr fort: »Ebenso
haben wir seine, des Türken, Abdrücke ganz klar auf dem einen Golfschläger
gefunden, dem Eisen sieben.«
»Das ist der Schläger, den wir vor Yildiz’ Kammertür
gefunden haben, nachdem wir ihn im Set der anderen Schläger in der Golftasche
vermisst hatten«, ergänzte Christoph.
»Das mag sein, da bin ich nicht im Bilde«, grummelte
Jürgensen und schob ein herzhaftes Niesen ein.
»Auf dem Schläger gab es keine weiteren Abdrücke, vor
allem nicht des von Dirschau. Dafür ist dieser Schläger ganz eindeutig die
Tatwaffe. Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Frau mit diesem Golfschläger
ermordet wurde«, ließ Jürgensen die Katze aus dem Sack.
Es entstand eine kurze Pause.
»Danke, Klaus, ihr habt wieder einmal Großartiges
geleistet«, lobte er. Christoph sah vor seinem geistigen Auge, wie der kleine
kahlköpfige Mann in Flensburg in seinem Stuhl über sich selbst hinauswuchs.
Doch über das Telefon kam nur zurück: »Keine Ursache,
wir haben nur unsere Arbeit gemacht. Dafür war das Ergebnis der Spurensuche in
der Garage, aber auch in allen Fahrzeugen negativ. Wir haben nicht das
Geringste gefunden, keine Blutspur, keine Hautschuppen, nicht einmal eine
Mikrofaser von der Kleidung der Toten.«
»Kann das an der langen Zeitspanne liegen, die zwischen
der Tat und der Spurensicherung lag?«, wollte Christoph wissen.
»Nein«, kam es prompt zurück,
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