Tod in der Marsch
keinen
Gebrauch in der Öffentlichkeit. Wir benötigen zusätzlich die Nacht, um die
jetzt vorliegenden Ergebnisse untermauern zu können.«
Jürgensen erklärte, dass Lisa Dahl mit hoher
Wahrscheinlichkeit mit demselben Golfschläger wie ihre Mutter erschlagen worden
war. Das ließ die Vermutung zu, dass auch die angenommene Tatzeit identisch
war.
Die Kratzspuren an Lisas Hals stammten zweifelsfrei
von ihrer Mutter. Die Hautpartikel unter den Fingernägeln von Anne Dahl
wiederum gehörten der Tochter.
An Lisas Kleidung konnten mikroskopisch feine Spuren
von Betonstaub identifiziert werden, die übereinstimmten mit Proben, die von
der Spurensicherung in weiser Voraussicht bei der Analyse der von
Dirschau’schen Fahrzeuge in der Garage genommen worden waren.
Es gab noch einen weiteren bedeutsamen Hinweis: Die
Radspuren in der Feldscheune, in der das Kind gefunden wurden, stammten von
einem VW -Variant.
Christoph informierte seine beiden Kollegen über das
Ergebnis der kriminaltechnischen Untersuchung.
Große Jäger kratzte sich seine Bartstoppeln. »Wie
kommen die Hautpartikel vom Hals des Kindes unter die Fingernägel der Mutter?
Warum, verdammt noch einmal, hat Anne Dahl ihre Tochter in den letzten
Augenblicken ihres Lebens gekratzt?«
»Und wer von den beiden wurde zuerst ermordet?«,
fragte Mommsen.
»Das sind Fragen, die wir noch beantworten müssen«,
stimmte Christoph zu. »Allerdings wäre da noch etwas …«
Seine beiden Kollegen sahen ihn interessiert an.
»Die Reifenspuren am Fundort des Kindes stammen von
einem VW -Variant. Von Dirschau und
sein Sohn fahren aber andere Marken. Das spricht für eine Entlastung der
beiden, da wir an ihren Fahrzeugen nicht eine einzige Spur feststellen konnten.«
»Verdammter Mist!«, fluchte Große Jäger.
Mommsen war es, der plötzlich eine Idee hatte. »Als
wir das erste Mal in Marschenbüll waren, haben wir Frieder Brehm aufgesucht.
Vor seinem Haus stand sein Fahrzeug. Brehm ist Handelsvertreter und nach eigenem
Bekunden auch des Öfteren länger unterwegs. Erinnert ihr euch noch, was für ein
Wagen dort parkte?«
»Ein Kombi«, meinte Christoph sich zu erinnern.
Große Jäger pflichtete ihm bei. »Ein VW -Variant«, sagte Mommsen. »Da bin ich
mir ganz sicher.«
»Wir haben die Fahndungsausschreibung nach Brehm. Da
steht doch, mit welchem Wagentyp er unterwegs ist.« Christoph hatte seinen Satz
noch nicht beendet, als Mommsen schon in den Unterlagen suchte und nach kurzer
Zeit seine Vermutung bestätigte.
»Und wir laufen an der Tatsache, dass Brehm einen
Kombi hat und damit sehr einfach die Leichen hätte transportieren können,
einfach vorbei.« Große Jäger schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
»Warum ist er geflüchtet? Wo ist dieser Kerl nur abgeblieben?«
Mommsen warf ein, dass außer den vagen Hinweisen, die
sie zu Brehms Aufenthaltsort erhalten hatten, keine weiteren Anhaltspunkte
vorlagen. Er wollte aber den Aufruf erneuern und durch ergänzende Informationen
den Fahndungsdruck erhöhen.
»Es ist wichtig, dass wir Brehm erwischen und mit ihm
sprechen können. Außerdem muss sein Wagen zur Spurensicherung. Die werden schon
etwas finden«, meinte der Oberkommissar.
»Richtig«, stimmte ihm Christoph zu. »Das wäre gut.
Selbst wenn die nichts finden und wir Brehm von der Liste der Verdächtigen
streichen könnten. Außerdem interessiert mich brennend, warum der Mann
überhastet geflüchtet ist. Unsere erste Befragung war reine Routine. Wir hatten
keinen konkreten Verdacht gegen ihn.«
»Wir stecken in der Sackgasse. Da gibt es zwei Tote
und mehrere Verdächtige, die als Täter in Frage kommen. Wir tappen allerdings
immer noch im Dunkeln, was das Motiv betrifft.« Große Jäger war sichtlich
unzufrieden.
Christoph warf einen Blick auf die Uhr. In Kürze
sollte die anberaumte Pressekonferenz stattfinden. Sie konnten heute nicht mehr
viel unternehmen. Es fehlten noch die ausführlichen Berichte der
Spurensicherung und der Obduktionsbefund des Kindes. Spektakuläre neue
Erkenntnisse versprach Christoph sich davon jedoch nicht. Die wesentlichen
Punkte hatte Jürgensen ihm schon genannt.
Ihnen blieb nur, am folgenden Tag noch einmal nach
Marschenbüll zu fahren und Frau Brehm aufzusuchen. Vielleicht war sie am
Heiligabend eher bereit, die Polizisten mit Informationen über den
Aufenthaltsort ihres Mannes zu versorgen. Möglicherweise bot sich eine Chance,
über die Frau einen Kontakt zu Frieder Brehm herzustellen.
Weitere Kostenlose Bücher