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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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sich um
die beiden jungen Leute gekümmert habe. Sie hatten auch gleichzeitig den Arzt
verständigt, da die beiden dringend medizinischer Hilfe bedurften.
    Dr. Hinrichsen hatte ebenfalls in einem Streifenwagen
Zuflucht vor dem Sturm gesucht. Es dauerte eine Weile, bis der Arzt das
Fahrzeug wieder verließ.
    »Ich habe mir den Fundort noch nicht angesehen, um der
Spurensicherung den Vortritt zu lassen«, begann der Arzt, »aber es muss ein
sehr unerfreulicher Anblick sein. Die beiden jungen Leute sind nervlich sehr
angeschlagen. Ich habe ihnen ein Beruhigungsmittel verabreicht. Es ist dringend
erforderlich, dass sie nach Hause gefahren werden. In diesem Zustand sind sie
nicht mehr fahrtüchtig und dürfen unter keinen Umständen selbst ans Lenkrad.«
    Christophs Frage, ob die beiden für ein kurzes
Gespräch zur Verfügung stehen würden, beantwortete der Mediziner mit einem
knappen »Bedingt«.
    Christoph sah Große Jäger an. »Könntet du und Mommsen
das übernehmen?«
    In der Weite der offenen Landschaft sah man eine
kleine Wagenkolonne, die sich der Scheune näherte.
    Das erste Fahrzeug rollte noch, da sprang
Hauptkommissar Jürgensen schon heraus; er trug einen daunengefütterten Blouson,
und sein Hals war durch einen mehrfach gewickelten Schal geschützt. Eine
Strickmütze verdeckte sein fast haarloses Haupt.
    Anstelle einer Begrüßung stapfte er schimpfend auf
Christoph zu. Von weitem fuhr er ihn an: »Da taucht ihr das ganze Jahr über ab,
und in dieser verfluchten Jahrszeit ist bei euch Hochkonjunktur in Sachen
Leichenfund.«
    Zuerst sah es aus, als würde er Christophs
entgegengestreckte Hand ignorieren, dann ergriff er sie aber doch, ohne dabei
seinen Handschuh auszuziehen.
    Mit dem Zeigefinger wies Jürgensen über die Schulter
in Richtung Scheune. »Da drinnen?«
    Christoph nickte.
    »Ich vermute einmal, dass ihr Nordfriesen den Schuppen
nicht geheizt habt?«
    Christoph war nicht nach Scherzen zumute. »Da liegt
ein Kind in der Scheune.«
    Es war, als würde mit Jürgensen eine Verwandlung
vorgehen. Wortlos drehte er sich um, ergriff seinen Metallkoffer, brummte
grimmig: »Ich gehe erst einmal allein«, und stapfte in Richtung Scheunentor.
    Es dauerte eine Weile, bis Jürgensen hinter dem immer
noch durch den eiskalten Wind bewegten Tor erschien und stumm seinen Männern
winkte. Im Gänsemarsch verschwanden die Beamten der Spurensicherung in Richtung
des entsetzlichen Fundes.
    Da der Sturm immer noch heftig von der See
herüberblies, fingen die wartenden Männer trotz der winterlichen Bekleidung an
zu frieren.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis Jürgensen wieder in der
Tür erschien und ihnen zurief: »Jetzt soll der Doc kommen.«
    Der Arzt zog den Kopf zwischen die hochgezogenen
Schultern und ging mit festen Schritten auf die Scheune zu. Nachdem sie noch
eine Weile hatten warten müssen, trat Jürgensen erneut aus der Scheune heraus.
»Ihr könnt jetzt kommen«, meinte er.
    Eine Ecke war mit Scheinwerfern ausgeleuchtet. Dr.
Hinrichsen kam Christoph entgegen. Er war blass.
    »Vorsicht«, warnte er, »die Begegnung mit dem Tod ist
mir nicht fremd und gehört für mich zum Alltag.« Er holte tief Luft und
hüstelte. »Da liegt ein Kind oder besser das, was davon noch übrig geblieben
ist. Das arme Wesen liegt dort schon eine ganze Weile. Da hat nicht nur die
Verwesung begonnen. Es waren auch Tiere dran.«
    Ohne weitere Erklärung verließ der Arzt die Scheune.
    Mit schweren Schritten ging Christoph in die Ecke.
Vorsichtig warf er einen Blick auf das, was die Beamten des Erkennungsdienstes
freigelegt hatten.
    Ruckartig führte Christoph eine Hand an den Mund. Nur
mit äußerster Anstrengung konnte er es schließlich vermeiden, sich zu
übergeben. Nach der Beschreibung der Kleidung lag in der Tat die kleine Lisa
Dahl vor ihnen.
    Keiner der Männer sprach. Christoph kämpfte mit seiner
Übelkeit. Da fasste ihn jemand sanft an den Schultern und führte ihn vorsichtig
von diesem Ort fort. Erst nach einer Weile nahm er wahr, dass es Jürgensen war,
der ihn vor die Tür brachte.
    »Wir kümmern uns hier um alles Weitere«, übernahm der
Leiter der Kriminaltechnik die Regie. »Ihr könnt jetzt abrücken. Den Bericht
bekommt ihr besonders schnell.«
    Die Rückfahrt zur Dienststelle erfolgte schweigend,
nachdem Mommsen es zuvor übernommen hatte, Christoph kurz über die Vernehmung
der beiden jungen Leute zu informieren.
    Den schweren Besuch bei Peter Dahl wollte Christoph
allein machen.
    *
    Vor der Wohnung von Peter

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