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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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geistigen Auge sah Christoph noch einmal
das Haus der von Dirschaus, die geräumige Diele, das nüchterne Büro, in dem die
junge Frau ihren Arbeitsplatz hatte, und das herrschaftliche Arbeitszimmer des
Hausherrn.
    Er nagte an seiner Unterlippe. Irgendwo, im
Unterbewusstsein, war etwas, an das er nicht herankam. Es war zum Verzweifeln.
    Plötzlich schlug sich Christoph mit der flachen Hand
gegen die Stirn.
    Die anderen sahen ihn interessiert an.
    »Frau Römelt«, begann er, »können Sie sich noch daran
erinnern, als wir uns das erste Mal begegneten?«
    Sie nickte stumm.
    »Sie haben uns die Tür geöffnet und durch Ihr Zimmer
in den Arbeitsraum des Seniors geführt.«
    Die junge Frau nickte erneut. Ihre Miene drückte
angespanntes Zuhören aus.
    »Sir wirkten damals sehr nervös.«
    Frau Römelt räusperte sich leicht. »Richtig. Wir
hatten neue Computer bekommen. Der junge Herr von Dirschau hatte unser Netzwerk
neu konfiguriert, und nichts klappte. Wir hatten enorme Probleme.«
    »Wer hat Ihnen die neuen Computer geliefert?«
    »Die hat der Junior mitgebracht.«
    »Und was ist mit den alten Computern geschehen?«
    »Um die hat sich der Junge auch gekümmert.«
    »Sind die neuen von einem Spediteur angeliefert
worden?«
    Wiederum unterstrich die junge Frau ihre Worte durch
Kopfschütteln: »Nein, die hat er selbst transportiert.«
    »Mit seinem Sportwagen wird das kaum möglich gewesen
sein, da bekommt er ja gerade seine Zahnbürste als Zuladung hinein.«
    Sie rückte im Sessel nach vorn.
    »Ich habe mich auch gewundert. Ralf von Dirschau
stellt sich mit seinem Sportwagen unheimlich an. Man hat fast den Eindruck, es
würde ihm schon Kummer bereiten, wenn er einen Beifahrer ins Auto lassen muss.
Umso verwunderter war ich, als er seinen Wagen einem Kommilitonen überließ und
dafür dessen Wagen leihweise erhielt. Mit dem hat er die Computer von Freiburg
nach Marschenbüll transportiert und die alten Geräte wieder mit zurückgenommen.
Ich erinnere mich noch deutlich, wie er geschimpft hat. Zum einen ist er
wesentlich langsamer vorangekommen. Sie müssen nämlich wissen, dass er ein
rasanter Fahrer ist«, schob sie ein. »Außerdem hatte er auf der langen Strecke
vom Schwarzwald bis hierher auch noch witterungsbedingte Probleme mit den
Straßenverhältnissen. Das ist im November so.«
    »Was war das für ein Fahrzeugtyp, mit dem Ralf hier
war?«, wollte Christoph wissen, obwohl sie alle bereits die Antwort kannten.
    »Ein VW -Kombi.
Kann sein, dass es ein Variant war.«
    »Wurde dieses Fahrzeug nur für den Transport benötigt,
oder ist damit auch hier im Ort gefahren worden?«
    Frau Römelt antwortete ohne Zögern: »Nein, damit ist
Ralf auch hier in der Gegend herumgefahren.« Ohne gefragt zu sein, ergänzte sie
noch: »Und der Senior auch.«
    Christoph stand auf, seine beiden Kollegen taten es
ihm gleich.
    »Vielen Dank, Frau Römelt. Es könnte sein, dass Sie
uns ein gutes Stück weitergeholfen haben. Mein Kollege«, dabei deutete er mit
dem Kopf auf Mommsen, »wird Sie noch einmal kurz aufsuchen, damit Sie Ihre
heutige Aussage unterschreiben können.«
    Ein erschrockenes Aufblitzen war in den Augen der Frau
zu sehen. Instinktiv fuhr sie mit der Hand zum Mund.
    »Aber ich habe doch gar keine Aussage gemacht, ich
habe doch lediglich –«
    Mitten im Satz hielt sie inne.
    »Wissen Sie, ich möchte nämlich keinen Ärger haben,
unser Dorf ist nicht sehr groß, und der Herr von Dirschau ist nicht nur mein
Arbeitgeber, sondern auch sonst sehr einflussreich.«
    Große Jäger runzelte die Stirn. »Das verstehe ich
nicht, schließlich ist doch Ihr Schwiegervater der Bürgermeister hier im Ort.
Da möchte ich doch einmal annehmen, dass Ihre Familie auch über eine gute Portion
Einfluss verfügt.«
    »Nein, da gibt es Unterschiede. Richtig, mein
Schwiegervater verfügt über gewisse Talente, kann vielleicht so reden, dass es
hier bei den Leuten ankommt.«
    Sie holte tief Luft, als wollte sie ihre Ausführungen
damit abschließen, setzte ihre Erklärungen dann aber doch unaufgefordert fort.
    »Die Landwirtschaft ernährt nicht mehr jeden in dem
Maße, wie es früher der Fall war. So ist allein von daher ein kleines Zubrot
nicht von der Hand zu weisen.«
    »Wie meinen Sie das?«, hakte Große Jäger ein.
    Christoph ahnte den Gedanken seines Kollegen. Sollten
hier vielleicht Mittel geflossen sein? Welche Möglichkeiten hatte ein
Bürgermeister, mit kleinen Gefälligkeiten an den richtigen Stellen den Weg für
diesen oder

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