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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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betätigte die Türglocke.
    Es dauerte eine Weile, bis durch das bleigefasste
Buntglas der Scheibe eine Gestalt sichtbar wurde, die sich der Tür näherte.
    Der alte von Dirschau erschien im Lichtkegel der
Dielenbeleuchtung, blinzelte kurz in die Dunkelheit hinaus und knurrte dann
ohne jede Begrüßung: »Ach, Sie sind das schon wieder.«
    »Guten Abend, Herr von Dirschau. Entschuldigen Sie die
späte Störung, aber es ist sehr wichtig. Können wir hereinkommen?«, sagte
Christoph.
    Der Gutsbesitzer sah ihn finster an. Dann schüttelte
er den Kopf.
    »Nein!«, antwortete er entschieden. »Ich habe nicht
die Absicht, mich mit Ihnen zu unterhalten. Erstens ist es schon reichlich
spät, zum Zweiten haben wir einen Tag vor Heiligabend. Ich wüsste nicht, was
wir noch miteinander zu besprechen hätten.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, wollte er die Tür wieder
schließen. Doch der Oberkommissar hielt seine Hand dagegen.
    »Wenn wir mit Ihnen reden möchten, haben Sie
gefälligst Zeit für uns zu haben. Dabei ist es gleich, ob wir Sie um
Mitternacht, am Vormittag oder wann auch immer besuchen wollen. Haben Sie das
verstanden?«
    Um die Mundpartie des Gutsbesitzers zeigte sich wieder
der bekannte, leicht spöttische Zug.
    »Da unterliegen Sie aber einem Irrtum. Meine Wohnung
ist unantastbar. Das sichert mir das Grundgesetz zu. Und wenn Sie die Absicht
haben, mit mir zu plaudern, dann laden Sie mich zu einem Gespräch in Ihr Büro
ein. Sagen wir, morgen, am Heiligabend? Wäre Ihnen der Nachmittag recht?«
    »Sie irren, Herr von Dirschau«, entgegnete Christoph
scharf. »Es bestehen hinreichende Verdachtsmomente, die eine sofortige
Vernehmung rechtfertigen. Natürlich bleibt es Ihnen unbenommen, sich im
Nachhinein über uns zu beschweren. Doch jetzt, in diesem Augenblick, sind Sie
gehalten, entweder mit uns in der gewünschten Weise zu kooperieren, oder ich
sehe mich gezwungen, geeignete Maßnahmen gegen Sie zu ergreifen.«
    Ein Hauch von Unsicherheit huschte über das Gesicht
des Gutsbesitzers. Man sah ihm an, dass er Für und Wider abwog, es schließlich
aber doch nicht auf eine Konfrontation ankommen lassen wollte. Dennoch zeigte
er kein offenes Entgegenkommen.
    »Um was handelt es sich denn bei Ihrer Eilaktion?«,
fragte er, wobei er dem letzten Wort eine besondere Betonung gab.
    »Wollen wir das nicht doch lieber im Haus
besprechen?«, setzte Christoph erneut nach.
    Von Dirschau trat nun einen Schritt zur Seite und gab
die Tür frei.
    Als die drei Beamten in der Diele standen, schloss er
die Haustür und ging vor in sein Büro. Dort nahm er in seinem schweren
Lehnsessel Platz. Den Polizisten bot er keine Sitzgelegenheit an.
    Christoph setzte sich. Große Jäger zog einen weiter
entfernt stehenden Sessel ungerührt über den Teppich heran. Die missbilligenden
Blicke von Dirschaus, die zuerst auf die Schleifspuren im Teppich, dann auf den
Oberkommissar fielen, ließ er unbeachtet. Mommsen blieb etwas abseits stehen.
    Christoph sparte sich eine umständliche Einleitung.
    »Sie haben vor einiger Zeit, genau genommen im
November, neue Computer in Ihrem Haus installiert«, begann er.
    Von Dirschau fiel ihm direkt ins Wort: »Ich wüsste
nicht, was Sie das angeht.«
    »Moment, lassen Sie mich bitte ausreden! Nach unserem
Wissensstand hat Ihr Sohn die Installation selbst vorgenommen. Es handelt sich
hierbei um Hardware, die er in Freiburg erworben und hierher transportiert hat.
Ist das richtig?«
    »Ich vermag immer noch nicht zu erkennen, welche
Bedeutung dieser ganz normale Vorgang für Sie hat. Aber bitte, wenn es Ihrer
persönlichen Befriedigung dient: Ja, das ist richtig. Und wenn Sie auch noch
wissen möchten, warum, so kann ich Ihnen verraten, dass die Preise in Freiburg
einfach wesentlich günstiger waren als die Forderungen des örtlichen Handels.
Und da wir Landwirte jeden Cent scharf kalkulieren müssen, konnte ich einem
solchen Angebot nicht widerstehen.«
    Christoph winkte ab. »Das ist für mich auch nicht von
Interesse. Bedeutsamer ist es, dass Sie den Transport von Freiburg hierher
selbst vorgenommen haben.«
    Von Dirschau schüttelte den Kopf. »Das ist nicht
richtig.«
    Christoph erinnerte sich an dieses Verhaltensmuster
seines Gegenübers aus früheren Gesprächen. Wenn die Frage nicht präzise den
Sachverhalt berührte, wich der Gutsbesitzer auf eine in die Irre führende
Antwort aus. Deshalb schob Christoph nach: »Nicht Sie persönlich, sondern Ihr
Sohn hat den Transport übernommen.«
    Schweigen.
    »Ist

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