Tod in der Walpurgisnacht
dem Gemeindehaus von Döderhult vorbei, die an einem offenen Platz lagen. Döderhult war inzwischen, zusammen mit Marieholm, Rostorp, Svalliden und Rödsle ein Stadtteil im Westen von Oskarshamn. Friedliches Einfamilienhaus-Idyll, mit einigen Mehrfamilienhäusern durchsetzt.
Die Kirche ähnelte der von Hjortfors, dachte Claesson, ein weiß gekalktes und gut gepflegtes Kirchenschiff und ein Turm. Die Kirche war bei Hochzeitspaaren sehr beliebt. Er musste an den Tag denken, als Veronika und er zusammen mit den Kindern Cecilia und Klara ebendort auf dem Herrenhof nebeneinander an einem festlich gedeckten Tisch gesessen hatten. Die Trauung allerdings hatte in der Kirche von Oskarshamn stattgefunden. Natürlich waren Freunde und Verwandte eingeladen, Nora war damals noch nicht auf der Welt. Das war bevor Cecilia überfallen worden war. Die hatte übrigens erklärt, dass sie diese Woche nach Oskarshamn kommen und einen Freund dabeihaben würde.
»Der Konvaljevägen«, sagte Jasinski und schaute auf das Straßenschild, dann bog sie langsam ein und hielt vor dem Grundstück.
Das Haus war einstöckig mit hell verputzter Fassade und schwarzem Dach. Einfallslos und trist, fand Claesson. Er mochte Holzhäuser, auch wenn er nur allzu gut wusste, wie viel deren Instandhaltung kostete. Sein Haus aus den Dreißigern musste neu gestrichen werden, und auch das würde nicht ewig vorhalten.
»Die Straße ist wie ausgestorben«, meinte Jasinski, nahm die moderne Pilotensonnenbrille ab und spähte mit zusammengekniffenen Augen über den sauberen Asphalt des Konvaljevägen.
»Sind wahrscheinlich alle bei der Arbeit, was hast du denn gedacht?«, entgegnete Claesson.
Auf dem Grundstück war kein Auto zu sehen, aber das stand vielleicht in der Garage schräg hinter dem Haus.
Sofia Skoglund-Bladh öffnete, noch ehe sie klingeln konnten. Der Rest der Familie war nicht da. Sie selbst hatte sich krankschreiben lassen, erklärte sie sogleich.
Claesson erschien sie wie eine kleinere Variante ihres Bruders Mattias. Die beiden waren einander auffallend ähnlich, beide hatten ein rundes Gesicht mit hohen Wangenknochen. Die Körperhaltung wies allerdings darauf hin, dass die große Schwester ein besser ausgeprägtes Selbstbewusstsein besaß, dachte Claesson und war wieder einmal fasziniert davon, was der erste Eindruck oft schon verraten konnte.
Sie gingen in die Küche, die nach Süden zur Straße lag. Vor beiden Fenstern waren grün-weiß gestreifte Markisen ausgefahren.
Familie Skoglund-Bladh hatte offensichtlich eine Wand weggenommen und Küche und Esszimmer miteinander verbunden. Der ovale Küchentisch stand frei, so dass man ungehindert darum sitzen konnte. Die Küchenstühle waren rot lackiert, eine einfachere Kopie des dänischen Ameisen-Stuhls in Laminat, auf denen man leidlich gut saß. Wände, Schränke und alle Küchengeräte waren strahlend weiß, ebenso die Stores, die allerdings ein steifes geometrisches Muster im Stil der Fünfzigerjahre trugen, das schwarz und rot war und wahrscheinlich zu den Stühlen passen sollte. Die Küche vermittelte einen kalten und sehr aufgeräumten Eindruck, alles entsprach dem neuen Einrichtungstrend, der anstelle von ausufernder Gemütlichkeit helle und saubere Räume bevorzugte.
Jasinski leitete das Gespräch mit ein paar Phrasen darüber ein, dass die Situation für Sofia Skoglund-Bladh schwierig sein musste, weil ihr Vater auf eine so unerwartete Weise gestorben war. Und sie erwähnte, dass die Polizei sie sicher mehrmals würde befragen müssen.
»Es ist besser, wenn Sie sich darauf schon einstellen. Wir arbeiten so, wenn neue Informationen auftauchen …«, sagte Jasinski.
Sofia nickte blass. Claesson fragte, ob es in Ordnung sei, wenn sie das Gespräch aufzeichneten.
»Das ist vollkommen in Ordnung«, sagte sie in neutralem Ton und zuckte mit den Schultern. Ihre Stimme hatte sich erholt, sie war fester geworden.
Claesson fischte das Aufnahmegerät aus der Tasche, stellte es ein und sprach Datum, Ort, Uhrzeit und Anwesende auf. Dann legte er es auf den Tisch.
Sofia Skoglund-Bladh sollte zunächst einmal erzählen, wo sie sich in dem betreffenden Zeitraum aufgehalten hatte. Sie war am Freitag vor Walpurgis bei der Arbeit in einem Kindergarten gewesen und dann am Abend mit der Familie zu Hause. Es würde nicht schwer sein, das Alibi zu erhärten. Ihre Kinder waren drei und fünf Jahre alt.
Den Walpurgis-Samstag hatte sie mit der Familie verbracht, also mit ihrem Ehemann und den beiden
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