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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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überprüfen würde. Nicht heute, aber bald.«
    Claesson tat einen langen Seufzer.
    »Wir haben eigentlich genug zu tun, aber lass mal hören!«, sagte er dann.
    Martin Lerde berichtete, was er im Visier hatte. Es klang ziemlich weit hergeholt, aber manchmal waren es gerade diese abwegigen Ideen, die etwas ergaben. Claesson war klar, er musste Lerde vertrauen, sonst würde er es bitter bereuen, wenn sich erweisen sollte, dass dieser Recht hatte.

Kapitel 46
    Hilda, Sonntag, den 3. April 2011
    O bwohl es jeden Moment anfangen konnte zu regnen, gingen Hilda und Samuel langsam und schweigend weiter zum Badeplatz.
    Sie wollten die Stimmung nicht kaputt machen. Ihre Gedanken schwirrten.
    Warum hatte Skogis ihre Mutter loswerden wollen?
    Hilda betrachtete die Wasserpflanzen und das braune, aber klare Wasser, dessen Oberfläche sich kräuselte.
    Ein schmaler Streifen Wald trennte die Allmende vom Badeplatz. Die Pontons waren unter einer Persenning verstaut und warteten darauf, zum Frühjahr wieder ins Wasser gelegt zu werden.
    »Hier sind wir immer mit dem Rad hingefahren, als wir klein waren«, sagte Hilda.
    »Hm«, brummte Sam, nickte und schlenderte zum Uferstreifen, ging in die Hocke und hielt eine Hand ins Wasser. »Nicht mehr eiskalt«, stellte er fest und erhob sich wieder. »Aber ich werde doch mit dem ersten Bad noch warten.«
    »An heißen Tagen ging Papa gern hierher, um mal einzutauchen«, erinnerte sie sich.
    Er nickte. Dann versank er wieder in Schweigen. Woran erinnerte er sich wohl noch?, dachte sie und wartete.
    »Du hast mit Mama und mit Papa gleichermaßen Ähnlichkeit«, sagte er plötzlich, wandte sich ihr zu und lächelte. »Genauso hübsch wie Mama.«
    »Ach was«, widersprach sie und fühlte sich überrumpelt. »Danke«, sagte sie noch.
    Dann kam der Regen, schwere, große Tropfen pladderten herab, und sie suchten schnell Schutz in der Badehütte.
    »Wie das schüttet!«, sagte Hilda, wischte sich mit der Hand übers Gesicht und holte tief Luft. »Es riecht so wie früher immer.«
    Sie sah sich um. Die Hütte aus dunkel gebeiztem Holz war in zwei Abteilungen eingeteilt: eine für Frauen und Mädchen, eine für Männer und Jungen. Sie waren auf der Männerseite gelandet. An den Wänden standen lange Holzbänke mit Haken darüber. Es gab keine Beleuchtung, doch trotz des schummrigen Lichts konnte man noch erkennen, wer mal da gewesen war und das für immer ins Holz geritzt oder eingebrannt hatte.
    »Kuck mal, das Loch ist verstopft«, sagte Hilda und legte den Finger auf ein Astloch in der Wand, das früher als Guckloch benutzt worden war. »Alle Mädchen wussten, dass man einen Strumpf da reinstecken musste, damit die Jungs nichts sehen konnten. Oder man musste sich dahinten in der Ecke umziehen. Wir haben immer gedacht, dass einer von den größeren Jungs dafür gesorgt hat, dass das Loch wieder da war, und dass die dann auf der anderen Seite standen und Sehnsucht schoben«, grinste sie.
    Sam nickte. »Ist euch nie der Gedanke gekommen, dass es auch ein Erwachsener sein könnte, der da kuckt?«
    Das hatte sie nie gedacht, sondern das Ganze mehr als ein pubertäres Suchen nach der Fleischeslust abgetan. Sanfte Kurven, Taillen, Pobacken, Brüste und Ritzen.
    Es prasselte auf das Dach, es goss dermaßen, dass sie den See kaum noch sehen konnten.
    »Kannst du dich erinnern, dass wir sogar bei Regen hierhergekommen sind und gebadet haben?«, fragte Hilda.
    »Ich erinnere mich nur zu gut an diesen Ort«, sagte er.
    »Ehrlich?«, fragte sie und bemerkte den verbitterten Tonfall, doch er redete nicht weiter. Sie sah ihn an: »An was denn?«, fragte sie schließlich.
    »Verschiedenes«, antwortete er ausweichend.
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, um ihn zum Erzählen zu bringen.
    »Irgendwann wirst du es erfahren«, sagte er und beschrieb, wie um davonzukommen, mit seiner Schuhspitze auf den Bodenbrettern einen Kreis.
    Sie standen dicht nebeneinander und betrachteten das Naturschauspiel. Der Regen glänzte in der Luft.
    »Wenn du mich nicht ansiehst, sondern weiter geradeaus auf den See schaust, dann werde ich versuchen, dir zu erzählen, woran ich mich erinnere«, sagte Sam schließlich.
    Sie nickte und starrte mit aller Macht auf den Hjortsjön.
    »Ist es gut so?«, fragte sie in leichtem Ton.
    »Du glaubst, ich bin ein bisschen bescheuert, aber sonst bleiben mir die Worte im Hals stecken, und alles ist mir peinlich«, sagte er, wie um sie vorzubereiten.
    »Ich verspreche, dass ich mich nicht rühren

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