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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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Skogis würde Mama und Papa mögen«, sagte sie dann. »Schließlich war er oft bei uns zu Hause, vor allem bei Mama, nachdem Papa gestorben war und du weg warst und Mama Trost brauchte. Sie hat schrecklich um Papa getrauert«, sagte Hilda. »So sehr, dass sie mich darüber fast vergessen hat.«
    Sam machte ein paar nachdenkliche und langsame Schritte. Sie gingen wie ursprünglich geplant weiter zur Allmende und zum See hinunter. Sam sog jedes Wort förmlich auf, das sie sagte. Das war sie nicht gewohnt, und es gefiel ihr angehört zu werden.
    »Was war eigentlich mit ihm los? Hatte er ein schlechtes Gewissen wegen irgendwas, oder war er in sie verliebt?«
    Sam antwortete nicht. Nun waren sie bei der Allmende angelangt, und Hilda stellte sich mitten auf das Grundstück in das hohe Gras und gönnte sich einen Moment, um den Ort in sich aufzunehmen.
    Weiter unten lag der See, genauso, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Der Uferstreifen war schmaler, und der Stein, von dem sie als Kinder ins Wasser gesprungen waren, war gar nicht mehr so hoch wie früher.
    Sie blieben vor dem Holzhaufen auf der Allmende stehen. Hier lagen Bretter, Äste und alles mögliche brennbare Material gesammelt.
    »Bald ist Maifeuer«, sagte Sam.
    »Ich weiß. Ich weiß noch, wie ich mit Mama und Papa hierhergegangen bin, und es war immer so nett mit dem Chor. Wir haben auch so nah dran gewohnt.«
    »Lass uns doch dieses Jahr Walpurgis zusammen feiern«, schlug er begeistert vor. »Das ist noch einen Monat hin, du musst dich nicht jetzt gleich entscheiden.«
    So weit hatte sie noch gar nicht gedacht.
    »Klar«, erwiderte sie mit gemischten Gefühlen. »Kommt Lejla auch?«
    »Nein, sie wird zusammen mit einer Freundin aus Stockholm nach Indien reisen.«
    Das klang doch gut. Hilda griff nach Sams Arm.
    »Wir müssen einfach rauskriegen, warum Skoglund das gemacht hat«, sagte sie. »Denn sonst ist es wirklich Mord, wie du sagst.«
    »Ja, wenn er vorsätzlich gelogen hat, damit Mama stirbt, dann ist das so.«
    »Ich werde mal sehen, ob ich mir ein Herz fasse und mit der einen Ärztin rede, die dabei war. Womöglich erinnert sie sich. Sie ist immer noch im Krankenhaus. Eigentlich habe ich kein Recht, die Akte von Mama zu lesen, aber ich kann ja erklären, dass es ein Zufall war. Das wird sie verstehen und keine große Sache daraus machen. Vielleicht erinnert sich auch eine von den Krankenschwestern. Bisher habe ich mich das aber noch nicht getraut.«
    Sie holte tief Luft.
    »Würdest du nicht auch wollen, dass man Skoglund dann damit konfrontiert?«, fragte sie dann. »Damit er die Sache mal so richtig bereut. Damit er sich wenigstens entschuldigt?«
    Jetzt brach die Wut aus ihr heraus.
    »Das kannst du vergessen!«, sagte Sam. »Das wird er niemals tun. Leute wie der bereuen niemals etwas.«
    Sie starrte ihn erstaunt an.
    »Ich ahne schon, warum Skogis Mama loswerden wollte«, sagte er.
    »Ehrlich?«
    »Hm«, knurrte Sam.
    »Erzähl!«, bat sie.
    »Es war im Gespräch, dass ich wieder nach Hjortfors kommen sollte, zurück zu Mama und dir.«
    Hilda starrte ihrem Bruder ins Gesicht.
    »Und wieso wäre das ein Problem gewesen? Wolltest du das nicht?«, flüsterte sie.
    »Doch, das wollte ich. Aber du hast ja keine Ahnung«, sagte er dann, und die Stimme versagte ihm.
    In ihrem Kopf stand plötzlich alles still.
    »Ahnung wovon?«, fragte sie.
    Sam sah zum Himmel. Es hatte immer noch nicht angefangen zu regnen, obwohl sich die Wolken immer höher auftürmten. »Es gibt Dinge, von denen Skoglund nicht wollte, dass sie rauskommen.«
    »Zum Beispiel?«
    Hilda blieb der Mund offen stehen.
    »Wir scheren uns nicht um das Gewitter und gehen zuerst zum Ufer, und ich erzähle dir später. Ich muss mich erst etwas beruhigen«, sagte er und legte einen Arm um ihre Schultern.
    Der Arm wärmte. Für einen kleinen Moment wünschte sie, nicht seine Schwester zu sein.
    Dann dachte sie an Jens in ihrem Haus. Dass es ihn gab und wie einfach sich plötzlich alles anfühlte. Die Beziehung zu Fredric war mausetot.

Kapitel 45
    W i e ähnlich sich Vater und Sohn doch waren, dachte Claesson, als er Lasse Lundin zunickte, der zusammen mit Ella Grönros aus Kalmar herbeigerufen worden war. Beide lang und schlank mit schmalem Gesicht. Lasses Wangen waren heller, seine Haare hatten diesen blonden oder eher farblosen Ton, wie er im Norden üblich war. Vater Lundin hingegen hatte im Laufe der Jahre eine kräftigere Gesichtsfarbe bekommen, seine Haare waren zwar schütter, doch noch

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